144 - Die Jenseits-Party
gehörte zu den schönsten
Häusern in der Straße. Apant war mit Recht stolz auf seinen Besitz.
Der Heimkehrer betätigte den Klingelknopf.
Vivis Kopf würde im nächsten Moment hinter
dem ersten Fenster der Haustür auftauchen... Seine Frau blickte grundsätzlich
erst auf die Straße, ehe sie öffnete. Man konnte heutzutage ja nicht vorsichtig
genug sein. Zwielichtiges Gesindel lief herum, Diebe und Betrüger.
Der weiße, dicht gewebte Vorhang hinter dem
Fenster bewegte sich nicht.
Vielleicht hatte Vivi das Klingeln überhört?
Also läutete Frederic ein zweites Mal.
Kein Gesicht erschien aber am Fenster, kein
Türöffner wurde betätigt.
Da schloß Apant auf und betrat die Wohnung.
»Vivi ?« rief er
leise von der Diele her in die Stille.
Alles war fein aufgeräumt. Im Haus roch es
nach frischgebackenem Kuchen. Das fertige Backwerk stand auf einer Glasplatte
auf dem Ofen.
Vivi Apant aber war nicht zu Hause...
Sie lag auch nicht im Bett. Das hätte
Frederic am ehesten vermutet, weil seine Frau sich in den letzten Tagen
besonders elend fühlte.
Er warf einen Blick auf den Tisch. Früher
hatte Vivi es stets so gehalten, daß sie ihm eine schriftliche Nachricht
hinterließ, wenn sie unerwartet ausging. Aber es lag kein Zettel auf der
Tischplatte.
Frederic Apant wollte eben zum Telefon gehen
und Frau Burman anrufen, als die Türklingel betätigt wurde.
Der Mann eilte nach draußen.
Eine Nachbarin stand vor ihm.
»Ich habe immer wieder mal einen Blick aus
dem Fenster geworfen, Herr Apant«, sagte die Frau. »Ich wußte ja nicht, wann
Sie nach Hause kommen. Jetzt habe ich gerade gesehen, daß Ihr Auto draußen
steht, und da bin ich schnell herübergelaufen, um Ihnen Bescheid zu sagen. Ihre
Frau, Herr Apant...«
»Was ist mit ihr ?« Er unterbrach sofort nervös und merkte, wie es ihn heiß und kalt überlief. Was
ist mit meiner Frau? Ist etwas passiert ?«
»Vor zwei Stunden hat sie das Fenster
aufgerissen und nach Atem gerungen . . . Ich sah noch, wie sie nach vorn über
die Fensterbank fiel und bin sofort aus der Wohnung gestürzt, um ihr zu Hilfe
zu eilen. Sie war bewußtlos, als ich bei ihr ankam. Ich habe sofort im Hospital
angerufen und einen Krankenwagen bestellt...«
Vivi im Krankenhaus!
»Vielen Dank . .. für Ihre Mühe«, reagierte
er ganz automatisch. »Ich fahr’ sofort hin .«
»Grüßen Sie sie von mir, und ich wünsche ihr gute Besserung. Und - Herr Apant - machen Sie sich keine
Sorgen. Es war bestimmt nur ein Schwächeanfall .«
»Ja, ja, ganz sicher ...«
Er zog die Tür ins Schloß und hetzte an der
Frau vorbei. Er startete und fuhr davon. Sein Gesicht war maskenhaft starr, und
sein Herz pochte rasend.
Eine seiner schlimmsten Vorstellungen, eines
Tages nach Hause zu kommen und Vivi tot oder nicht mehr anzutreffen, hatte sich
schneller erfüllt als er erwartet hatte.
Wie in Trance fuhr er durch die Stadt. Er
bekam kaum mit, was sich auf der Straße abspielte, überfuhr einmal eine rote
Ampel und wäre fast in einen Unfall verwickelt worden, wenn das ihm
entgegenkommende Fahrzeug nicht rechtzeitig gebremst hätte.
Frederic Apant fuhr weiter. Vor seinem
geistigen Auge sah er nur eines: seine schöne, begehrenswerte Frau, die in
letzter Zeit so krank war, und der niemand helfen konnte.
Seit sechs Jahren waren sie verheiratet. Eine
Zeit voller Glück und Erfüllung lag hinter ihm. Es war ihm, als hätte er sie
schon immer gekannt und hätte erst an dem Tag zu leben begonnen, als er sie
kennenlernte.
Die schöne, zarte Vivi! Ihre Haut war weich
wie Samt und immer leicht gebräunt. Auch im Winter. In scharfem Kontrast dazu
stand ihr langes, fast weißblondes Haar, das in großen Wellen ihr ovales
Gesicht rahmte. Ein Gesicht voller Ebenmaß und Schönheit, das jeden Maler
fasziniert hätte. Vivi zu besitzen, bedeutete alles Glück zu haben. Man hatte
ihn stets um diese Frau beneidet, und manch einer hatte versucht, sie ihm
abspenstig zu machen ... Vergebens! Vivi gehörte nur ihm allein.
Die schönsten Bilder drängten sich ihm auf.
Vivi hatte den Gang und die Geschmeidigkeit
einer Katze an sich, und wie eine Katze lag sie in der kalten Jahreszeit auf
dem Kachelofen, splitternackt, die langen Beine von sich gestreckt, sich wohlig
reckend. Das lange Haar hing über ihre Schultern herab und streichelte sanft ihre
braune Haut.....
Die Bremsen quietschen. Apant war hart
eingestiegen.
Verdammt! Das hätte ins Auge gehen können. Er
hatte mal wieder geträumt ...
Da war ein Ehepaar
Weitere Kostenlose Bücher