1434 - Station der Rätsel

meldete Aries unaufgefordert. „Vakuumeinbrüche abgedichtet und damit neutralisiert."
    „Was hat uns getroffen?" erkundigte sich der Kommandant mit unerschütterlicher Ruhe. „Datenauswertung noch nicht abgeschlossen", erwiderte der Syntron-Verbund. „Vorläufige Analyse: Wahrscheinlich explodierte an Bord eines Trimaranschiffs eine aktivierte Geheimwaffe, die sich erst im Experimentalstadium befand. Achtung, kleiner Atombrandherd durch unkontrollierten Kollaps hyperschwerer Atome in Sektion K-9! Bekämpfung erfolgt durch Robottrupp mit Kernneutralisatoren. Gefahr für zwei Personen, die sich nahe K-9 aufhalten! Wahrscheinlich bewußtlos; ihre SERUNS senden Notrufe!"
    Iruna schlug auf das Sammelschloß ihrer Anschnallgurte und sprang auf, als die Gurte sich lösten. „Eirene und Covar!" schrie sie voller Angst um die beiden jungen Leute.
    Sie schaltete die Rundrufanlage ein und rief nach ihnen. „Keine Rückmeldung", sagte Aries. „Ich muß sie herausholen!" erklärte die Akonin entschlossen, „wer meldet sich freiwillig zur Unterstützung?"
    „Es ist Wahnsinn!" mahnte Lion Wing. „Es war Wahnsinn, mit der Feuererwiderung so lange zu warten, bis der Gegner seine Experimentalwaffen aktiviert hatte!" gab Iruna eisig zurück, während sie ihren SERUN schloß. „Nicht darauf wartete ich", gab der Oxtorner kühl zurück. „Ich wartete, bis er Unterstützung aus seinem Verbrechernest angefordert hatte, weil ich mich nicht mit der Vernichtung von nur sieben Sklavenjägern begnügen will."
    Die Kaltblütigkeit Lion Wings rang der Akonin Bewunderung ab. Sie begann zu ahnen, warum er insgeheim The Axe genannt wurde. Mitleid mit den Sashoy-Kartanin empfand sie nicht. Wer zwecks eigener Bereicherung Hunderttausende intelligenter Wesen jährlich aus ihren Kulturkreisen riß, dabei rücksichtslos Städte verbrannte und „unbrauchbares" Material mordete, um mit den eingefangenen Opfern seine Profite auf Sklavenmärkten zu machen, hatte das Recht auf Schonung verwirkt.
    Iruna empfand allerdings das dabei eingegangene Risiko für Unschuldige, wie Eirene und Covar es waren, als zu hoch und nicht vertretbar.
    Sie sah, daß Nuria Gaih Zahidi, Kersham Tal, Howard Lester und der Toklunte ebenfalls ihre SERUNS schlössen, um sich ihr anzuschließen und daß der Kommandant mit einer Sonderschaltung eine Einheit Rettungsroboter aktivierte, dann rannte sie los.
     
    *
     
    Die Hitze war beinahe unvorstellbar.
    Iruna von Bass-Teth und die Freiwilligen drängten sich durch Robottrupps und deren Geräte hindurch, die den Atombrand direkt bekämpften. Ihre Kernneutralisatoren hatten bisher verhindert, daß sich der Brand so rasend schnell ausbreitete, wie das bei Atombränden die Regel war, wenn von ihnen alle vorhandenen Elemente erfaßt wurden. Dennoch schien die Wand aus blauweißen, zuckenden Gluten, aus denen immer wieder Eruptionen von der Hitze eines Sonnenkerns hervorzuckten, zentimeterweise vorzurücken. „Hier entlang!" schrie Eschkral Noghim Dragth und deutete nach rechts.
    Iruna und ihre Gefährten hörten ihn kaum, obwohl sie die Außenmikrofone ihrer SERUNS desaktiviert, die Paratronschirme auf KONTUR geschaltet und ihre Minikome auf Maximalleistung getrieben hatten. Der Atombrand entfachte fast unablässig brüllende Feuerstürme, die einen Teil ihrer Energien sogar in den Hyperraum katapultierten. „Weiter!" schrie Iruna, als ihre Gefährten zögerten, weil der Toklunte von einer Feuerwalze überrollt wurde. Links und rechts tauchten jetzt unterschiedlich geformte Rettungsroboter auf, die ebenfalls von auf KONTUR geschalteten Paratronschirmen geschützt wurden. Anders konnte Materie in dieser Schiffssektion nicht vor dem Verdampfen bewahrt werden.
    Die Feuerwalze brach zusammen, als die Wirkungsfelder mehrerer Kernneutralisatoren sich in ihr überschnitten. Böcklin tauchte unversehrt aus ihr auf.
    Iruna verspürte neue Hoffnung. Der Toklunte wäre vergangen, hätte der Atombrand noch seine alte Kraft besessen. In dem Fall hätte es allerdings weder für das Schiff noch für die, die sich an Bord befanden, eine Überlebenschance gegeben.
    Das war der wirkliche Grund für Böcklins und Irunas „Todesverachtung" gewesen.
    Jetzt sah es so aus, als hätten die Löschtrupps mit ihren Kernneutralisatoren erreicht, daß der Atombrand immer weniger Elemente der vorhandenen Materie erfaßte.
    Das bedeutete, er würde bald unter Kontrolle sein und danach schrittweise zurückgedrängt werden.
    Dennoch mußten die Akonin und