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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Pheldor.
     
    5.
     
    Es war alles so unwirklich - wie in einem Traum: Gerade noch hatten sie in größter Lebensgefahr geschwebt, und im nächsten Moment gab es diese Bedrohung nicht mehr, denn plötzlich erging der Aufruf an sie, sich augenblicklich auf dem Raumhafen einzufinden und bei der Ausreisebehörde zu melden.
    Die Abfertigung ging völlig unproblematisch vor sich; von der Tatsache, daß sie Klone ohne abgeschlossene Ausbildung waren, wurde keinerlei Notiz genommen.
    Sechs Stunden später waren sie an Bord der ARASIM, und nach noch einmal sechs Stunden hatten sie Aralon längst hinter sich gelassen und befanden sich im Überlichtflug ins Eugaul-System.
    Allein die Tatsache, daß sie überhaupt ihre Heimatwelt verließen, war unglaublich genug. Aber daß es auch so einfach sein sollte, ihrem Schicksal zu entrinnen, das grenzte an ein Wunder. Aribo war völlig außer sich.
    Plinal dagegen, der furchtsame, pessimistische Plinal wurde mit der Situation viel besser fertig. Er wirkte auf einmal ruhig und gelassen und strotzte insgesamt vor Optimismus. Seine Selbstsicherheit und gute Laune waren geradezu ansteckend, so daß auch Aribo sich allmählich sammelte und das Unglaubliche als gegebene Tatsache hinnahm.
    Als er Plinal über die Möglichkeit informierte, Aralon verlassen und sich so dem Zugriff des Klonjägers Clynac entziehen zu können, hatte der Freund sofort begeistert zugestimmt. „Das ist unsere Chance, Aribo", hatte sich Plinal geäußert. „Auf Aralon wären wir nicht alt geworden, das hatte Clynac schon verhindert. Jetzt aber haben wir die Möglichkeit, ein neues Leben beginnen zu können. Greifen wir zu!"
    Und so war es gekommen, daß sie voller Hoffnungen und Erwartungen dem Aufruf gefolgt waren.
    Ein Simban-Cyborg in einer aschgrauen Kombination, dessen biologische Komponente aus Blueszellen geklont worden war, hatte ihnen eine Doppelkabine zugewiesen, die direkt an Pheldors Unterkunft grenzte. Auf seine Frage, ob er irgend etwas für ihr persönliches Wohl tun könne, hatten sie schüchtern verneint.
    Nicht einmal der aufgekratzte Plinal hatte es gewagt, die Dienste des Cyborgs in Anspruch zu nehmen. Schließlich waren ihnen die Gepflogenheiten außerhalb des Internats nicht geläufig. Sie beschlossen daher, sich zuerst einmal zurückzuhalten, bis Pheldor ihnen sagte, was sie zu tun oder zu lassen hätten.
    Später, nach Stunden, die sie in nervöser Ungewißheit in der Enge ihrer Kabine zugebracht hatten, erfuhren sie dann von Pheldor, daß es sich bei dem Simban-Droiden um einen von drei Dutzend Stewards handelte, die für das Wohl der vierzig Passagiere zuständig waren - zumeist Genetiker, zu jener wichtigen Tagung auf Plophos unterwegs, an der auch Pheldor teilnehmen sollte.
    Wären sie von Anfang an über diese Tatsache informiert gewesen, so hätten sie sich zumindest einige der technischen Einrichtungen in ihrer Kabine erklären lassen, etwa die Bedienung des Kommunikationssystems, um mit Pheldor in Kontakt treten zu können, Plinal hatte es dann gewagt, sich auf den Korridor zu schleichen und den Türsummer der Nachbarkabine zu betätigen. Er war aber wie der geölte Blitz zurückgekehrt, kreidebleich und ein wenig verstört, und hatte sich bei Aribo erkundigt, ob ihnen der Gentechniker auch wirklich wohlgesonnen sei.
    Seine Zweifel begründete er mit dem Ausspruch: „Er hat mich über Visiphon wüst beschimpft und mir mit Recycling gedroht."
    Erst lange nach diesem Zwischenfall schlug das Bildsprechgerät in ihrer Kabine an. Aribo faßte sich ein Herz und nahm das Gespräch an. Die Bildübertragung war ausgeschaltet, aber Aribo konnte den Anrufer an der Stimme als Pheldor identifizieren. „Tut mir leid, daß ich deinen Freund vorhin so rüde abgekanzelt habe", entschuldigte sich der Genetiker. „Es dauert nach dem Start immer einige Zeit, bis ich mit meiner Raumkrankheit fertig geworden bin. Ich möchte noch immer nicht, daß mich in diesem Zustand jemand sieht. Aber wir können uns auf diese Weise unterhalten."
    Der Bildsektor blieb weiterhin dunkel.
     
    *
     
    „Ich habe einen schwachen Charakter, und so etwas wie Moral kenne ich vermutlich gar nicht", gestand Pheldor. Er meinte das so, daß er zwar die Gefahr erkannt hatte, die durch die Klonproduktion auf Aralon in Klonfabriken auf anderen Welten für die Milchstraßenvölker heranwuchs, daß er jedoch nicht die Zivilcourage besessen hatte, etwas dagegen zu unternehmen. „Ich bin in erster Linie Wissenschaftler, und als

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