144 - Die Jenseits-Party
dünne Stimme einer alten Frau,
die einen Namen rief. Ein leises Miauen antwortete ihr.
In der zweiten Etage wohnte auch jemand.
Durch die Türritzen fiel schwacher Lichtschein in den Hausflur.
Delonk wohnte in der dritten Etage. Es war
die letzte Wohnung in diesem Haus. Darüber lag nur noch der Dachboden.
Klingeln und Klopfen an Delonks Wohnungstür
hatte keinen Erfolg. Der Vogel war ausgeflogen, und außer dem Wohnungsinhaber
schien sich im Moment niemand in den Räumen aufzuhalten.
Die Tür zu öffnen, war mit dem
Universalschlüssel, den jeder Agent bei sich trug und der ausklappbar in einem
speziellen Taschenmesser mit zahlreichen anderen Funktionsmöglichkeiten
untergebracht war, kein Problem.
Vorsichtig drückte Iwan Kunaritschew die Tür
auf.
Der Spalt war noch nicht breit genug, als daß
er ihn zum Betreten der Wohnung hätte benutzen können, da schoß mit schrillem
Quietschen ein langgestreckter, pechschwarzer Körper auf ihn zu ... mitten ins
Gesicht.
*
Beide Männer hatten schon viel erlebt, aber
sie wurden doch blaß, als sie sahen, wie Lars Blomquists Körper zu Staub wurde.
An der Wand neben der Tür zu dem Korridor und
dem Hinterzimmer, durch das Larry Brent hatte fliehen können, saß noch jemand,
den sie kannten, und der ohne äußerlich erkennbare Verletzung das ganze Grauen
scheinbar überstanden hatte.
Aber nur scheinbar...
Es war - Ula Bergstroem!
Sie hatte wieder ihr rotes Haar. Gesicht und
Körper waren schön, wie es von Mädchen in diesen Läden erwartet wurde.
Sie saß da, die Beine leicht angewinkelt, als
ob sie schlafen würde.
Nichts mehr war zu sehen von ihrem
scheußlichen, schlammartigen Körper mit dem übergroßen Kopf, in dem die
Sinnesorgane nur angedeutet waren und von den plumpen, starren Gliedmaßen, die
an Baumstämme erinnert hatten.
Jetzt war sie wieder verführerisch und schön,
wie sie dasaß, die Beine etwas angezogen, so daß der knappe Rock
zurückgeschoben war und die festen Schenkel freigab.
Für Larry aber war nicht vergessen, was
schließlich erst wenige Minuten zurücklag.
Mit der Waffe in der Hand ging er neben der
schönen Rothaarigen in die Hocke. Er tupfte Ula Bergstroem mit dem Lauf der
Smith & Wesson Laser leicht gegen die Schulter.
Dieselbe sackte ein. Die Haut unter der Bluse
war dünn wie Papier.
Ula Bergstroem war so hohl wie Lars
Blomquist.
Die unheimliche, dämonische Kraft, die in
ihrem Körper nach dem Wiedererwachen aus dem Tod geschlummert hatte, war ihr
zum Schicksal geworden und hatte sie selbst aufgefressen.
Ihr Körper hatte das namenlose Grauen aus
einer finsteren, okkulten Welt geborgen und war zum Ausbruch gekommen. Die
Spuren jener dämonischen Wesenheit waren überall zu sehen.
Ula Bergstroem zerfiel nach einer weiteren
Berührung. Von ihr blieb nichts weiter übrig als ein mehlfeiner, grauer Staub,
der sich im ganzen Zimmer verteilte. Das einzige, was noch von der Verkäuferin
kündete, die von einem Dämon besessen war, waren der Rock und die Bluse, die
als leere Hülle da lagen, wo sie eben noch gesessen hatte.
Der PSA-Agent Larry Brent und der
PSA-Nachrichtenmann Simon Sabatzki koordinierten ihre weiteren Unternehmungen.
Simon kümmerte sich um die andere
Verkäuferin, die sich von dem Schreck einigermaßen erholt hatte, die aber
dennoch ärztlich untersucht werden mußte.
Simon fuhr sie ins Krankenhaus.
Auf Larry Brent wartete eine andere Aufgabe.
Er wollte unbedingt wissen, wieso Ula
Bergstroem hier in dem Shop ihre Arbeit versah und doch kurzfristig einige
Kilometer entfernt auftauchte, um den Raupenschlepper in Gang zu setzen. War ein
dämonischer Geist aus ihr gefahren und hatte in ihrer Gestalt die Aktion
durchgeführt? Hatte das Unheimliche in ihr sich abgespalten und sie ein zweites
Mal entstehen lassen, wie es in der Parapsychologie als >Zweitkörper-Phänomen< bekannt war?
Nicht nur bei Ula Bergstroem war dieses
Phänomen aufgetreten. Auch bei Brigitta Shäben und Anita Caunen. Ihre Fälle
mußten noch überprüft werden. Sie konnten jederzeit ebenfalls zu solch
dämonischen Bomben werden, wenn der unheimliche Geist Rha-Ta-N’mys es ihnen befahl.
Larry informierte die PSA-Zentrale über den
neuesten Stand der Entwicklung. Von dort aus würde X-RAY-1 die notwendigen
Schritte unternehmen.
Bei dieser Gelegenheit erkundigte sich Larry
auch nach seiner Kollegin und charmanten Freundin Morna.
»Wir halten sie noch unter Verschluß,
X-RAY-3«, bekam er zu hören. »Wir wissen noch zu wenig
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