Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht zu ihm passte. Es kann durchaus sein, dass er sich geschämt hat.«
    »Und sein Partner?«
    »Glen Griffin?« Kate musste lachen. »Nein, der auch nicht. Er ist mehr der Grübler, der verschlossene Typ. Der würde auch nie einen Kursus für Paragliding belegen. Überhaupt Urlaub zu machen, das war ihm immer suspekt. Er ging seinen eigenen Weg, aber mein Mann hat gut mit ihm zusammengearbeitet. Beide kannten sich vom Studium her.«
    »Und wer gründete die Firma?«
    »Sean.«
    »Wann kam Glen Griffin hinzu?«
    »Einige Jahre später. Da wuchs Sean die Arbeit bereits über den Kopf.«
    Ich hatte jetzt erfahren, was ich wissen wollte. Eigentlich hielt mich nichts mehr auf dem Friedhof. Meine Besuche hatte ich hinter mich gebracht, aber nie im Leben damit gerechnet, dass sich so etwas entwickeln könnte. Es war eben mein Schicksal, dass ich gewisse Dinge anzog, auch wenn ich das immer wiederholen musste.
    »Jetzt ist es weg!«, flüsterte Kate Finley.
    Ich wusste, was sie meinte, und schaute auf den Grabstein.
    Sie hatte sich nicht geirrt. Das Gesicht war tatsächlich verschwunden.
    »War das ein Abschied für immer?«, fragte Kate leise.
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Dann könnten die Menschen, die hier zum Grab kommen, auch weiterhin geheilt werden?«
    »Ich nehme es an. Aber ich gehe auch davon aus, dass der Zeitraum begrenzt sein wird.«
    Kate Finley hob die Schultern. »Ich stehe wirklich noch immer neben mir, Mr Sinclair.«
    »Warum?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Ich weiß ja nicht, wie es für mich weitergeht. Wie sieht jetzt meine Zukunft aus? Welche Aussichten habe ich? Gute, schlechte? Gar keine…?«
    »Eher gute, Mrs Finley, denn Sie haben einen Beschützer, und Sie haben sein Gesicht gesehen.«
    »Ich soll mich also auf einen Engel verlassen? Auf ein Wesen, an dem viele Menschen zweifeln?«
    »So sieht es aus.«
    Sie brauchte Zeit für die Antwort und entfernte sich vom Grab.
    Ich ging ihr nach. Mittlerweile war es schon fast dunkel geworden.
    Kate schaute auf ihre Uhr.
    »Sie haben noch eine Verabredung?«, fragte ich.
    »Ja, und ich muss mich beeilen. Trotzdem werde ich zu spät kommen. Ich kann Glen über Handy erreichen. Das ist kein Problem.«
    »Sie sind mit Mr Griffin verabredet?«
    »Ja, wir wollen noch einiges besprechen. Er hat einen Auftrag aus Schweden an Land gezogen. Wir sollen mithelfen, dort eine kleine Brücke zu bauen. Die Entscheidung soll in zwei Tagen fallen. Da müssen wir noch ein Angebot abgeben.«
    »Das sehe ich ein.«
    Sie wischte über ihre Stirn. »Allerdings weiß ich nicht, ob ich dem Gespräch so folgen kann, wie es nötig wäre.«
    »Ach, das schaffen Sie schon.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Bestimmt.«
    Gemeinsam verließen wir das Grab. Kates Auto stand auch dort, wo mein Wagen parkte. Es war ein Zweisitzer, ein Opel Tigra, ein Modell, das man nur selten sah.
    »Dann darf ich mich verabschieden und mich für die Hilfe bedanken, die Sie mir gewährt haben«, sagte Kate zum Abschied, als sie mir die Hand entgegenstreckte.
    Ich ergriff sie und spürte ihren festen Druck. »Ich bin mir nicht sicher, Kate, aber ich sage es trotzdem: Geben Sie in der Zukunft ein wenig mehr auf sich Acht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Trotz des Engels?«
    »Ja, denn auch Ihr Mann ist leider gestorben, und der Engel hat es nicht verhindern können.«
    »Ich passe schon auf. Trotzdem möchte ich Sie um etwas bitten. Wenn wirklich was passieren sollte, dann hätte ich gern jemanden, der mir zur Seite steht. Wäre es zu viel verlangt, wenn ich Sie um Ihre Telefonnummer bitte?«
    »Nein. Die hätte ich Ihnen sowieso gegeben.«
    »Oh, dann glauben Sie auch…«
    Ich winkte ab. »Im Moment glaube ich gar nichts. Ich möchte nur, dass Sie ein ruhiges Leben haben, das ist alles.«
    »Ruhiges Leben?«, wiederholte sie und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es so kommen wird. Aber ich werde nach diesem Vorfall ein wenig beruhigter sein.«
    »Das wünsche ich Ihnen.«
    Es war genug gesagt worden. Sie steckte meine Karte ein und stieg dann in ihren Wagen.
    Ich schaute ihr nach und winkte auch. Unter den Reifen knirschten die kleinen Steine, dann schaute ich den Heckleuchten nach, die sich wie kleine Blutflecken in der Dunkelheit auflösten…
    ***
    »Entschuldige die Verspätung, Glen, aber es ging nicht anders.«
    Kate blies die Luft aus und ließ sich auf den freien Stuhl fallen, der noch zu dem Zweiertisch gehörte.
    Glen Griffin war aufgestanden, als die Frau an den Tisch getreten

Weitere Kostenlose Bücher