1440 - Deckname Romulus
ihm bisher noch nie gelungen, auch nur einen Zipfel von dem zu erwischen, was er anstrebte. Seine Ideale waren noch immer ein Phantom.
Lange Zeit hatte er Kraft aus der Überzeugung gewonnen, daß es - trotz aller Gegenpropaganda - auch außerhalb der Milchstraße noch intelligentes Leben geben mußte. Galaktiker und andere raumfahrende Völker, die ebenso vehement versuchen müßten, in die Milchstraße zu gelangen wie die Widder aus dieser hinaus.
Und er hatte Kraft aus dem Wissen bezogen, daß Perry Rhodan und die anderen Freunde in seiner Begleitung am Leben waren und irgendwann einen Weg in die Milchstraße finden würden. Aber im Lauf der Jahrhunderte, als keine Lebenszeichen von außerhalb der Milchstraße kamen, war dieser Kraftquell immer schwächer geworden und letztlich versiegt.
Es mußte irgend etwas Unerwartetes, Schreckliches passiert sein, das Rhodan und die anderen daran hinderte, die Wälle der Milchstraße zu durchbrechen.
Vielleicht stimmte es sogar, was die Propagandamaschinerie des Systems behauptete, nämlich daß Perry Rhodan im Perseus-Black Hole den Tod gefunden hatte.
Er dachte immer wieder an die Ereignisse des Jahres 490 zurück, als Perry, dessen Tochter Eirene, Reginald Bull und der Haluter Icho Tolot nach jahrzehntelanger Abwesenheit unvermittelt aus dem Perseus-Black Hole in der Milchstraße aufgetaucht waren - in einer Zeit, in der die kommende Entwicklung bereits ihre Schatten Warf.
Er besaß ein geradezu eidetisches Gedächtnis, und er erinnerte sich auch heute noch in allen Einzelheiten an die Geschehnisse von damals. Er hatte nie eine stichhaltige Begründung dafür gefunden, warum sich Rhodan, Bull und Tolot so überaus seltsam verhalten hatten. Sicher, es mochte zum Teil daran gelegen haben, daß sie sich in dieser Zeit nicht wohl fühlten, denn es war nicht ihre Zeit gewesen - sie hatten in einem Stasisfeld die Jahre nach der Großen Kosmischen Katastrophe überdauert.
Aber dies konnte nicht die ganze Antwort gewesen sein, es mußte noch weit mehr dahintergesteckt haben. Die vielen Fragen, die ihn in der Folgezeit gequält hatten, waren heute nicht mehr von Bedeutung. Damals jedoch hatte er gehofft, daß Perry Rhodan den Sturz in das Perseus-Black Hole überlebt hatte und irgendwann zur Befreiung der Milchstraße zurückkehren würde.
Er hatte sich gleich nach dem Verschwinden von Rhodan und seinen Freunden auf die Suche nach ihnen gemacht. Er war in einem Raumschiff aufgebrochen und hatte einige der Orte aufgesucht, die Rhodan als Koordinaten für die Sammelpunkte seiner Tarkan-Flotte genannt hatte. Aber er hatte keine Spur von den Schiffen und den Freunden gefunden.
Als er nach langer vergeblicher Suche in die Milchstraße zurückgekehrt war, hatten die Cantaro ganze Arbeit geleistet, und hinter ihm begannen sich die Wälle um die Milchstraße zu schließen. Er sah sich als einen der letzten, der noch Zugang in die Milchstraße gefunden hatte.
Bald nach seiner Rückkehr war er in den Untergrund gegangen, denn er erkannte, daß sich die Verhältnisse schlagartig geändert hatten und nichts mehr von dem Gültigkeit hatte, was vorher die politische Landschaft geprägt hatte.
Die Cantaro hatten mit Unterstützung der Nakken, vermutlich auch NATHANS und einiger führender Galaktiker wie Galbraith Deighton, ganze Arbeit geleistet.
Er hatte sich oft gefragt, ob er diese Wendung zum Schrecklichen hätte verhindern können, wenn er sich nicht auf die Suche nach Perry Rhodan gemacht hätte. Er hatte seine Zweifel nie ganz beseitigen können, aber wirklich daran glauben, daß er Einfluß auf die Entwicklung hätte nehmen können, konnte er eigentlich nicht.
Aber er war viele Jahre und Jahrzehnte hindurch der festen Überzeugung gewesen, daß sich bald alles wieder zum Guten wenden würde. Denn wenn es auch in der Milchstraße keine Kräfte mehr gab, die sich gegen die Herrschaft der Cantaro stellen konnten, so warteten außerhalb der hermetischen Wälle die führenden Persönlichkeiten der Galaxie, die schon ganz andere Schwierigkeiten gemeistert und sich selbst schon mit höheren kosmischen Mächten gemessen hatten.
Er wartete und harrte aus und focht unermüdlich seinen aussichtslosen Kampf.
Nur die Überzeugung, daß Hilfe von außen kommen würde, verlieh ihm die Kraft zum Durchhalten.
Nach mehr als 650 Jahren waren seine Hoffnungen jedoch zur Illusion geworden.
Und er hatte sich damit abgefunden, daß er wohl nie erfahren würde, was damals wirklich geschehen war.
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