Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Grab. »Und dann passiert so etwas. Ich habe wirklich meine Probleme damit. Ich weiß nicht, was dort los ist, denn ich selbst habe noch keine Botschaft empfangen können. Ich kann mich nur wundern. Ich habe das Grab schon zweimal leer räumen lassen. Manchmal kommt es mir vor wie eine Müllkippe.«
    »Man muss die Menschen verstehen. Das haben wir ja vorhin bei der älteren Dame erlebt. Sie ist sehr dankbar gewesen. Es war bestimmt nicht leicht für sie, sich von ihrem Rosenkranz zu trennen. Jetzt liegt er als Gabe der Dankbarkeit auf dem Stein.«
    »Ich werde ihn auch nicht wegnehmen.«
    Ich ließ meinen Blick noch mal über die Grabstätte hinweg gleiten.
    »Haben Sie das Grab schon mal betreten, Mrs Finley?«
    »Nein, warum?« Sie runzelte ihre Stirn. »Oder doch. Sicher, Mr Sinclair, warten Sie. Ich habe das Grab betreten. Ich musste mal ein dickes Buch wegräumen, um meine Blumen aufstellen zu können.«
    »Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen?«
    »Was denn? Was sollte mir aufgefallen sein?«
    »Haben Sie vielleicht etwas gespürt? Ein fremdes und anderes Gefühl? Etwas, das für sie ungewöhnlich war?«
    »Nein, habe ich nicht. Nur Trauer, Mr Sinclair. Ich habe nur Trauer gespürt.«
    »Klar. Das ist verständlich.«
    »Warum haben Sie mich gefragt?«
    Ich hatte mir etwas ausgedacht, war allerdings noch skeptisch, ob sich mein Plan auch so durchführen ließ. Mir war der Gedanke daran gekommen, als mir Kate Finley von ihren Erlebnissen in der Leichenhalle berichtet hatte.
    Ob die Zeit gerade günstig war, wusste ich nicht. Die Helligkeit des Tages war schon verschwunden. Die Schatten der Dämmerung lagen bereits über den Gräbern, und bald begann die Stunde zwischen Tag und Traum.
    Bis zum Einbruch der Dunkelheit wollte ich nicht warten, und deshalb stellte ich direkt die Frage.
    »Würden Sie mir so weit vertrauen, dass Sie einem Experiment zustimmen, Mrs Finley?«
    Zuerst war sie nicht begeistert. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Es ist nur ein Versuch. Ich verspreche Ihnen, dass er nicht wehtut. Sie brauchen nur etwas Vertrauen zu haben.«
    »Tja, wenn Sie meinen. Vertrauen habe ich zu Ihnen.«
    »Danke.«
    »Und was haben Sie vor?«
    »Moment noch.« Ob ich mit meinem Plan richtig lag, wusste ich nicht. Ich wollte es zumindest versuchen und holte mein Kreuz hervor. Dabei wurde ich von zwei großen Augen staunend beobachtet.
    Einen Kommentar hörte ich nicht. Erst als das Kreuz frei lag, flüsterte die Frau: »Was ist das denn?«
    »Ein Kreuz.«
    »Ja, das sehe ich. Es ist wunderschön.«
    »Ich weiß.«
    »Und was haben Sie damit vor?«
    »Nicht ich habe etwas damit vor, sondern Sie werden es nehmen, wenn Sie wollen.«
    »Und – ähm – dann?«
    »Möchte ich Sie bitten, dass Sie mit dem Kreuz in der Hand das Grab betreten.«
    Jetzt war es heraus, und ich war gespannt darauf, wie Kate Finley darauf reagierte.
    Zunächst sagte sie kein Wort. Sie stand unbeweglich vor mir und wusste nicht, ob sie mir ins Gesicht oder auf das Kreuz schauen sollte.
    »Aber was soll ich damit?«
    »Nur das Grab betreten, das ist alles. Ich möchte etwas herausfinden, Mrs Finley.«
    »Und was?«
    Ich log sie nicht an. »Letztendlich geht es um Ihren verstorbenen Mann.«
    Sie überlegte. Dabei konnte sie ihren Blick nicht mehr von dem Kreuz lösen. Ich hätte gern gewusst, was in ihrem Kopf vorging.
    Schließlich lächelte sie und sagte mit leiser Stimme: »Ich kann es ja versuchen.«
    »Da würden Sie mir wirklich einen großen Gefallen tun.«
    »Gut.«
    Sie nahm es an sich. Kate griff nicht einfach zu, nein, sie führte ihre Hand vorsichtig an das Kreuz heran und sie ließ es dabei keinen Moment aus dem Blick.
    Dann hielt sie es fest. Ihre Haltung gefiel mir nicht, und ich sagte:
    »Sie müssen lockerer sein, Mrs Finley.«
    »Ja, ja, schon. Aber ich weiß nicht. Es ist ein gutes Gefühl, das Kreuz zu halten. Ob Sie es nun glauben oder nicht, aber irgendwie gibt es mir Mut.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Und jetzt soll ich das Grab meines Mannes betreten und das Kreuz dabei mitnehmen?«
    »Das wäre mein Wunsch.«
    »Und weiter?«
    Ich winkte ab. »Nichts weiter, Mrs Finley. Sie sollen nichts tun. Sie sollen mir nur sagen, was Sie dabei empfinden und ob sich etwas verändert oder nicht.«
    Sie war noch immer misstrauisch und fragte: »Sollte sich denn etwas verändern?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wie gesagt, es ist ein Experiment.«
    Kate Finley nickte mir zu. »Okay, ich glaube Ihnen, Mr Sinclair. Polizisten muss man ja

Weitere Kostenlose Bücher