1430 - Der Vampir-Clown
sich an Justine Cavallo.
»He, Justine!«
»Was willst du?«
»Mehr über Corky wissen.«
Die blonde Bestie lachte und reckte sich zugleich. »Da muss ich dich enttäuschen, meine Liebe. Ich weiß nichts über ihn. Ich weiß nur, dass er zu den Wesen gehört, die Blut trinken, das ist auch alles. Ich habe keine Ahnung, woher er kommt und wer ihn geschickt haben könnte.«
»Das ist schlecht.«
»Weiß ich selbst.«
»Und Mallmann?« Jane ließ nicht locker. »Kannst du dir vorstellen, das Dracula II die Fäden zieht?«
»Nein, Corky ist ein Einzelgänger. Das glaube ich zumindest. Wer ihn zum Vampir gemacht hat, kann ich dir nicht sagen. Man wird ja nicht als solcher geboren.« Sie lachte.
»Hast du gehört, John?«
»Klar.«
Ich hatte eine freie Strecke vor mir, die schnurgerade in die einbrechende Dämmerung führte. Das Licht der Scheinwerfer warf bleiche Bahnen auf den grauen Asphalt.
»Ein Kind würde fragen, wie lange es noch dauert, bis wir da sind.«
Ich musste lachen. »Da du kein Kind bist, Jane, wirst du es ja auch nicht fragen. Ich gebe dir trotzdem eine Antwort. Wir befinden uns bereits auf der richtigen Straße. Schau auf den Monitor…«
»Ich hasse das Ding.«
»Ja, kann sein. Aber es ist ein Helfer. Die A269 führt direkt auf die Küste zu.«
»Super. Dann sind wir ja in ein paar Minuten am Ziel.«
»Fliegen kann ich nicht.«
Nahe Bexhill verdichtete sich der Verkehr, und das auch um diese Zeit. Die Stadt lag an der See. Wir hatten August, Ferien, und da trieb es viele Menschen an die See.
Reklameschilder, Tankstellen, Hinweise auf Hotels und Pensionen und auch Wegweiser, die zum Strand führten, das alles bekamen wir zu Gesicht – und auch die bunten, an den Wänden hängenden Plakate, die auf den Zirkus hinwiesen.
Er hieß »Di Conti«.
»Seltsamer Name«, sagte Jane.
»Ich denke, dass der Chef so heißt.«
»Das ist möglich.«
Wir rollten in den Ort hinein. Neben einem Plakat hielten wir wieder an, weil wir wissen wollten, wie wir ans Ziel gelangten, und wir stellten sehr bald fest, dass der Weg zum Strand führte, was zwar okay war, aber auch Probleme brachte, denn die Straßen in Richtung Küste waren recht eng.
Nicht alle durften mit Autos befahren werden. Wir rollten durch eine breite Gasse, die an der linken Seite zugeparkt war und wo Häuser mit einem weißen Anstrich standen und sich Menschen auf den schmalen Gehsteigen drängten. Nicht nur Erwachsene genossen das warme Wetter, auch Kinder waren in der einbrechenden Dunkelheit noch unterwegs.
Die Straße endete am Strand. Dort gab es abgeteilte Parkplätze, die uns nicht interessierten, denn wir sahen unser Ziel bereits von weitem.
Beim Hinschauen hatte ich den Eindruck, als würde das illuminierte Zelt zwischen Himmel und Erde schweben. Es hatte seinen Platz auf dem breiten Strandabschnitt gefunden. Im Hintergrund bewegte sich die graue Fläche der See, deren Wellenkämme hin und wieder aussahen, als wären sie mit Diamanten geschmückt worden.
Der Sand war hier festgefahren, und wir rollten an den offiziellen Parkplätzen vorbei. Ich wollte den Rover in der Nähe des Zelts abstellen, was ich auch tat. Und zwar zwischen ihm und den Wohnwagen oder Wohnmobilen der Mitarbeiter.
Wir hatten den Wagen kaum verlassen, als uns ein schwitzender Mensch im dunklen Overall entgegentrat. Er winkte mit beiden Händen und machte mir mit heiser klingender Stimme klar, dass wir hier auf keinen Fall parken durften.
»Fahren Sie wieder zurück!«
»Das werden wir nicht tun«, erklärte ich.
»Was?«
»Sie gehören zum Zirkus Di Conti?«
»Ja.«
Ich zeigte ihm meinen Ausweis. »Scotland Yard«, fügte ich hinzu.
»Sie wissen, was das bedeutet?«
»Polizei?«
»Genau das.«
»Ich habe nichts getan.«
»Wir wollen auch nichts von Ihnen, sondern mit Ihrem Direktor sprechen.«
»Oh, er ist noch in der Manege. Aber Sie haben Glück. In zwei Minuten beginnt die Pause. Da können Sie ihn sprechen.«
»Wo?«
»Er geht dann in seinen Wagen.«
»Bringen Sie uns hin!«
Der Mann nickte heftig. Er war einen Befehlston wohl gewöhnt.
Ich musste mich auch knapp halten, weil ich einfach nicht wollte, dass wir noch mehr Zeit verloren.
Zwei Minuten dauerte es nicht mehr bis zur Pause. Schon jetzt strömten die Zuschauer aus dem Zelt ins Freie. Zum Glück hielten wir uns nicht in der Nähe des Eingangs auf, so dass uns die Massen nicht störten, die nach draußen quollen.
Wir umgingen einige Wagen und blieben vor einem langen
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