1440 - Halloween des Ghouls
Dazu gehörte eine Scheune, die ein gutes Versteck war und zudem nicht weit von Hollow Field entfernt lag. Wäre es hell gewesen, hätte er sie bei diesem flachen Gelände schon sehen können.
So aber bewegte er sich weiter durch den Nebel. Eine widerlich riechende Gestalt, die durch ihre Farbe fast eins mit dem Dunst wurde.
Der Ghoul war nicht nackt. Über seinen unförmigen Körper hatte er so etwas wie einen Sack mit Kopfausschnitt gehängt. Wer ihn anschaute, der hätte zuerst annehmen können, einen runden, haarlosen Schädel vor sich zu haben. Das traf nicht ganz zu. Ein paar dunkle Strähnen klebten noch auf dem Kopf.
Bei ihm war alles weich. Der Körper mit seinen dicken Armen und den ebenfalls dicken Beinen. Auch der Kopf glich von der Konsistenz her mehr einem erstarrten Pudding.
Niemand kam ihm entgegen. Die Halloween-Leute hielten sich im Dorf auf.
Sein Ziel war klar. Und so ruderte er beim Gehen weiter mit seinen wulstigen Armen wie ein Schwimmer, der das nasse Element durchpflügte.
Ein Gefühl für Zeit hatte der Ghoul nicht. Er gierte nach dem Opfer, und deshalb wollte er die Entfernung zwischen ihm und sich so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Und er wusste, dass er einen großen Teil der Strecke bereits zurückgelegt hatte, denn nun roch er die Menschen, und daran hinderte ihn auch der Nebel nicht.
Bald war es so weit…
Der Ghoul folgte nicht nur seinen Instinkten, er besaß auch eine gewisse Intelligenz. Er konnte nachdenken, sich schlau machen, und so wusste er immer, wie er sich zu verhalten hatte.
Er hörte die Stimmen aus dem Ort. Der Nebel hatte sie zwar gedämpft, aber sie waren einfach da, und das wiederum bewies dem Ghoul, dass er sich auf dem richtigen Weg befand.
Er spürte Freude. Sie verwandelte sich bei ihm in eine Erregung.
Und genau die sorgte dafür, dass seine Drüsen noch mehr Schleim produzierten und sich der Gestank fast verdoppelte.
Das war ihm egal. Wo er hinwollte, würde man ihn kaum riechen.
Es war alles vorbereitet worden.
Und doch verhielt er sich vorsichtig, als er die ersten Gärten erreichte und die Häuser sah, hinter deren Fenstern Licht schimmerte.
Der Nebel ließ alles verschwimmen. Es war nichts klar in dieser Nacht.
Er hörte das Lachen, die Schreie. Dann sah er die Lichter, die sich bewegten. Sie tanzten durch die Luft. Es waren die Laternen der umherziehenden Halloween-Freunde, die sich jetzt auch in den Gassen verteilt hatten und später dann zu den einsameren Häusern gingen, damit sie bei den Bewohnern Angst und Schrecken verbreiten konnten.
Der Ghoul schlurfte weiter. Er freute sich irrsinnig auf das Opfer, das auf ihn wartete. Seine Drüsen produzierten immer mehr von diesem eklig stinkenden Schleim. Er konnte es nicht zurückhalten.
Zielsicher bewegte er sich weiterhin auf das Haus zu, in dem seine Beute lag.
Es dauerte nicht mehr lange, da hatte er den Garten erreicht. Die Latten des alten Zauns waren brüchig, und er schob sie kurzerhand zur Seite, um freie Bahn zu haben. Er wollte endlich an sein Ziel gelangen, sein Hunger ließ ihn fast wahnsinnig werden. Er machte schon Kaubewegungen, während er auf die Rückseite des Hauses zu schlich.
Der Ghoul wusste sehr genau, wohin er sich bewegen musste.
Das Fenster stand offen.
Er schnupperte auf den letzten Metern. Er roch die Tote bereits.
Eine Frau und noch jung. Sie würde ihm köstlich munden, und als er daran dachte, gab er knurrende und auch quietschende Geräusche von sich.
Dann hatte er das Fenster erreicht. Es war nicht groß, und er würde Probleme haben, sich in den Raum zu quetschen. Doch er konnte auf den Schleim vertrauen, der ihn bei diesen Hindernissen geschmeidig machte, und so unternahm er einen ersten Versuch, sich durch das Viereck zu pressen.
Mit dem Kopf klappte es problemlos. Nur mit seinen Schultern hatte er Schwierigkeiten. Auch die waren zu überwinden. Er drehte und wand sich, dann war er durch, landete auf dem Boden und schaute auf die Leiche der sehr jungen Frau.
Sein Maul öffnete sich. Zähne wie Alu-Stifte erschienen. In seiner Kehle erklang ein schlürfendes Geräusch. Seine Pranken zitterten leicht, als er den Körper umfasste und ihn in die Höhe hob. Er war so leicht. Der Kopf kippte nach hinten weg, als sich der Ghoul umdrehte und wieder auf das Fenster zuging.
Er schob seine Beute zuerst durch die Öffnung und hörte, wie die Leiche draußen aufschlug.
Anschließend kletterte er hinaus.
Der Rest war ein Kinderspiel. Der Ghoul
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