144 - Die Jenseits-Party
Video-Kassetten sahen aus,
als hätte jemand sie mit ätzender Säure überschüttet. Genauso sahen auch der
Boden und die Wände aus.
In Fetzen hingen die Tapeten herunter und
wirkten fahl und ausgewaschen. Der Teppichboden machte den gleichen Eindruck.
Es herrschte ein einziges Durcheinander, und Larry und Simon mußten über das
steigen, das aussah, als hätte die Müllabfuhr es hierher gekippt und den Shop
mit der Müllhalde verwechselt.
Links zwischen Magazinen und
auseinandergerissenen Kassetten lag ausgestreckt eine Gestalt.
Lars Blomquist!
Larry Brent lief los, sprang über den Schutt,
über die zersplitterten Regale und Berge von Papier und erreichte die reglose
Gestalt.
»Lars?! Hallo, kannst du mich hören ?« redete er den jungen Mann in der Western-Kluft an. Lars’
Kleidung war verstaubt, als hätte jemand Mehl über ihn ausgeschüttet.
Vorsichtig legte Larry seinen Kopf auf die
Brust des Mannes und griff automatisch gleichzeitig nach seinem Handgelenk.
Ein Gefühl eisiger Kälte und des Grauens ging
ihm durch und durch.
Das Handgelenk drückte sich nach innen. Es
knackte trocken, als wäre dünne, morsche Haut geplatzt, und Larrys Finger
sanken in den Körper.
Das gleiche passierte mit Lars Blomquists
Brustkorb.
Er sank nach innen, kaum das Larry ihn mit
seinem Ohr berührt hatte, um den Herzschlag abzuhorchen.
In diesem Körper schlug kein Herz mehr. Es
war ebensowenig vorhanden wie die anderen Organe.
Lars Blomquists Körper war völlig ausgehöhlt,
trocken und bestand nur noch aus einer ausgedörrten Hülle, die bei der
leichtesten Berührung in sich einsank.
*
Eigentlich hätte dies sein erster Urlaubstag
sein sollen.
Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 war mit
seinem Kollegen Larry Brent nach Kopenhagen geflogen.
Iwan hatte noch auf den Anschluß der Maschine
nach Moskau einige Freistunden, die er mit einem Bummel durch die dänische
Hauptstadt hinter sich gebracht hatte.
Aber wie bei der PSA üblich: erstens kommt es
anders und zweitens, als man denkt.
Genau eine Stunde vor Abflug - Iwan hatte
sein Gepäck bereits aufgegeben - meldete sich X-RAY-1 aus New York.
»Hallo, X-RAY-7! Ich muß Sie leider bitten,
Ihren Urlaub kurzfristig zu verschieben .« Die besonnen
und väterlich klingende Stimme des PSA-Leiters kam aus einem winzigen
Lautsprecher der Weltkugel, die Iwan Kunaritschew als Ring trug.
Dort hinein antwortete er auch, denn der Ring
war gleichzeitig Empfänger und Sender.
»Wo drückt der Schuh, Sir ?« fragte der Russe mit seiner markanten Stimme.
»Wir haben soeben einen Hinweis aus
Kopenhagen erhalten. Es geht um einen Mann namens Pieter Delonk. Er ist der
Fahrer eines gewissen Autos, mit dem Ihr Kollege Larry ein seltsames Erlebnis
hatte ...«
X-RAY-1 berichtete, was er von Larry Brent an
Informationen erhalten hatte. Nun kam es ihm darauf an, so schnell wie möglich
mehr über Pieter Delonk zu erfahren.
Durch die sofort eingeleitete
Personenüberprüfung wußte man, welchem Beruf er nachging, daß er bei der
Polizei bisher ein unbeschriebenes Blatt war und im Bekannten- und
Freundeskreis als hilfsbereiter Bursche galt.
Seit einiger Zeit jedoch hatte Delonk sich
von allzu vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen freigemacht, hatte auch in
seiner Arbeitsleistung nachgelassen, so daß die Versicherungsgesellschaft ihn
kürzlich rügte. Er nahm nicht mehr alle Termine wahr und arbeitete nachlässig.
Delonk hatte keinen Grund für seinen
Leistungsabfall angeben können. Kollegen aber hatten ihn in der letzten Zeit
des öfteren in Gasthäusern und Kneipen gesehen und waren der Meinung, daß
Delonk sich heimlich zum Trinker entwickelt hatte.
Außerdem war etwas festgestellt worden, was
in dem Fall, den die PSA momentan in Dänemark bearbeitete, von großer Bedeutung
für X-RAY-1 war.
Pieter Delonk war öfter in der Nähe von
Apenrade gesehen worden, obwohl dies nicht sein Bezirk war.
»Prüfen Sie Delonks Wohnung nach, X-RAY-7!
Aufgrund der Ereignisse, die Larry Brent geschildert hat, ist kaum damit zu
rechnen, daß Delonk sich in diesen Minuten in Kopenhagen aufhält. Die Stadt ist
zu weit von Apenrade entfernt, als daß er schon zu Hause sein könnte. Es sei
denn - er könnte zaubern. Vielleicht muß man das bei ihm auch annehmen.
Versuchen Sie auf alle Fälle in die Wohnung zu kommen!
Wenn niemand öffnet, dann mit Gewalt! Der
richterliche Beschluß liegt vor!
Wir müssen wissen, was Delonk, der allein
lebt, in seiner Wohnung hat. Vielleicht hat er ein
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