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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Taille geschnittenen Arbeitsanzugs, der nicht den geringsten Flecken aufwies. Auf den ersten Blick wirkte sie nicht gerade wie eine Technikerin, doch in ihren Augen glänzten Entschlossenheit und tiefes Wissen, die ihr äußeres Erscheinungsbild sofort wieder korrigierten.
    Jeder Londoner, der sich mit den Verbündeten der Community auskannte, wusste, dass diese Frau Naoki Tsuyoshi war. Ein einflussreiches Mitglied der Amarillo-Enklave, einer Community, in der fast ausschließlich Cyborgs lebten; Menschen, die zahlreiche Organe ihres Körpers durch lebensverlängernde Implantate ersetzt hatten.
    Obwohl sie gerade mal wie Ende zwanzig wirkte, war Naoki bereits über fünfhundert Jahre alt. Ihre Lebenserfahrung übertraf damit die jedes anderen Menschen auf dem Platz.
    Vielleicht war das der Grund, warum ihre Worte so großen Widerhall fanden. Vielleicht beeindruckte die Technos aber auch nur die metallisch funkelnde Hand, die unter einem ihrer Anzugsärmel hervor ragte.
    Wie auch immer, Naokis Warnung zeigte umgehend Wirkung. Vorsichtig wich die Menge zurück. Ein gut zwanzig Meter durchmessender Kreis entstand, der den Rochen vom Kopf bis zur Schwanzspitze frei gab. Charles Draken Yoshiro teilte einige Sicherheitskräfte ein, die von nun an dafür sorgten, dass dieser Sicherheitsabstand auch eingehalten wurde.
    Einzig die Prime und er verblieben weiter in der freien Mitte. Gemeinsam begleiteten sie Naoki zur Frontseite des wie tot daliegenden Rochen. Sie halfen ihr dabei, die Vorderkanten der leblosen Schwingen zu ergreifen und ein Stück weit in die Höhe zu wuchten. Den Bemühungen der Drei war es zu verdanken, dass zuerst die Stirnfront mit dem eingelassenen Kristall emporwuchs. Danach folgte ein von starren Auswüchsen umgebenes Maul, das sich gerade auf unnatürliche Weise zu weiten begann.
    Metallisches Surren dröhnte aus dem Inneren des Rochen hervor. Gleichzeitig verformte sich der lippenlose Einschnitt zu einer rechteckigen Öffnung, hinter der ein schwarzer Haarschopf zum Vorschein kam. Der Rochenkörper war also tatsächlich eine täuschend echte Attrappe, die von einem Piloten gesteuert wurde.
    Die nach unten klappende Rampe erreichte den höchsten Punkt ihrer Ausdehnung. Der Mann, der lang ausgestreckt in dem künstlichen Rumpf gelegen hatte, kroch zu ihnen heraus.
    »Dieser Ausstieg funktioniert natürlich auch ohne äußere Hilfe«, erklärte Naoki ihren beiden Helfern, »er ist nur etwas mühsamer.« Lächelnd sah sie auf ihren Sohn hinab, der mittels Knopfdruck einen Mechanismus auslöste, bevor er sich aufrichtete.
    Surrend fuhr die Rampe wieder ein.
    »Alles in Ordnung, Aiko?«, fragte Naoki.
    Zwischen ihr und dem drahtigen, nicht ganz 1,80 Meter messenden Asiaten existierte eine unübersehbare Ähnlichkeit, die keinen Zweifel an ihrer Verwandtschaft ließ, obwohl sie eher wie Bruder und Schwester, denn wie Mutter und Sohn wirkten.
    »Natürlich.« Obwohl Aiko wie ein ganz normaler junger Mann aussah, war sein Körper ebenfalls mit Implantaten durchsetzt. Seine Einpflanzungen gingen sogar weit über die vielen älteren Cyborgs hinaus. »Alles lief reibungslos«, fuhr er fort. »Die guten Testergebnisse wurden erneut bestätigt.«
    »Gute Arbeit!«, lobte General Yoshiro, doch sein Nicken in Richtung des Piloten fiel mehr reserviert denn freundlich aus.
    Einen Händedruck vermied er ebenso wie ein überschwängliches Schulterklopfen. Die Prime gab sich ähnlich zurückhaltend und scheute sogar jeden direkten Blickkontakt.
    Aiko ließ sich bezüglich der kühlen Reaktion keine Enttäuschung anmerken, trotzdem war die Kluft, die zwischen den Technos und ihm klaffte, nicht zu übersehen.
    Unangenehme Stille breitete sich aus, denn die umstehende Menge verfiel ebenfalls in Schweigen.
    Eigentlich kaum verwunderlich. Immerhin hielten ihn die meisten Londoner für einen Mörder…
    ***
    Meeraka, Appalachian Mountains
    Bleigrau wölbte sich der Himmel über den nahen Bergkuppen.
    Die dunklen Wolken wirkten prall und schwer, als stünden sie kurz vorm Zerplatzen. General Arthur Crow spürte einige feine Tropfen auf der Stirn, als er aus dem Air-MAT stieg.
    Missmutig sah er in die Höhe.
    Ein Gewitter lag in der Luft.
    Er musste sich beeilen, wenn er den Bunker trocken erreichen wollte, doch vor einem Regenguss zu flüchten widersprach seinem Rang als Präsident und oberstem Kommandeur des Weltrates. Der hagere Mann mit den markanten Gesichtszügen sah kurz über die Schulter, zu dem RoCop, der ihn in diese

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