1434 - Station der Rätsel

Rhodans Tochter und sie sich in den Armen - und die Akonin spürte, wie Eirenes Körper von Schluchzen erschüttert wurde. Das dauerte aber nicht lange, dann schüttelten sich die beiden Frauen die Hände. „Bravo!" rief plötzlich jemand. „Meinen Glückwunsch! Äh, kommt ihr mit zur Zentrale?"
    Iruna fuhr herum und sah, daß Dragth ein paar Schritte entfernt auf einer Antigravplattform stand und eine einladende Handbewegung machte. „Hast du dich auch selbst empfohlen?" erkundigte sie sich. „Ich habe mich gar nicht erst stationär aufnehmen lassen", erklärte der Toklunte ernst. „Schließlich erwarteten wir weitere Schiffe des Sashoy-Imperiums - und da wurde ich als Feuerleitoffizier in der Zentrale gebraucht. Steigt endlich auf, Ladys!"
    „Wie geht es Covar, Nuria und Kersham?" fragte Iruna, während sie und Eirene die Plattform bestiegen, die sich sofort in Bewegung setzte. „Covar ist ruhiggestellt bis nach der Landung auf Bugaklis", sagte Dragth. „Nuria kann in einer Stunde entlassen werden - und unser marsianischer Sterndeuter ist schon wieder in der Zentrale. Er muß nur vorläufig stehen, anstatt zu sitzen."
    „Der Atombrand ist gelöscht?" fragte Eirene. „Sonst könntest du nicht danach fragen, Lady", erwiderte das Wesen aus Maffei 1. „Die CRAZY HORSE hat ein beachtliches Loch, ist aber ansonsten heil. Jedenfalls haben wir inzwischen gegen weitere vier IQ-Jäger gekämpft und gesiegt."
    Iruna sagte nichts mehr. Sie weilte in Gedanken schon an dem Ort auf Bugaklis, an dem sie vor rund einem Jahr mit der Station konfrontiert worden war. Alles andere trat in ihrem Bewußtsein weit zurück. „Nach der Landung muß Covar so schnell wie möglich das Schiff verlassen", sagte Eirene Rhodan. „Er hat einen wahren Horror vor dieser High-Tech-Umgebung.
    Ich suchte ihn vor dem Gefecht mit den IQ-Jägern und konnte gerade noch verhindern, wie er eine Sicherheitsschaltung überbrücken und die CRAZY HORSE mit offenem SERUN mitten im All durch eine Äquatorialschleuse verlassen wollte. „Dieser Mann muß während seiner Sklavenzeit unvorbereitet in eine hochtechnisierte Umwelt gesteckt worden sein", meinte der Toklunte. „Aber er hat genau das Gegenteil berichtet!" wandte Eirene ein. „Synthetische Erinnerungen", erklärte Dragth. „Präventiv induziert wegen Fluchtgefahr. Er hat bestimmt keine primitiven Arbeiten verrichten müssen; dazu gibt es in hochtechnisierten Zivilisationen genug Roboter, die kostengünstiger im Unterhalt sind. Organische Intelligenzen rentieren sich als Sklaven nur, wenn man sie in Produktionsprozessen einsetzt, die selbständiges Denken und Intuition verlangen."
    „Das klingt logisch", sagte Eirene. „Meinst du nicht auch, Iruna?"
    Die Akonin antwortete nicht; sie hatte die Frage nicht gehört. „Sie ist schon ganz woanders", sagte der Toklunte. „Eirene, Lady, wir dürfen sie auf Bugaklis niemals aus den Augen verlieren, sondern müssen ständig bei ihr sein, um sie vor Gefahren und vor sich selbst zu beschützen!"
    „Ja, Böcklin", flüsterte Eirene. „Warum nennt man dich eigentlich Böcklin? Du hast doch nichts mit dem terranischen Maler und Bildhauer namens Arnold Böcklin gemeinsam, dessen surrealistische Bestrebungen auf die Menschen des 20. Jahrhunderts einen großen Eindruck machten."
    „Natürlich nicht", antwortete der Toklunte. „Ich komponiere lediglich Videoplastiken, die sich mit den mythologischen Themen verschiedener Völker befassen. „Oh!" war alles, was Eirene darauf zu erwidern vermochte.
     
    *
     
    Lion Wing steuerte die CRAZY HORSE genau senkrecht in das Auge eines Zyklons, der sich in der Sandwüste nördlich der Tafelberge austobte. „Wie damals", sagte Eirene Rhodan. „Es ist ja auch ungefähr die gleiche Jahreszeit", meinte Nuria Gaih Zahidi, während sie ihre zerlegte und gereinigte Replik einer prähistorischen Armbrust wieder zusammenbaute - allerdings einer mit High-Tech „aufgemotzten" Replik.
    Zum erstenmal seit ihrer Entlassung aus der Bordklinik erwachte Irunas Interesse für ihre unmittelbare Umgebung wieder.
    Sie musterte die Bildschirme der Rundsichtgalerie, die rings um das Schiff den zerstörerischen Mahlstrom zeigten, der sich als wassergesättigte Orkanmühle mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu tausend Stundenkilometern drehte, ein infernalisch rotierender Kreisel von rund zwölf Kilometern Durchmesser, der Millionen Kubikmeter Luft wie in einem gigantischen Expreßlift in die Hochatmosphäre beförderte. Dort