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1431 - Das Humanidrom

Titel: 1431 - Das Humanidrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gestalt.
    Wie ein Phantom. Ich konnte sie nicht genau erkennen, weil sie im Halbdunkel war. Ich weiß jedoch, daß es sich dabei nicht um einen Menschen gehandelt hat.
    Dieses Wesen war ungeheuer fremd."
    Endehar Roff blickte ihn mit einem Ausdruck grenzenlosen Entsetzens an. „Bist du sicher, daß du dich nicht geirrt hast?" stammelte er. „Das kann nicht sein!
    Ich wüßte davon. Ein Nakk? Unmöglich."
    „Ich kann dir zeigen, wo es war."
    Roff atmete schwer. „Dann los. Ich weiß, daß es in der Milchstraße einige überlebende Nakken gibt. Durch ihre besonderen Anlagen eignen sie sich für alles, was mit übergeordneten Dimensionen zu tun hat.
    Aber ich habe nicht geahnt, daß sie sich im Humanidrom festsetzen könnten."
    Er drängte Holm zur Eile. Doch der junge Ingenieur war nicht in der Lage, ihm den Nakken zu zeigen. Die Räumlichkeiten, in denen er ihn gesehen hatte, waren verändert. Die Wände hatten sich verschoben. Nichts war mehr so wie vorher. „Ich habe es nicht anders erwartet", sagte Endehar Roff, und er sah aus, als ob er in den letzten Minuten um Jahre gealtert sei. „Wir werden das überprüfen, und ich bin sicher, daß hier nichts mehr den Bauplänen entspricht. Könnte es sein, daß dieses schattenhafte Wesen ein Cantaro war?"
    „Tut mir leid, das kann ich nicht beantworten. Möglich ist es, aber ich bin mir nicht sicher."
    Roff schickte Holm in sein Büro zurück.
    Dort ließ sich der junge Ingenieur in einen Sessel sinken. Er fürchtete sich davor, Deni zu begegnen. Die Unbefangenheit ihr gegenüber war verflogen. Ob er wollte oder nicht, er würde von nun an in ihr die Tochter der Mörderin seines Vaters sehen.
    Wahrscheinlich haben Ikarus und Zarlo recht, dachte er. Wir sind gefangen in einem diktatorischen System. Mit einem nicht mehr zu überbietenden Zynismus zwingt es die Völker in die Knie, die es gewagt haben, ihm irgendwann einmal Widerstand zu leisten. Auch Lokvorth muß sich gewehrt haben. Wer weiß das heute schon noch? Das Humanidrom war die Antwort.
    Er wünschte, er hätte mit Deni darüber sprechen können. Er liebte seine Frau nach wie vor, aber er war nicht mehr sicher, ob sie ihrer Mutter nicht gewisse Dinge zutrug, die er ihr anvertraut hatte. Damit wurde er sich bewußt, daß seine veränderte Einstellung zu ihr zwangsläufig am Anfang einer Entwicklung stand, die zum Ende seiner Ehe führen würde.
    Alles, woran er in den vergangenen Jahren geglaubt hatte, brach in diesen Minuten zusammen.
    Und dann faßte er einen nahezu revolutionären Gedanken.
    Ich werde tun, was mein Vater getan hat!
    Ich werde mir heimlich ein Raumschiff bauen. Es spielt keine Rolle, wann es fertig ist. Aber irgendwann werde ich fliehen. Ich muß diesem System entkommen, das uns alle zu Marionetten macht.
    Vorläufig war es nur ein Gedanke, hinter dem noch kein eiserner Entschluß stand.
    Doch dieser Gedanke würde sich im Lauf der Zeit bei ihm immer mehr festsetzen, während er zugleich dem Regime und dem Werk gegenüber immer kritischer werden würde. 8. Galbraith Deighton Die Szene wechselte so plötzlich, daß jeder andere in grenzenloser Verwirrung stehengeblieben wäre. Albert Holm aber ging weiter, als hätte er nicht bemerkt, daß er in eine andere Welt versetzt worden zu sein schien. Eben noch hatte langes Gras seine Beine umspielt, jetzt schritt er durch eine enge Röhre aus einem schimmernden Material, das ständig seine Farben änderte.
    Es schien keine Erklärung für den Wechsel zu geben. Doch der Ingenieur hatte diesen Weg Hunderte Male zurückgelegt, und er wußte, wodurch der Effekt hervorgerufen wurde.
    Er fühlte sich leer und ausgebrannt.
    Es war auf den Tag genau fünfzig Jahre her, daß der erste Materialtransporter von Lokvorth in den Raum gestartet und mit dem Bau des Humanidroms begonnen worden war.
    Doch seine Träume waren nicht in Erfüllung gegangen.
    Seine Ehe mit Deni befand sich in einer schweren Krise. Das Mißtrauen seiner Frau gegenüber hatte ihr schweren Schaden zugefügt. Im Gegensatz zu Deni bemühte er sich nicht mehr darum, sie wieder in Ordnung zu bringen.
    Zu Endehar Roff fühlte er sich mehr denn je hingezogen. Sie waren Freunde geworden, die wußten, daß sie sich aufeinander verlassen konnten.
    Von dem Nakken und dem rätselhaften Fremden hatten weder er, noch Roff jemals wieder etwas gesehen, obwohl sie mehrfach Anzeichen dafür gefunden hatten, daß sich irgend jemand im Humanidrom aufhielt, der sich vor ihnen verbarg. Auch hatten sie immer

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