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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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liegt hier unter der Erde. Dass sich sein Grab zu einer Pilgerstätte entwickeln würde, das will mir nicht in den Kopf. Dafür sehe ich keinen Grund.« Sie deutete auf die Stätte. »Wie sollen denn von hier aus heilende Kräfte ausgehen? Können Sie mir das sagen? Wie soll ein Toter heilen können?«
    Ich konnte die Frau verstehen. Ich wusste auch nicht, ob die Menschen tatsächlich von ihren Leiden geheilt worden waren. Da hätte man erst einen Arzt befragen müssen, der sich mit den Patienten auskannte. Aber es musste ja nicht der Verstorbene gewesen sein, der durch eine Fernheilung eingegriffen hatte. Es konnte sein, dass es sich dabei um ein anderes Phänomen handelte.
    Kate Finley fing wieder an zu weinen. Ein weiterer Besucher zeigte sich nicht. Durch meine Frage nach dem Kontakt mit ihrem verstorbenen Mann musste ich sie hart getroffen haben, was mir natürlich Leid tat. Aus der Kostümjacke holte sie ein Taschentuch hervor. Sie wischte über ihre Augen, schnauzte die Nase und schüttelte den Kopf.
    »Es ist schlimm, wie ich mich benehme, Mr Sinclair, das weiß ich. Aber im Moment kann ich nicht anders. Ich bin einfach zu aufgewühlt. Und irgendwie haben Sie auch Recht. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, da bin ich ehrlich.«
    »Bitte, Sie sollten sich keine Vorwürfe machen. Ihre Reaktion ist nicht nur menschlich, sondern auch verständlich. Wenn man mit derartigen Phänomenen konfrontiert wird, dann kann man oft nicht anders handeln. Das verstehe ich sehr gut.«
    Die Witwe hatte mir zugehört, mich dabei angeschaut und flüsterte jetzt: »Das ist es nicht, Mr Sinclair.«
    »Sondern?«
    Ich erhielt die Antwort nicht sofort. Kate Finley schaute sich zunächst um, wie jemand, der herausfinden will, ob eine Person in der Nähe steht, die zuhört.
    Es war natürlich nicht der Fall, aber sie senkte ihre Stimme trotzdem. »Ich habe nach dem Tod meines Mannes tatsächlich etwas erlebt, an dem ich zu knacken habe.«
    »Was war es?«
    »Ach.« Sie hob die Schultern. »Ich war noch in Österreich am Achensee. Mein Mann wurde in einer kleinen Leichenhalle aufgebahrt. Man hatte ihn schon in den Sarg gelegt.« Sie sprach sehr stockend. »Ich bin noch mal zu ihm gegangen, um Abschied zu nehmen. Es war für mich sehr schlimm, allein in der Leichenhalle zu stehen, das können Sie mir glauben.« Jetzt blickte sie mich direkt mit großen Augen an, als wollte sie mir einimpfen, dass ich ihren Worten auch Glauben schenken sollte. »Und dann ist es passiert!«, brach es aus ihr hervor. »Ja, es ist passiert, und Sie sind bisher der Einzige, mit dem ich darüber spreche. Bisher habe ich es keinem anderen Menschen gesagt.«
    Ich wartete darauf, dass sie mir sagte, was ihr widerfahren war, aber sie zögerte noch.
    »Bitte!«, forderte ich sie auf. »Sie müssen Vertrauen zu mir haben.«
    »Ja, das weiß ich. Aber es ist so schwer. Ich – ich – war in der Leichenhalle. Ganz allein.« Sie senkte jetzt den Kopf und knetete ihre Finger. Danach sprach sie schnell weiter. Wie ein Mensch, der etwas loswerden wollte, was ihn bedrückte. »Ich hörte plötzlich eine Stimme.« Sie sah mich wieder an. »Ja, eine Stimme…«
    »Was sagte sie?«
    »Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid. Genau diesen Satz hat mir die Stimme gesagt. Sie sprach auch nicht laut. Da war mehr ein Flüstern zu hören, aber ich habe alles genau verstanden.« Sie schüttelte den Kopf. »Begreifen kann ich es nicht. Das ist mir alles zu hoch. Ich habe auch keinen zweiten Menschen in der Leichenhalle gesehen. Aber die Stimme war da, und Sie glauben gar nicht, welch einen Schock ich bekommen habe.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Ich fragte weiter. »Haben Sie die Stimme denn erkannt?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Es war also nicht Ihr Mann?« Ich hatte die Frage nicht gern gestellt, kam aber nicht daran vorbei.
    »Nein, nein, das ist nicht mein Mann gewesen, davon können Sie ruhig ausgehen. Es war eine andere.« Kate überlegte jetzt. »Sie klang sehr neutral und auch nicht laut. Sie war weit weg und trotzdem nah. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Da war jemand, der sich für etwas entschuldigen wollte oder musste.«
    »Ja, das habe ich schon begriffen.«
    Die Witwe zuckte mit den Schultern. »Ich habe hin und her überlegt, ob ich die Stimme schon mal gehört haben könnte, doch da war nichts. Auch jetzt kann ich mich nicht erinnern. Außerdem klang sie irgendwie verändert, verstehen Sie?«
    »Nein, wie denn?«
    »Flüsternd und hallend zugleich. Ja,

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