144 - Die Jenseits-Party
Anspannung
fiel von ihm ab. »Sagen Sie mir ... auch die Wahrheit ?«
»Ja-, Warten sie hier. Ich werde zu Professor
Eriksen gehen und ihm sagen, daß Sie da sind ...«
»Das ist gut«, hörte er sich sagen. Seine
Stimme war rauh und kam ihm selbst fremd vor. Er bemühte sich, natürlich zu
sein und auch zu reagieren. .Nur keine Panik, redete er sich ein. Sie ist noch
so jung ... erst neunundzwanzig ... sie stirbt noch nicht.
Die Schwester ging ins Krankenzimmer, und
Frederic Apant wanderte unruhig auf dem langen Korridor auf und ab.
Eine Minute verging, zwei... drei Minuten ...
Sie kamen ihm vor wie eine Ewigkeit.
Dann endlich wurde die Tür geöffnet.
Professor Eriksen, ein Mann Ende Fünfzig, ein
wenig untersetzt, behäbig, aber mit klugen, klaren Augen, verließ den Raum.
»Herr Apant !« sagte
er und reichte dem Mann die Hand. »Gut, daß Sie da sind. Ich hätte Sie gern unter
vier Augen gesprochen...«
»Vivi... sie ist doch nicht. ..«
»Nein, nicht, was Sie denken. Sie können
sofort zu ihr. Sie ist bei Bewußtsein. Allerdings noch sehr schwach. Sie kann
nicht viel sprechen. Kommen Sie ...«
Eriksens Zimmer lag am anderen Ende des
Korridors.
Der Professor nahm hinter seinem
Mahagonischreibtisch Platz, auf dem sich Aktenhefter türmten und in einer
Kristallvase frische Blumen standen.
Eriksen bot seinem Besucher Platz an und
hielt ihm dann den Zigarettenspender hin, aber Apant lehnte dankend ab.
»Vielleicht einen Kognak? Einen Whisky? «
»Sie reden so, als würde ich eine Stärkung
benötigen, Professor? «
Eriksen seufzte. »Vielleicht wird es nötig
sein, Herr Apant. Wir hatten schon mal ein sehr offenes Gespräch miteinander.
Das liegt einige Monate zurück. Ich sagte Ihnen damals, daß ich mir über die
Krankheit Ihrer Frau kein klares Bild machen könnte. Ich kann es noch immer
nicht. Aber ich habe inzwischen eine Gewißheit: Ihre Frau wird nicht sehr alt
werden. Sie wird bald - sterben müssen! Es tut mir leid, es Ihnen so direkt
sagen zu müssen. Sie hatten mich darum gebeten, und ich will offen zu Ihnen
sein, auch in Anbetracht der Zeit, die Ihnen noch bleibt...«
»Geahnt, Professor«, erwiderte Apant tonlos,
»habe ich es schon lange. Aber wahrhaben, wollte ich es nicht. Wieviel Zeit
geben Sie ihr ... noch ?«
»Das ist schwer zu sagen. Einige Monate, ein
paar Wochen ... vielleicht auch nur ein paar Tage oder gar Stunden! Es ist
alles möglich !«
Nach diesen Worten herrschte erst mal eine
Weile betretenes Schweigen.
Apant barg das Gesicht in beide Hände und hob
seinen Kopf langsam wieder empor. »Und Sie können . ..
nichts für Sie tun ?«
Ein Kopfschütteln erfolgte. »Nein, leider
nicht das geringste. Das Leiden, das Ihre Frau hat, ist so extrem selten, daß
es keine Heilmaßnahmen dafür gibt. Ihr Organismus ist einfach derart
geschwächt, daß er über kurz oder lang seine Funktion einstellen wird. Wir
können keine organische Erkrankung feststellen, keinen Tumor, nichts, was
greifbar wäre. Und gerade dieses Unangreifbare stellt uns vor ein unlösbares
Problem.
Sie wird schwächer und immer schwächer ...
Sie schläft schließlich ein und wacht nicht mehr auf. Ihr Organismus erholt
sich nicht mehr. Das ist alles - und es ist schlimm! Es tut mir leid, Herr
Apant, daß ich Ihnen keine andere Auskunft geben kann .«
»Und Vivi...«, brachte der Mann stockend
hervor. »Weiß sie es ?«
»Sie ahnt es ... Sie hat vorhin vom Tod
gesprochen und davon, daß sie hofft, Sie noch mal lebend zu sehen .«
*
Ihr Widerstand ließ nach.
Die hübsche Blondine brachte nicht mehr
länger die Kraft auf, sich dem unheimlichen Würger zu wider setzen.
Ihre Finger zitterten, dann fielen ihre Arme
schlaff herab. Dumpfes Röcheln brach aus ihrer Kehle, ihr Körper spannte sich.
Es schien, als wollte sie sich dem Würger entgegenstemmen.
Ihr Kopf fiel zur Seite, und die Frau hörte
auf zu atmen.
Obwohl das Opfer keine Lebensäußerungen mehr
zeigte, zog Delonk noch mal kräftig am Gürtel und ließ dann von der Frau ab.
Der Besucher der privaten Filmkabine zog ein
Messer aus der Hosentasche, klappte es auf und löste mit schnellem Schnitt eine
Locke vom Haar seines Opfers. Ohne besondere Eile verstaute er die blonde
Haarlocke in einer dünnen Plastikhülle, wie sie zum Schutz für Ausweise
normalerweise Verwendung fand, und legte diese dann zwischen Fotos und Papiere
in seine Brieftasche.
Das Liebeswispern aus den versteckt
angebrachten Stereolautsprechern und eine heiße
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