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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frau, die ein sehr blasses Make-up trug, runzelte die Stirn.
    »Bitte, Mrs Finley, bevor Sie sich weitere Gedanken machen, möchte ich Sie über mich aufklären.« Ich übergab ihr meinen Ausweis, den sie sehr genau betrachtete.
    »Sie sind vom Yard?«
    »Genau.«
    Sie reichte mir den Ausweis zurück. Ihr Lächeln wirkte jetzt ein wenig gelöster. »Nun ja, da kann mir ja nichts passieren, denke ich.«
    Sie wandte sich von mir ab und deutete auf das Grab. »Und Sie haben von dieser neuen Pilgerstätte wirklich noch nichts gehört oder in den Zeitungen gelesen?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nun ja, es war auch kein großer Aufmacher.«
    »Würden Sie mich aufklären? Sie wissen ja, als Polizist ist man immer etwas neugierig.«
    »Gern. Ich bin ja froh, wenn ich mit einem normalen Menschen hier am Grab meines Mannes sprechen kann. Die meisten Besucher, die hier erscheinen, sind einfach nur Spinner.«
    »Die sicherlich einen Grund haben, hierher zu kommen.«
    »Ha – einen Grund? Ja, so kann man es vielleicht auch sehen. Aber für mich ist das blühender Unsinn, obwohl ich mittlerweile selbst daran zweifle. Zudem hat der Friedhofsgärtner das Grab bereits zweimal von all den unnützen Gaben befreien müssen.«
    »Möchten Sie mir sagen, wie Ihr Mann ums Leben gekommen ist?«
    Kate Finley schaute auf den breiten Grabstein, als könnte sie dort die Lösung ablesen.
    »Es war ein Unfall«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Nicht hier, sondern in Österreich. In den Alpen und in der Nähe des Achensees stürzte er ab.«
    »Oh – mit einem Flugzeug?«
    »Nein, Sean war Paraglider. Und zwar ein sehr guter. Warum er plötzlich abstürzte, konnte sich niemand erklären. Da waren selbst die Fachleute ratlos.« Sie schaute zum Himmel. Dabei wurden ihre Augen wieder feucht. »Ich habe es vom Balkon meines Hotels mit angesehen. Es ging so schnell. Sein Schirm löste sich von ihm, und dann gab es nichts mehr, was ihn noch auf dem Weg in die Tiefe aufhalten konnte. Er prallte auf, und Sie können sich sicher vorstellen, wie er aussah. Ich habe ihn hierher überführen und…«, sie holte tief Atem, »… an dieser Stelle begraben lassen, denn er hatte für uns beide bereits eine Gruft gekauft.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Aber das andere verstehen Sie nicht – oder?«
    »Genau, das verstehe ich nicht. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie man ein Grab nur so schmücken kann.«
    »Ich habe es nicht getan, glauben Sie mir.«
    »Wie ist es dann dazu gekommen?«
    Kate Finley schaute mich an. »Wollen Sie diese irre Geschichte wirklich hören?«
    »Ich denke schon.«
    Sie schaute mich für einen Moment nachdenklich an. »Nun ja, Sie sind kein Reporter, aber ich sage Ihnen gleich, dass sie sehr unglaublich klingt, obwohl sie wahr ist.«
    »Bitte, ich höre.«
    Sie begann zu sprechen und schaute mich dabei nicht an.
    »Es lief ja alles normal ab – damit meine ich die Beerdigung. Aber eine Woche danach ist etwas passiert, was mir nicht in den Kopf will. Ein alter Mann, der das Grab seiner Frau besuchte, kam hier vorbei. Der Mann bewegte sich am Stock, er konnte kaum laufen, doch etwas zwang ihn, gerade hier an dieser Stelle zu verharren. Er hatte etwas gesehen, schaute dann genauer hin und sah eine Erscheinung. Einen Engel, wie er sagte. Licht blendete ihn, er fiel auf die Knie, und plötzlich konnte er wieder laufen. Völlig normal laufen! Er hätte seine Krücke wegwerfen können. Doch das hat er nicht getan. Stattdessen hat er sie in die Graberde gesteckt, gewisserma ßen als Dankeschön für seine schnelle Heilung.«
    »Und das war so etwas wie der Anfang?«
    »Genau. Es blieb nicht bei dem einen Fall. Der Mann redete natürlich darüber. Er war sehr glaubwürdig, und so pilgerten andere Menschen hierher zum Grab meines Mannes, und sie kamen nicht umsonst. Die Gaben, die Sie auf dem Grab sehen, haben all diejenigen hingestellt, die durch den Besuch am Grab meines Mannes geheilt wurden.«
    Ich schwieg. Meine Gedanken wirbelten. Ich schaute wieder über die Grabstätte hinweg. Besonders fiel mir das Spielzeug der Kinder auf. Ein Auto, Puppen, eine goldgelbe Ente, das alles war hier abgelegt worden. Ich entdeckte auch ein Dankesschreiben, in einer ungelenken Kinderschrift geschrieben.
    Ich wollte sichergehen und erkundigte mich, ob auch Kinder hier am Grab einen Heilungsprozess erlebt hatten.
    »Aber sicher, Mr Sinclair, auch sie. Warum, glauben Sie, steht hier das Spielzeug?«
    »Da haben Sie

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