1431 - Shaos Feindin
andere Tore öffneten und sich meine Freunde in irgendwelchen fernen und gefährlichen Welten wiederfanden, aus denen es so leicht kein Entrinnen für sie gab.
Ich ging zurück. Mein Blick fiel auf den toten Wächter. Es sah aus, als hätte man eine Puppe in den kleinen Wagen gesetzt. Neben ihm blieb ich stehen.
Nach wie vor fand ich es nicht gut, dass er hier saß. Deshalb wollte ich, dass meine Kollegen ihn abholten.
Ich hatte das Handy kaum berührt, als mich ein Geräusch aufmerksam werden ließ. Es trat sehr plötzlich ein, sodass ich den Eindruck gewann, als hätte es nur auf einen bestimmten Zeitpunkt gewartet.
Das war der Fall.
Ich hörte Schritte, und dann schälten sich aus der Dunkelheit Gestalten hervor, die sich auf die Festung zu bewegten und mich nicht eben in Hochstimmung versetzten…
***
»Das wird die Hölle!«, sagte Shao, als sie und Suko mit dem Wagen auf die Eingangstür zurollten.
»Wieso?«
»Ich spüre es. Dieser Zauber ist für uns! Mach dich auf was gefasst. Nagita wartet.«
»Und? Hast du Angst?«
»Nein, nicht direkt. Aber man darf sie auf keinen Fall unterschätzen.«
»Davon bin ich überzeugt.«
Sie befanden sich noch ein kleines Stück vom Eingang entfernt. Jeder hätte noch aus dem Wagen springen können, doch niemand tat es. Sie blieben sitzen wie angeklebt, und einen Moment später stieß die Front gegen die beiden Hälften.
Sie klappten auf.
Die Dunkelheit griff sofort zu, und die beiden Insassen bekamen zu spüren, was es heißt, sich zu drehen und zudem noch im Zickzack gefahren zu werden. Jeder Gast sollte die Orientierung verlieren und seine normale Welt vergessen.
Jeder Wagen reichte für zwei Personen. Trotzdem saßen Shao und Suko sehr eng beieinander. Sie wurden geschüttelt und prallten immer wieder zusammen, obwohl sie sich festhielten.
Aber auch diese Schikane hörte auf. Glatt ging die Fahrt weiter, aber beide mussten sich zunächst sammeln.
»Bin gespannt, was uns als Nächstes erwartet«, sagte Suko.
»Das darfst du auch.«
»Deine Stimme klang nicht eben fröhlich.«
»So fühle ich mich auch nicht.«
Ein Schubs, und weiter ging die Fahrt. Sie sahen die blauen Blitze auf sich zujagen, aber sie wurden nicht getroffen. Dafür rollten sie später in eine Monsterwelt hinein, gegen deren Angriff sie sich nicht wehren konnten.
Schreie waren zu hören. Mal laut und grell, dann wieder wimmernd wie die von Gefolterten.
Auch das ging vorbei, und eine andere Welt tat sich auf. Sie fuhren in eine Dimension aus Spiegeln, denn nichts anderes war diese Welt.
Teile von Spiegeln, die verzerrten und ihre Körper praktisch zerrissen.
Plötzlich war alles anders. Shao und Suko sahen sich in verschiedenen Teilen. Aus ihnen waren Fragmente geworden, die sich innerhalb von Sekunden ständig veränderten.
Wie ein Blitz erschien ein Bild.
Eine Person!
Nagita!
Sie stand plötzlich inmitten der Spiegel, aber sie selbst war nicht zerrissen. Sie trug den langen Mantel, der vorn offen stand, sodass viel von ihrer nackten Haut zu sehen war. Eine große Ähnlichkeit mit Shao war in der Tat vorhanden, das musste jetzt auch Suko erkennen, der seinen Blick von dieser anderen Gestalt nicht lösen konnte.
Nagita war wie Shao mit einer Armbrust bewaffnet. Allerdings fehlte ihr die Halbmaske, sonst wäre die Ähnlichkeit mit Shao noch prägnanter gewesen.
»Das ist Wahnsinn«, flüsterte die Chinesin. »Sie hat auf uns gewartet.«
»Und jetzt?«
Shao lachte. »Eine Freundin wird sie nicht sein.«
»Das glaube ich auch!«
Es waren vorerst die letzten Worte, die sie miteinander wechselten. Der kleine Wagen nahm an Geschwindigkeit zu. Er wurde sehr schnell, und einen Moment später war es den beiden nicht mehr möglich, sich in diesem Gefährt zu halten.
Woher die Kraft kam, die sie voll erwischte, wussten sie nicht. Sie wurden mit- und weggerissen. Shao kippte an der rechten Seite des Wagens nach außen. Suko an der linken. Beide rechneten damit, hart zu Boden geschleudert zu werden, was allerdings ein Irrtum war, denn die fremde Kraft spielte weiterhin mit ihnen. Sie hielt sie nicht nur fest, sie machte mit ihnen, was sie wollte.
Beide Körper wirbelten durch die Luft, als wären sie von einem Sturm erfasst worden. Es war etwas, gegen das sie sich nicht wehren konnten, so sehr sie es auch versuchten. Sie schlugen um sich, sie versuchten auch, sich abzustemmen, doch da gab es nichts, wo sie auch nur für einen Moment hätten Halt finden können. In dieser Festung
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