1431 - Das Humanidrom
einverstanden und gingen sofort an die Arbeit. Nur etwa eine Stunde verstrich, dann schleppte Ikarus Pell die Aufzeichnung mit Hilfe eines Mikro-Antigravs heran. „Laß mich allein", bat Holm. Er fuhr die Aufzeichnung ab, als sich die Tür hinter dem Siganesen geschlossen hatte. Es war ein Zusammenschnitt von verschiedenen Aufzeichnungen, die im Haus seiner Eltern gemacht worden waren. Er enthielt zunächst Bilder von der fröhlichen Gesellschaft, die sich eingefunden hatte, die Geburt des Kindes zu feiern. Holm war erstaunt, Esmalda, seine Schwiegermutter, dort zu sehen. Doch er war noch ahnungslos. Minuten später aber wußte er Bescheid. Er kannte jetzt die ganze Hinterhältigkeit dieser Frau und war über das „Verbrechen" seines Vaters informiert.
Am Ende der Aufzeichnung sprach Esmalda in die Kamera. Sie erklärte, es habe sich herausgestellt, daß Armin Holm mit dem von ihm konstruierten Raumschiff niemals starten könne, weil es technisch gar nicht dazu in der Lage sei.
Sie betonte, das könne an dem Todesurteil jedoch nichts ändern, da allein schon der Versuch verboten sei, ein Raumschiff zu bauen. „Auch wenn wir nur Konstruktionspläne bei ihm gefunden hätten", sagte sie, „wäre das ein hinreichender Grund gewesen, ihn zu liquidieren."
Die Tür öffnete sich, und Endehar Roff trat ein. „Das wußte ich doch", bemerkte er. „Ich habe lange darauf gewartet, daß du dir diese Aufzeichnung holst" Erschrocken sprang Holm auf. Er glaubte sich verloren, und er hatte das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. „Immer mit der Ruhe", sagte der Leitende Ingenieur. „Ich möchte deine Meinung zu dem Verhalten von Esmalda hören."
Er ließ sich in einen Sessel sinken. „Nebenbei - ich hatte einen Freund bei der Polizei. Er hat mir diese Kopie der Aufzeichnung besorgt", eröffnete Roff ihm. „Mittlerweile ist er leider tot. Ein Opfer von Esmalda, wie so viele."
„Deni hat nichts damit zu tun!" rief Holm erregt.
Roff lächelte milde. „Das habe ich nicht behauptet", erwiderte er. „Dennoch würde ich an deiner Stelle vorsichtig sein."
Holm schaltete das Gerät aus und gab dem Chefingenieur die Aufzeichnung. „Keine Angst", sagte Roff. „Ich verrate dich nicht. Ich war ein Freund deines Vaters. Wir hatten oft Meinungsverschiedenheiten, aber im Grunde genommen standen wir uns doch nahe. Ich habe Esmalda nie verziehen, daß sie ihn umgebracht hat."
„Du bewahrst diese Aufzeichnung seit zehn Jahren auf. Ganz offen. Hast du keine Angst, daß Esmalda es dir übelnehmen könnte, wenn sie es herausfindet?"
Roff lachte. „Ich bin sicher, sie weiß es längst", erwiderte er. „Wahrscheinlich ärgert sie sich, aber sie kann nichts tun."
Albert Holm nickte.
Natürlich konnte sie nichts gegen den Leitenden Ingenieur ausrichten! Er hatte das Humanidrom zusammen mit NATHAN entwickelt. Ohne ihn würde es nie fertig werden. Sie konnte ihn nicht aus dem Verkehr ziehen, ohne gleichzeitig das Humanidrom zu gefährden.
Holm faßte Vertrauen zu dem Chefingenieur. „Nun, was sagst du zu Esmalda?" fragte Endehar Roff. „Ich hasse sie", gestand Holm. „Mein Vater hat ihr vertraut, aber sie hat ihn ermordet."
„Du mußt vorsichtig ihr gegenüber sein", warnte der Leitende ihn. „Sie lauert wie eine Spinne im Netz. Sobald du irgendwo eine Schwäche zeigst, wird sie gegen dich vorgehen -schon um mir eins auszuwischen. Ich wollte, daß du es weißt, weil ich dich nicht verlieren möchte."
Er legte ihm die Hand in väterlicher Geste auf die Schulter. „Das Humanidrom muß fertig werden", sagte er eindringlich. „Wir brauchen noch etwa fünfzehn Jahre. Dann haben wir es geschafft. Wir werden nicht aufgeben."
„Ich fürchte, das hält Lokvorth nicht durch", gab Holm zu bedenken. „Warum gibt Terra keine Kredite? Die Kosmische Hanse oder das Galaktikum könnten uns finanziell helfen."
Endehar Roff schüttelte den Kopf, und in seinen Augen leuchtete ein fanatisches Licht. „Es ist ganz allein unser Projekt", erklärte er. „Und wenn wir daran zugrunde gehen, wir werden es vollenden!"
Das Gesicht des Leitenden Ingenieurs entspannte sich wieder. Er lächelte. „Ich bin froh, daß wir uns ausgesprochen haben. Du weißt, daß du mir vertrauen kannst. Wenn es irgendwelche Probleme gibt, komm zu mir."
„Vorläufig habe ich nur eine Frage", erwiderte Holm. „Heraus damit!"
„Ich habe heute einen Nakken an Bord gesehen", eröffnete er ihm. „Dann war da noch jemand. Eine schemenhafte
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