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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste erst nachdenken, um eine Frage stellen zu können.
    »Aber was sollte mir den passieren, Mr Sinclair? Wem habe ich Böses getan?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich verstehe es nicht. Und ich begreife auch nicht, warum mein Mann sterben musste. Er hat keinem Menschen etwas Böses getan. Allmählich denke ich, dass es kein Unfall gewesen ist und andere Kräfte mit im Spiel gewesen sind.«
    »Auch das ist möglich.« Ich ging nicht näher darauf ein, weil ich nichts Konkretes wusste.
    Kate Finley aber stand da und schüttelte nur den Kopf. Sie fühlte sich vom Grabstein angezogen, sie sah das Gesicht und fragte mich mit leiser zittriger Stimme: »Dürfte ich es wohl anfassen?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Es drängt mich danach. Ich habe dann das Gefühl, Kontakt zu meinem verstorbenen Mann zu bekommen. Das ist zwar verrückt, wenn ich das sage, aber warum sollte ich lügen?«
    Ich lächelte ihr zu. »Nein, Mrs Finley, es ist sogar sehr verständlich.«
    »Dann – dann haben Sie nichts dagegen?«
    »Warum denn?«
    Sie war sich nicht sicher und zögerte noch einige Augenblicke. Ich nickte ihr aufmunternd zu, und sie gab sich einen Ruck und ging auf den Grabstein zu.
    Es genügte ein Schritt, um ihn zu erreichen. Die Witwe blieb für einen Moment stehen, als wollte sie es sich noch überlegen, dann ging sie in die Knie. Sie wollte wohl mit dem Gesicht auf gleicher Augenhöhe sein.
    Ich beobachtete die Frau von der Seite und bemerkte, dass sich ihre Lippen lautlos bewegten. Und als sie die Hände ausstreckte, um das Gesicht oder den Stein zu streicheln, da drang ein Stöhnen aus ihrem Mund.
    Beide Hände streichelten den Abdruck sanft. Es tat ihr gut, das merkte ich. Auf ihren Lippen blieb das Lächeln, und in ihren Augen glaubte ich ein Leuchten zu sehen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie den Grabstein am liebsten umarmt hätte.
    Schließlich richtete sich Kate Finley wieder auf und drehte sich zu mir um.
    »Und?«, fragte ich nur.
    »Wunderbar, Mr Sinclair. Es war einfach wunderbar.« Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie versuchte ein Lächeln, das nicht so recht klappte. »Ich – ich – habe so etwas noch nie erlebt, Mr Sinclair. Mir war, als hätte ich nicht einen Grabstein umarmt, sondern meinen verstorbenen Mann. Ja, so hat es auf mich gewirkt. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Das war einfach unbeschreiblich und sagenhaft. Noch nie habe ich so etwas erlebt. Eine so große Wärme. Es war für mich einfach nur wunderbar, und ich habe sogar mein Vertrauen zurückgewonnen. Das hätte ich nie für möglich gehalten, dass es so schnell passieren würde.« Sie hob die Schultern. »Aber es ist nun mal so gewesen.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    »Sie denken wohl immer weiter – oder?«
    Ich hob die Schultern. »Nicht unbedingt, aber ich kann schon aus dem Schatz meiner Erfahrungen schöpfen, das sollten Sie wissen.«
    Sie nickte vor sich hin und schaute wieder den Grabstein an.
    »Dann habe ich wohl einen Engel umarmt. Kann man das so sehen?«
    »Irgendwie schon. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Es kann ein Schutzengel gewesen sein.«
    Für einen Moment erstarrte sie. »Mein Schutzegel?«
    »Nein, nicht Ihrer, Kate, sondern der Schutzengel Ihres Mannes.«
    »Er?«
    »Ja, denn er steckt in der Klemme. Er hat versagt. Jetzt muss er auf Sie achten. Und er tut anderen Menschen auch Gutes. Man hat ihn aus dem Verband der anderen Wesen verstoßen.«
    Mit offenem Mund hatte sie mir staunend zugehört. »Ich dachte, dass es so etwas nur im Kino gibt. Oder in irgendwelchen Romanen und Geschichten.«
    »Die Wirklichkeit ist oft bunter und vielfältiger als die Fantasie«, gab ich eine alte Weisheit zum Besten.
    »Das habe ich jetzt erlebt.«
    Mir lag eine andere Frage auf der Zunge. »Hat sich Ihr Mann eigentlich mit dem Thema Engel beschäftigt?«
    Beinahe sah es aus, als wollte Kate mich auslachen.
    »Nein, nein«, sagte sie dann und schüttelte den Kopf. »Da sind Sie auf dem falschen Dampfer. Mein Mann hat nie etwas mit Engeln zu tun gehabt. Er war Ingenieur. Ihn interessierten ausschließlich Zahlen und technische Werte. Er und sein Partner Glen Griffin haben Brücken gebaut. Das war ihr Spezialgebiet. Sie glaubten an die Physik und an die Mathematik, aber die andere Seite der Welt, wie viele Menschen sagen, die hat sie nie berührt.«
    »Es war auch nur eine Frage.«
    »Heimlich vielleicht.«
    »Und warum hätte er das vor Ihnen verheimlichen sollen?«, fragte ich.
    »Weil so etwas

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