1431 - Shaos Feindin
schon, dass Sie etwas herausgefunden haben, das man durchaus als ein Geheimnis bezeichnen kann. Das ist wahrlich nicht gut für einen Fremden, der nichts mit den Dingen zu tun hat. Das muss ich Ihnen leider sagen. Was passieren soll, das muss alles zu seiner Zeit passieren. Diese Nacht ist reif dafür. Ich bin aber der Meinung, dass es nicht gut ist, wenn Sie sich in gewisse Angelegenheiten mischen. Ich denke, dass wir uns verstanden haben.«
»Nein, nicht genau. Was meinen Sie mit den Angelegenheiten denn? Kann ich da Näheres erfahren?«
»Das geht leider nicht, weil Sie nicht zu uns gehören. Sonst wäre alles kein Problem, aber so…«
Ich ahnte, was da auf mich zukam, und war verdammt wachsam geworden. Besonders hielt ich die beiden Aufpasser im Auge, die statuenhaft an Haitos Seite standen.
»Sie müssen demnach ein Problem lösen, Mr Haito?«
»Leider.«
Ich spielte jetzt einen gefährlichen Trumpf aus. »Heißt das Problem möglicherweise Nagita?«
Auch ein Asiate kann sich nicht immer perfekt in der Gewalt haben, und das erlebte ich hier. Obwohl er nicht besonders auffällig reagierte, hatte ihn meine letzte Antwort getroffen, denn seine Hände zuckten für einen Moment in die Höhe.
Er hatte sich rasch wieder in der Gewalt und ließ die Arme sinken.
»Ich muss mich mit der Lösung des Problems beschäftigen. Manchmal stellt das Schicksal seine Weichen so, dass es keinen anderen Ausweg gibt als nur den einen.«
»Können Sie da konkreter werden?«
Er lächelte mich an. »Möchten Sie das denn?«
»Gern.«
Er lächelte immer noch. Er gab sich so harmlos. Es hätte mich warnen sollen, aber ich war mehr auf die beiden durchtrainierten Typen an der Seite konzentriert. Den relativ kleinen Mann beachtete ich kaum, und der trat hart zu.
Wohl kein Mensch der Welt nimmt einen überraschenden Tritt gegen sein Schienbein so einfach hin. Das war auch in meinem Fall so.
Ich hatte plötzlich den Eindruck, dass mein rechtes Bein in der unteren Hälfte in hellen Flammen stand. Der Schmerz raste hoch, und er trieb mir tatsächlich die Tränen in die Augen. Zudem biss ich mir auf die Unterlippe und sackte in die Knie.
An die Beretta dachte ich in diesem Moment nicht. Mit noch feuchten Augen versuchte ich mich zu fangen, aber da waren noch die beiden anderen.
Einer reichte für mich aus. Dass er sich sehr schnell bewegte, bekam ich höchstens am Rande mit. Da ich meine Augen nicht geschlossen hielt und trotz der Tränenfeuchte in der Lage war, etwas zu sehen, erkannte ich auch den dünnen Gegenstand, der von oben nach unten an meinem Gesicht vorbeihuschte.
Einen Moment später umschlang er meine Kehle.
Er schnitt ein.
Und da wusste ich, dass mir eine verdammte Seidenschlinge die Luft raubte.
***
Das dünne Material war fast mit der Schneide eines Messers zu vergleichen. Es schnitt sich förmlich in die Haut am Hals ein und stoppte tatsächlich meine Atmung.
Ich wusste nicht, auf wen ich mehr Wut haben sollte. Auf den Typ mit der Schlinge oder auf Haito, der sich zu mir herabbeugte, denn der Kerl hinter mir hatte mich zurückgerissen, sodass sich mein Körper in einer Schräglage befand.
Haito lächelte noch immer.
Dabei schüttelte er den Kopf.
»Manchmal sind Menschen zum falschen Zeitpunkt an einem falschen Ort«, sagte er. »Ich gebe nicht gern den Auftrag, einen Menschen zu töten, aber es gibt gewisse Konstellationen, da ist es besser. Sorry…«
»Soll ich es hier tun?«
»Nein, drinnen. Die Türen sind jetzt offen. Nagita hat ihre Welt in Beschlag genommen. Wenn er tot ist, komm zurück. Dann werden wir gemeinsam nachdenken.«
»Ja, Haito!«
Es waren noch einige Meter bis zum Ziel. Ich rechnete damit, über den Boden gezerrt zu werden. Je nach Würgedruck der Schlinge konnte ich durchaus mein Leben verlieren.
Entwaffnet hatten sie mich nicht. Nur wollte ich die Beretta jetzt noch nicht ziehen, denn vier Augen schauten mir nach, wie man mich über den Boden zerrte. Die Schlinge hatte die Haut bereits eingeschnitten. Aus der schmalen Wunde rann das feuchtwarme Blut, und wenn ich trotz allem versuchte, Atem zu holen, entstand nur ein würgendes Geräusch, das kaum zu beschreiben war.
Noch hielt ich durch, auch wenn sich mein klarer Blick bereits in Auflösung befand. Ich glaubte, dass mir der Kopf durch den Druck der Schlinge vom Körper getrennt werden sollte, und irgendwie sah ich es als Erlösung an, als die Tür aufgestoßen wurde.
Noch ein kurzer Schleifer über den Boden, dann hielt
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