1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel
Ich habe im Teufel einen guten Schutz.« Er fing plötzlich an zu kichern und fragte dann: »Wie sieht deiner denn aus?«
»Lass dich überraschen, Glen. Nicht jeder reicht der Hölle die Hand und lässt sich von ihr brandmarken. Es gibt auch Menschen, die standfest sind.«
»Da bin ich aber gespannt. Ich glaube, dass die nächste Zeit sehr spannend werden wird.«
»Ja, das wird sie auch!« Kate wollte nicht mehr sprechen, und deshalb unterbrach sie die Verbindung.
Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Sie freute sich, seine Stimme nicht mehr hören zu müssen, die sie ebenso hasste wie dieses Monster, denn als Mensch sah sie Griffin nicht mehr an.
Er würde kommen, und es würde ihm auch keine Probleme bereiten, das Haus zu betreten. Wer die Macht der Hölle in sich wusste, der lachte über die profanen Dinge des Lebens.
Sie wollte trotzdem durch das Haus gehen und dachte sogar daran, sich ein Versteck zu suchen. Nur war der Gedanke noch nicht ganz ausgereift, als Kate plötzlich den kalten Hauch bemerkte, der ihren Nacken streifte.
Sofort wusste sie Bescheid.
Der Engel war da!
***
Ja, ja, und ich hatte gedacht, London zu kennen. Aber die Stadt ist so groß, dass man sie einfach nicht genau kennen kann. Es sei denn, man arbeitet als Taxifahrer und muss sich zuvor einer sehr strengen Prüfung unterziehen. Das war bei mir nicht der Fall, und so bekam ich meine Probleme in der Nähe der Fußball-Arena an der Stamford Bridge, die direkt an einer Bahnlinie liegt und die auch an einer langen Grünfläche vorbeiführt, sodass durch sie Straßen voneinander getrennt wurden.
Ich musste schließlich einen Umweg über eine Eisenbahnbrücke fahren und befand mich auch nicht mehr weit vom Ziel entfernt, als ich leider feststellte, dass die Farm Lane nur von einer Seite befahren werden konnte. Es handelte sich bei ihr nicht um eine Einbahnstraße, sondern schlicht um eine Sackgasse.
Ich fluchte leise vor mich hin und nahm auch den nächsten Umweg in Kauf.
Einmal rechts, dann noch mal rechts und wieder in die rechte Kurve fahren. Endlich rollte ich in die Farm Lane ein, in der kleine, hohe Wohnhäuser standen. Erst zum Ende hin wurden die Häuser kleiner. Das Licht der Laternen strahlte gegen einige versetzt gebaute Bungalows.
In einem davon lebte die Witwe Kate Finley.
Ich hoffte nur, dass ich nicht zu viel Zeit verloren hatte. Wenn sie sich in Gefahr befand, dann würde die andere Seite bestimmt nicht zögern, ihre Pläne so schnell wie möglich umzusetzen.
Mein Rover rollte durch eine leere Straße. Menschen waren nicht unterwegs. In den Wohngebieten sah das abendliche Bild eben anders aus als in der City of London oder in den bekannten Szene-Treffs der entsprechenden Stadtteile. Hier fiel das Licht der wenigen Laternen auf graues Pflaster und auf die Dächer der abgestellten Autos.
Ich musste fast bis zum Ende der Straße fahren. Dort fand ich einen freien Platz für meinen Rover und stieg aus.
Es war kühler geworden. Da hatten sich die Mitarbeiter vom Wetterdienst nicht geirrt. Hinzu kam ein Wind, der mir beißend ins Gesicht blies.
Ich wusste nicht, ob in der Zwischenzeit etwas passiert war, und so blieb ich vorsichtig. Es war für mich wichtig, die hellen Stellen zu meiden.
Es schlich – abgesehen von mir – niemand an den Häusern entlang.
Manchmal hörte ich aus einem Haus Stimmen. Hin und wieder auch Musik.
Vor Kate Finleys Haus blieb ich stehen. Ich lauschte, schaute über den mit Rasen bepflanzten Vorgarten auf die Fassade, und sah ein Fenster, hinter dem ein schwaches Licht brannte.
Ich ging auf die Haustür zu. Dass ich erwartet wurde, stand fest.
Deshalb wunderte es mich, dass niemand die Tür öffnete. Ich hatte schon damit gerechnet, dass Kate Finley hinter einem der Fenster stand, von dem aus sie die Straße beobachtete.
Alles blieb ruhig. An der Hauswand sah ich das Namensschild und auch den etwas helleren Knopf der Klingel.
Meine Hand bewegte sich bereits darauf zu, als plötzlich etwas anderes passierte.
Das Zucken auf meiner Brust. Ein kurzer Wärmestoß.
Das Kreuz hatte sich gemeldet!
Mir war klar, dass es ernst wurde…
***
Kate Finley bewegte sich nicht mehr. Den kühlen Hauch hatte sie sich nicht eingebildet, denn sie hatte ihn bereits zweimal erlebt. Und irgendwie war sie froh, ihn zu spüren, denn er gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
Die folgenden Sekunden verstrichen in einer schon quälenden Langsamkeit. Es passierte nichts, und die Frau glaubte schon, sich geirrt zu
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