Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1440 - Deckname Romulus

Titel: 1440 - Deckname Romulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
herbei, daß er dafür sogar eine Niederlage in Kauf nahm.
    Das Strahlengewitter im Korridor ließ nach, die Hyguphoten drängten langsam wieder in die Richtung, aus der sie zuvor geflohen waren.
    Das bedeutete nichts Gutes, denn der Vormarsch der Kreit-Krieger schien auf einen Rückzug der Widder hinzuweisen. „Patt", hörte sie Deighton wie zu sich selbst sagen.
    Mory ertrug das Nichtstun nicht länger.
    Ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen, stürmte sie aus dem Hangar in den Korridor. Sie erwartete, daß sie ein Paralysestrahl oder gar ein tödlicher Schuß in den Rücken traf. Aber nichts geschah, Deighton ließ sie ziehen. Sie gelangte in den Korridor, suchte sofort Deckung vor Deighton und bückte sich nach der Waffe eines toten Hyguphoten. Den schweren Kombistrahler in beiden Händen, stürmte sie vorwärts.
    Erst jetzt dachte sie mit Schrecken daran, daß sie keinen Schutzanzug trug und es jederzeit passieren konnte, daß eine der Außenwände leck geschossen werden könnte.
    Es war jedoch nur ein kurzer Gedanke, denn kaum hatte sie ihn gedacht, stand sie plötzlich einer Phalanx von Kreit-Kriegern gegenüber. Sie hob den Kombistrahler, bereit ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Verblüfft senkte sie die Waffe.
    Die Hyguphoten kämpften nicht mehr.
    Sie hatten die Waffen sinken lassen, sie vorschriftsmäßig in den Waffengurten verstaut und wandten nun der Richtung, in der ihre Gegner lauerten, den Rücken zu.
    Das war gegen alle bekannten Verhaltensregeln von Kreit-Kriegern.
    Aber auch von der Gegenseite, von den Widdern, wurde kein Schuß mehr abgefeuert. Mory stand fassungslos da, als die Kreit-Krieger auf dem Rückzug zum Hangar mit dem Hauptquartier an ihr vorbeimaschierten. In dieser Phase wären sie nicht fähig gewesen zu kämpfen. So war das mit den Kreits - es genügte quasi ein Fingerschnippen, um ihre Aggressionen abzustellen. „He, Kreits", rief Mory die Vorbeimarschierenden an. „Habt ihr die Hosen voll? Warum kämpft ihr nicht mehr?"
    Während einer Aggressionsphase hätte Mory jetzt mit dem schlimmsten rechnen müssen. Aber die Hyguphoten ließen sich nicht einmal provozieren. Einer von ihnen wandte ihr sein stirnloses Gesicht zu, sah auf sie herab und sagte: „Waffenstillstand. Kein Kampf mehr, Verhandlungen."
    Das also hatte Deighton mit „Patt" gemeint - ein Unentschieden, bei dem keiner der beiden Parteien einen Vorteil errungen hatte.
    Sie erreichte unbehelligt die Verteidigungslinie der Widder und wurde von diesen ziemlich mißtrauisch empfangen. Erst als sie sich als Besatzungsmitglied der ELYSIAN zu erkennen gab, tauten die Männer und Frauen auf.
    Mory erfuhr, daß die dreizehn Flüchtlinge und ihre vier Kameraden wohlauf waren und aus der Nakkenkuppel an Bord der QUEEN LIBERTY überstellt worden waren. „Kann mir einer erklären, wie ihr es angestellt habt, daß Galbraith Deighton dem Waffenstillstand zugestimmt hat?" wollte Mory wissen. „Das Angebot kam von ihm", war die Antwort. „Aber wir fragen uns, was bei den Verhandlungen herauskommen soll.
    Wir lassen uns doch nicht bekehren."
    Mory verstand die Welt nicht mehr: Deighton hatte eingelenkt!
     
    *
     
    Mory mußte sich eingestehen, daß Romulus ihr unheimlich war. Zum erstenmal in ihrem Leben stand sie ihm gegenüber und bekam doch nichts von ihm zu sehen außer einer milchig flimmernden Silhouette. Sie empfand diese Maskerade als übertrieben theatralisch, wenn nicht gar kindisch.
    Dieser silberne, halb transparente Schatten konnte ihr nicht das Charisma vermitteln, das sie vom Kopf der Organisation erwartete, seine Anwesenheit berührte sie in keiner Weise.
    Dabei konnte sie sich glücklich schätzen, daß sie überhaupt etwas von ihm zu sehen bekam, denn von einem Mannschaftsmitglied hatte sie erfahren, daß Romulus die meiste Zeit überhaupt unsichtbar blieb. Er geisterte wie ein Gespenst über die .Decks der QUEEN, und seine Gegenwart wurde lediglich durch ein Piepsen der Ortungsgeräte angezeigt.
    Wie gesagt, Mory war enttäuscht; sie hatte einfach zuviel erwartet. Aber sie mußte zufrieden sein, denn sie durfte außer zwei ertrusischen Leibwächtern als einzige bei dem Treffen dabeisein. Das verdankte sie allerdings nicht Romulus' Wohlwollen. „Aus welchem Grund besteht der Cyborg darauf, daß du mich begleiten sollst?" hatte Romulus sie mit künstlich verzerrter Stimme angeschnarrt. „Er hat es mir versprochen", antwortete Mory wahrheitsgemäß und fügte dann schnippisch hinzu: „Keine

Weitere Kostenlose Bücher