144 - Die Jenseits-Party
vor ihm vorschriftsmäßig
auf dem Zebrastreifen über die Straße gegangen, und er hätte die beiden alten
Leute fast überfahren.
Der Mann schüttelte drohend die Faust hinter
ihm her, die Frau schimpfte, und einige Passanten, die den Beinahe-Unfall
mitbekommen hatten, schüttelten empört die Köpfe.
Ein Passant notierte sich die Fahrzeugnummer.
Frederic Apant sah es im Rückspiegel, machte
sich aber keine weiteren Gedanken darüber. Selbst wenn die Polizei hinter ihm
hergebraust wäre, hätte er nicht gehalten.
Vivi lag im Krankenhaus und wartete auf ihn
..., er mußte zu ihr! Jeder würde dafür Verständnis haben ...
Er kam vor der Einfahrt des Krankenhauses an.
Die Barriere war heruntergelassen.
Frederic Apant kurbelte hastig das Fenster
zum Beifahrersitz herunter.
»Ich will zu Frau Apant, die vor wenigen
Stunden hier eingeliefert worden ist. Auf welcher Station, in welchem Zimmer
liegt sie? «
Der Portier drückte ein paar Tasten, und auf
dem Bildschirm waren die Angaben in grüner Leuchtschrift abzulesen.
»Station B, Zimmer 217! Mit dem Wagen können
Sie allerdings nicht auf das Krankenhausgelände fahren. Sie müssen sich da
draußen einen Parkplatz suchen ...«
»Ziehen Sie die Schranke hoch !« brüllte Apant. »Ich habe keine Zeit. Es ist eilig. Ich
kann mir nicht erlauben, erst noch lange einen Parkplatz zu suchen ...« Die
Galle lief ihm über. Wertvolle Sekunden gingen verloren, er hätte dem Mann
hinter dem Glasverschlag an die Kehle springen können wegen seines kleinlichen
Gehabes.
Als ob es jetzt darauf ankam, ob er auf dem
Gelände jenseits der Schranke parken durfte oder nicht!
»Tut mir leid. Ich kann keine Ausnahme
machen. Es sei denn, Sie hätten eine Park-Sondergenehmigung...«
Apant hätte schreien können.
Der Gedanke, zu spät zu kommen und Vivi
vielleicht gar nicht mehr lebend anzutreffen, saß so fest in ihm, daß andere
Überlegungen förmlich abgeblockt wurden.
»Tut mir leid. Ich habe meine Vorschriften
... Dort gegenüber, gleich um die Hausecke, befindet sich ein Parkplatz. Keine
zweihundert Meter von hier.«
Apant sah, wie der andere den Mund bewegte
und kriegte die Worte nur mit wie durch Watte.
Er ließ sich auf keine lange Diskussion mehr
ein, riß die Tür auf und sprang aus dem Fahrzeug.
»Heh, Mann! Was soll denn das ?« rief ihm der Portier nach.
»Der Zündschlüssel steckt. Fahren Sie die
Kiste hin, wohin Sie wollen. Ich muß zu ihr .« Frederic
Apant rannte los wie ein Schnelläufer, dem es darauf ankam, den Sieg nach Hause
zu tragen.
Der Portier lief aus seinem Glashaus und
zeterte. Apant beachtete ihn nicht. Station B ..., das war die Abteilung für
Innere Medizin. Er hätte es sich denken können. Hier war Vivi vor einigen
Wochen zur Untersuchung gewesen. Professor Eriksen, ein Mann, der als Kapazität
bekannt war, hatte es sich nicht nehmen lassen, die Untersuchungen selbst
durchzuführen. Er hatte ein persönliches medizinisches Interesse an dem Fall.
Vivis Erkrankung war nicht alltäglich.
Frederic Apant stürmte in die
Aufenthaltshalle. In den braunen Ledersesseln saßen einige Patienten mit ihren
Angehörigen und unterhielten sich.
Apants Schritte hallten durch die Korridore.
Insgesamt führten drei Aufzüge in die oberen
Stockwerke. Aber er nahm keinen von ihnen, stürmte die Treppe nach oben, kam in
der zweiten Etage an und jagte durch den Korridor.
Zimmer 217 ... Zimmer 217 ... hämmerte es
hinter seinen Schläfen. Hoffentlich lebt sie noch? Ihr darf nichts passiert
sein. Sechs Jahre erst war er mit ihr zusammen. Was waren schon ärmliche sechs
Jahre!
Er war auf der Höhe von Zimmer 204, als ihm
eine Schwester in den Weg trat.
»Zu Frau Apant... Ich muß zu Frau Apant,
Schwester. Wie geht es ihr ?«
Er lief weiter, noch während er die Worte
hervorstieß.
»Bleiben Sie stehen !« rief die Krankenschwester hinter ihm her und begann ebenfalls zu rennen. »Sie
können jetzt nicht zu ihr .«
»Ich muß ... Ich muß sie unbedingt sehen .«
»Professor Eriksen ist gerade bei ihr. So
gedulden Sie sich doch bitte noch einige Minuten .. .« Die Schwester war ganz außer Atem, erreichte den Mann auf
der Höhe des Zimmers 212 und hielt ihn am Ärmel seiner Jacke fest. »Warten Sie
einen Moment .«
»Was wissen Sie über die Patientin ?«
»Sie wurde bewußtlos
hier eingeliefert, ist inzwischen aber wieder bei Besinnung. Es ist nicht so
schlimm. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen .«
Die Worte taten ihm gut. Die ganze
Weitere Kostenlose Bücher