1438 - Kinder der Retorte
Experimente wie von Geisterhand zu einem positiven Abschluß gebracht wurden. Jetzt weißt du, daß ich das alles für dich getan habe. Dies geschah zwar, um vorzutäuschen, daß du so befähigt seist wie die herkömmlichen Klone, aber nicht, um mit ihnen zu konkurrieren, sondern einzig und allein zu deinem Schutz. Doch jetzt ist der Augenblick der Wahrheit gekommen. Meine Manipulationen drohen entdeckt zu werden. Clynac ist uns auf der Spur."
Aribo schauderte als er diesen Namen hörte, obgleich er kaum glauben konnte, was Pheldor ihm eröffnete, so sehr dieser ihn auch beschwor, das Gehörte unbedingt zu akzeptieren. „Ich habe eine Gnadenfrist für uns erwirkt", sprach Pheldor weiter. „Dies erreichte ich, indem ich eine Dienstreise nach Plophos akzeptierte, die ich zuvor ablehnte. Dies wird gewiß Mißtrauen erregen, weil meine Furcht vor der Leere des Weltalls allgemein bekannt ist, aber dieses Risiko muß ich eingehen. Da ich auch gleichzeitig darauf bestand, daß die Abschlußtests nicht in meiner Abwesenheit vorgenommen werden dürfen, wurden diese bis zu meiner Rückkehr verschoben.
Das gibt uns den nötigen Aufschub. Kannst du mir folgen?"
„Ich glaube, ich weiß nicht...", stotterte Aribo.
Pheldor fuhr unbeirrt fort: „Ich werde dich auf diese Reise mitnehmen. Und wenn du erst auf Plophos bist, dann kannst du ein neues Leben beginnen, als freier Ara, dem nicht der Makel eines Invitro anhaftet. Ich habe eine völlig neue Existenz für dich aufgebaut.
Du sollst ein freies, ungebundenes Leben führen können und, wenn dir danach ist, für Freiheit und Gerechtigkeit allgemein kämpfen dürfen. Du trägst die Voraussetzungen dafür in dir. Und merke dir den Namen WIDDER. Wiederhole ihn: WIDDER!"
Pheldor machte eine kurze Pause, sah Aribo dabei in einer Art an, wie sie der Invitro noch nie kennengelernt hatte, und endlich fand er auch die Sprache wieder. „WIDDER, ja, WIDDER!" sagte er. „Nur - ich begreife nichts von dem, was du mir sagst, Pheldor, tut mir leid. Du hast mir zwar mögliche Erklärungen für manche Ungereimtheiten aus meinem Leben gegeben, aber - daß ich ein spezielles Produkt von dir sein soll... das übersteigt mein Fassungsvermögen."
„Nicht mein Produkt, mein Sohn bist du, Aribo", sagte Pheldor zärtlich. „Ich verstehe deine Verwirrung, es ist zuviel auf einmal für dich. Aber wenn wir erst auf dem Raumschiff sind, haben wir ausreichend Zeit füreinander. Dann werde ich dich über alles aufklären und alle Unklarheiten ausräumen. Jetzt wird es allerdings Zeit, daß ich Schluß mache. Ich wollte dich nur darauf vorbereiten, was auf dich zukommt und damit du, nach Clynacs Drohrede, etwa nicht falsche Schlüsse aus dem Kommenden ziehst. Was auch auf dich zukommt, wundere dich über nichts.
Ich habe dich als Assistent und Reisebegleiter für meinen Flug nach Plophos auserwählt. Bis später."
„Ich habe noch eine Frage", sagte Aribo spontan. „Wenn ich dich recht verstehe, dann willst du mich von Aralon fortbringen, um mein Leben zu schützen.
Aber was wird aus den anderen?"
„Du kennst die Antwort", sagte Pheldor ungehalten; dieses Thema schien ihm Unbehagen zu bereiten. Als Aribo das merkte, beschoß er, es vorerst auszuklammern, denn Pheldor hatte betont, daß die Zeit für diese Unterhaltung abgelaufen sei.
Darum kam Aribo auch sofort zum Kernpunkt. Er sagte geradeheraus: „Darf ich einen guten Freund mitnehmen, dem dasselbe Schicksal wie mir drohen würde, wenn er auf Aralon bliebe?"
„Wie stellst du dir das vor?" rief Pheldor entsetzt. „Es war schwer genug, wenigstens für dich diese Rettungsaktion zu arrangieren. Nein, unmöglich, für deinen Freund kann ich nichts tun."
„Dann bleibe ich ebenfalls auf Aralon!" beschloß Aribo. Es war ihm ernst damit, und Pheldor erkannte das sofort. Er öffnete den Mund zu einer Entgegnung, schluckte sie dann jedoch hinunter. „Ich fürchte, ich habe bei der Formung deiner Charaktereigenschaften des Guten doch etwas zuviel getan." Pheldor seufzte, überlegte kurz und fragte dann: „Wie heißt dein Freund?"
„Plinal."
„Auch das noch - er steht auf Clynacs Totenliste ganz oben."
„Einem Genetiker in deiner Position müßten mindestens zwei Assistenten zustehen", schmeichelte Aribo. „Ich bin Genetiker und kein Psychosomatik-Therapeut." Pheldor seufzte wieder. „Nun denn, ich werde sehen, was sich machen läßt. Halte du dich auf jeden Fall bereit."
„Und ich wiederhole es: Ich komme nicht ohne Plinal mit dir,
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