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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sehr ungewöhnlich und der Lun hat versäumt, euch von diesem Ereignis zu unterrichten.)
    (Weil Veda’lun’uudo wusste, dass ich zu beschäftigt bin, um mich mit solchen zweitrangigen Problemen zu befassen), antwortete der Sol scharf, (Krankheiten unter Modellen kommen nun einmal vor. Oder siehst du irgendwelche Anzeichen für einen Angriff von Mefju’drex?) (Nein), gestand Thgáan ein. (Die Lesh’iye melden keine verdächtigen Aktivitäten.)
    (Dann kümmere dich nicht weiter darum. Sobald die alten Körper vergangen sind, bilden die Stirnkristalle neue aus.) Damit war für den Sol das Thema abgeschlossen. Ohne ein Wort des Abschieds brach die Verbindung ab. Thgáan war anscheinend nicht einmal wert, eine Rüge wegen seiner Störung zu erhalten.
    Schmerzlich wurde sich Thgáan der Rolle bewusst, die er innehatte und der er sich längst entwachsen fühlte. Verbittert zog er sämtliche Geschwader über dem Kratersee zusammen, fest entschlossen, den geheimnisvollen Vorgängen alleine auf die Spur zu kommen.
    ***
    Im Anflug
    Angesichts der riesigen Kraterausmaße hatte Aiko eine weithin reflektierende Oberfläche erwartet, doch der Wasserspiegel war in den letzten Wochen viel stärker gesunken, als er es für möglich gehalten hätte. Am westlichen Ufer angelangt, nahm er sich einige Zeit, um die Lage zu sondieren.
    Der gesamte See – der immerhin einen Durchmesser von rund zweitausend Kilometern besaß – war schon auf Zweidrittel seines ursprünglichen Inhalts abgesunken. Die Spitze des eingeschlagenen Kometen ragte bereits ins die Luft.
    Dank der leistungsfähigen Objektive konnte Aiko sehen, dass die Kristalle, die in dem Gestein gesteckt hatten, entfernt worden waren. Die Allianz wusste, dass darin die Geistesinhalte der Außerirdischen den langen Flug überdauert hatten. Ob die, die jetzt dort fehlten, bereits in Echsenkörper steckten? Oder waren sie einfach in Sicherheit gebracht worden, nun, da das schützende Wasser immer mehr schwand?
    Aber was wurde mit dieser Trockenlegung überhaupt bezweckt?
    Aiko besaß zu wenige Informationen für eine Antwort, deshalb beschränkte er sich darauf, die örtlichen Verhältnisse zu dokumentieren, und flog dann weiter. Hier, rund um den Kratersee, mehrten sich am Himmel die Schatten der Todesrochen.
    Im Augenblick wuchs ihre Zahl sogar noch an.
    Ob die ersten Ausfälle sie in Aufruhr versetzt hatten? Aiko hoffte, dass sie deshalb zusammengezogen wurden, denn je näher sie aufeinander hockten, desto leichter konnte er den Virus einschleppen.
    Er ging nun aber vorsichtiger zu Werke und hielt größeren Abstand zu den Tieren. Trotzdem erzielten die abgelassenen Dosierungen immer noch rasch Ergebnisse. Jeder Rochen, der in Sichtweite abschmierte, konnte von der feindlichen Liste gestrichen werden.
    Die derzeitige Aufregung kam Aiko zur Hilfe. So kreuz und quer wie alle durcheinander jagten, fiel sein eigener Zickzackkurs gar nicht weiter auf.
    Ohne große Hast flog er mehrmals über die abgesunkene Wasserfläche hinaus, kehrte aber stets wieder ans Ufer zurück.
    Der Todesstreifen, den er dabei hinterließ, war mehre hundert Kilometer breit. Viele Rochen steckten sich an, weil sie diesen Korridor durchflogen, andere, weil er die Viren in ihrer unmittelbaren Nähe abließ.
    In der ganzen Zeit behielt Aiko die Windverhältnisse im Auge, die ihm ein in der Schweifspitze eingelassenes Messgerät übermittelte. Schon seit dem frühen Morgen wehte der Wind stetig aus Westen. Das kam dem Cyborg sehr entgegen. Unter diesen Bedingungen genügte es, das Ufer auf und ab zu fliegen und den Rest der Natur zu überlassen.
    Unbemerkt vollbrachte er sein tödliches Werk an den hoch gezüchteten Kampfmaschinen. Dabei blieb ihm sogar noch Zeit, die Verhältnisse am Boden zu überprüfen.
    Viel gab es dort nicht zu sehen. Die Mutantenvölker, die hier bis vor drei Jahren gelebt hatten, existierten nicht mehr.
    Ausgestorben lagen die Dörfer in der Sonne. Tiere gab es nur wenige; wenn Aiko etwas entdeckte, dann vor allem Insekten.
    Unendlich viele Fleggen, aber das war ja normal. Was ihn überraschte, war die große Zahl von Aasgeiern, die sich hier herumtrieb. Gewaltige Vögel mit schwarzem Gefieder und langen nackten Hälsen, die auf Felsen und verkrüppelten Bäumen saßen.
    Ein abstoßender Anblick in dieser monochromen, eintönigen Landschaft. Aiko sah überall nässende und eiternde Auswüchse; selbst rund um die verkrüppelten Schnäbel wucherten offene Geschwüre.
    Die mutierten Tiere

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