1436 - Der Höllensohn
freuen, was mir nicht so recht gelingen wollte. Irgendetwas störte mich dabei. Es lag an einer inneren Nervosität, die ich einfach nicht loswurde. Die Geschehnisse auf dem Flughafen wollten mir nicht aus dem Kopf. Ich kam mir vor wie jemand, dem man die Grenzen aufgezeigt hatte.
Recht steil hoben wir ab und stießen hinein in den herrlich blauen Himmel.
Es war still um mich herum geworden. Das Spiel kannte ich. Erst wenn die Maschine wieder gerade lag und ihre Flughöhe erreicht hatte, würden die Stimmen wieder beginnen.
Ich hatte mich ans Fenster gesetzt, die Beine nach rechts gestreckt und schielte nach draußen. Der Steigflug war abgemildert worden.
Der Flieger lag gut in der Luft. Es gab keine Stöße, kein Rütteln, und der Pilot lenkte die Maschine bereits in die große Kurve, um eine westliche Richtung anzusteuern.
Alles war glatt verlaufen. Die Passagiere atmeten auf. Eine leichte Unruhe entstand. Da wurden die Gespräche wieder aufgenommen, und es war das Rascheln der Zeitungen zu hören. Die Normalität am Himmel hatte uns wieder.
Rund fünf Stunden würde der Flug dauern, und da musste man sich schon die Zeit vertreiben. Ich hatte mir vorgekommen, ein wenig zu schlafen oder auch zu lesen.
Drei Stunden betrug die Zeitverschiebung. Wenn wir in London landeten, hatte ich diese gewonnen.
In London würde man mich erwarten und auch die entsprechenden Fragen stellen. Aber wie die Dinge letztendlich ausgegangen waren, das konnte mich nicht befriedigen. Die Helfer des Schamanen, die eine urlange Zeit in der Erde verbracht hatten, waren erledigt. Ich hatte auch den Körper des Anführers vergehen sehen, aber das war nicht alles gewesen. Er hatte sich leider gemeldet und mir somit bewiesen, dass sein Geist letztendlich stärker als der Körper war.
Weiter vorn begannen die Flugbegleiterinnen mit ihrer Arbeit. Sie würden Getränke verteilen und später dann das Essen. Die übliche Routine, die es bei jedem Flug gab.
An der anderen Gangseite hüstelte der Pope. Ich schaute zu ihm hin und sah, dass er wirkte wie jemand, der in ein Gebet versunken war. Das Hüsteln hatte ihn aus diesem Zustand hervorgerissen. Er schaute hoch, drehte auch den Kopf, sah mich und lächelte.
Ich lächelte zurück.
»Sie kommen aus London?«, wurde ich gefragt.
»Ja, ich will wieder hin.«
»Ich kenne die Stadt nicht. Es ist mein erster Besuch dort. Ein Freund hat mich eingeladen, und ich bin sehr gespannt auf diese Stadt.«
»Sie ist toll«, lobte ich mein Zuhause. »Ich glaube fest daran, dass Sie sich dort wohl fühlen werden.«
»Meinen Sie?«
»Ja.«
Der Pope lächelte. »Wenn Sie das sagen, glaube ich es Ihnen sofort.«
»Oh, wie komme ich zu der Ehre?«
»Meine Menschenkenntnis.«
»Danke.«
»Keine Ursache.«
Unser Gespräch wurde unterbrochen, weil die Flugbegleiterin den Wagen näher schob. Wir konnten unter zahlreichen Getränken auswählen, und ich entschied mich für ein Wasser und eine kleine Flasche Orangensaft. Das Essen wurde später gereicht, aber einen kleinen Snack konnte man schon vorher bekommen.
Den Keks schenkte ich mir. Auch den Kaffee würde ich später trinken, wobei ich dann wieder an Glenda Perkins’ Getränk denken musste, denn sie bereitete nach wie vor den besten Kaffee der Welt zu. Auch wenn ich das schon oft gesagt hatte. Es war eben so.
Allmählich merkte ich, dass die innere Nervosität von mir abfiel.
Mit jeder Meile, die wir uns von Moskau entfernten, wurde sie weniger, und ich konzentrierte mich bereits auf London.
Der Pope trank Wasser. Sein Lob konnte er nicht für sich behalten und erklärte mir, wie gut es ihm schmeckte.
»Das haben wir leider bei uns nicht oder müssen es sehr teuer bezahlen.«
Ich winkte ab. »In London bekommen Sie genug davon.«
»Das hoffe ich.« Er drehte sich nach links und streckte mir über den Gang hinweg die Hand entgegen.
»Ich heiße Konstantin.«
»Angenehm.« Ich ergriff seine Hand. »Mein Name ist John – John Sinclair.«
Der Geistliche lachte. »Das hört sich beinahe an wie Bond – James Bond.«
»Sie kennen den Agenten Ihrer Majestät?«
»Auch wir leben in unseren Klöstern nicht hinter dem Mond, John. Wir bekommen schon mit, was in der Welt geschieht. In früheren Zeiten waren wir Anlaufstellen für Flüchtlinge. Ja, die Klöster mit ihren Mönchen haben schon immer gegen Diktatoren gekämpft.«
»Das weiß ich.«
»Noch eins.« Er beugte sich weiter zu mir herüber und lächelte verschmitzt. »Wenn Sie mir gleich bei
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