1440 - Halloween des Ghouls
was Sie tun. Erst einmal sagen wir Anna Bancroft guten Tag.«
Lizzy grinste. »Richtig nett hört sich das an.«
Nach dieser Bemerkung stieg Lizzy Moore aus. Sie ärgerte sich über den Schmutz an ihren Schuhen und auch über den, der am Mantel klebte.
Ich verließ den Golf ebenfalls. Auch Ari hatte bereits die hintere rechte Tür geöffnet, kletterte heraus und gesellte sich zu seiner Freundin.
»Das mit dem Abhauen war kein Scherz.«
»Nun warte doch erst mal ab«, sagte Lizzy.
»Klar, das mache ich auch. Aber ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl, das ich einfach nicht loswerde. Du weißt selbst, dass Künstler sehr sensibel sind.«
»Hättest du dir das nicht vorher überlegen können, als man dich wegen des Jobs anrief?«
»Ja, hätte ich. Aber kannst du in die Zukunft blicken?«
Ich konnte die Stimmung des Fotografen nachvollziehen. Denn auch ich hatte ein ungutes Gefühl.
Es sah alles so normal aus, es hatte sich nichts verändert, und doch näherte ich mich recht besorgt dem Eingang des Hauses…
***
Zufrieden, ich bin beinahe zufrieden!, so dachte Anna Bancroft. Diese Collins war aus dem Weg geschafft. Was jetzt noch anlag, war ein geringeres Problem, aber es musste gelöst werden, denn das war sehr wichtig.
Es ging erstens um den Ghoul und zweitens um die tote Amy. Sie lag nicht grundlos im Haus. Den wahren Grund kannte nur sie selbst, und Anna wusste, was sie zu tun hatte.
Viel Zeit ließ sie sich nicht mehr. Es war damit zu rechnen, dass dieser Sinclair zurückkehrte, und den Fotografen musste sie ebenfalls noch auf der Rechnung behalten.
Kein großes Theater. Kein langes Warten. Alles herrichten, denn der Zeitpunkt war günstig.
Anna konnte sich recht schnell bewegen. Vor der Tür zum Gästezimmer blieb sie kurz stehen. Sie lächelte und bewegte die Klinke langsam nach unten. Es war alles so geblieben. Keine Veränderung.
Kein offenes Fenster. Kein Ghoul, der sich hinter der Scheibe abmalte und sie mit seinem widerlichen Schleim beschmierte.
Aber das würde sich ändern.
Anna stand neben dem Bett mit der Toten. Ihre Hände waren gefaltet. Noch im Tod war sie ein schönes Mädchen. Sie hatte kurz davor gestanden, zu einer jungen Frau zu werden, was der Sensenmann jedoch nicht mehr zugelassen hatte.
»Er wird sich freuen, Kindchen. Er wird sich bestimmt freuen. So etwas wie dich bekommt er nicht alle Tage.« Aus ihrem Lachen wurde ein Kichern.
Sie berührte die schöne Leiche nicht, sondern ging zum Fenster.
Sie schaute hinaus, sah in den Garten, wo jedoch durch den Nebel nicht viel zu erkennen war.
Dann zog sie das Fenster auf.
Sofort wehte die kühle Luft herein. Auch der Nebel drängte sich in Schwaden durch die Öffnung und verteilte sich im Raum. Er sah aus, als würden unheimliche Geister Besitz vom Zimmer ergreifen.
Die ersten dünnen Tücher schwebten über das starre Gesicht der Leiche hinweg. Anna war in diesen Momenten sehr pingelig. Sie zupfte das Laken noch an einigen Stellen zurecht und nickte vor sich hin.
»Der Tisch ist gedeckt«, flüsterte sie und ging zur Tür. Das Fenster schloss sie nicht mehr, denn sie wollte es dem Ghoul nicht zu schwer machen…
***
Niemand sah ihn – niemand roch ihn!
Der Leichenfresser hatte seine unterirdische Welt verlassen und bewegte sich durch den Nebel. Er war ein Geschöpf, das noch menschlich aussah und in dieser Nacht nicht großartig auffallen würde. Wer jedoch in seine Nähe geriet, der war verloren, falls er nicht zuvor durch den Leichengestank gewarnt worden war und die Flucht ergriff.
Im Nebel zu sehen war auch für den Ghoul nicht möglich. Doch er wusste genau, wohin er wollte. Seine Sinne waren sensibel, und so stellte er schnell fest, in welche Richtung er laufen musste, um an die Nahrung zu kommen.
Er roch sie.
Er nahm die Witterung der Menschen auf, und er wusste, dass er innerhalb des Ortes eine Verbündete hatte, die auf ihn wartete. Sie hatte versprochen, ihm einen »Gabentisch« vorzubereiten, und darauf freute er sich.
An die Menschen auf dem Feld wollte er nicht denken. Es war ihm zu riskant gewesen, sie anzugreifen. Wenn auch nur einem die Flucht gelungen wäre, so hätte er die Menschen in Hollow Field warnen können, und genau das wollte der Ghoul nicht.
Er mied die normale Straße. Sein Instinkt reichte völlig aus, um ihm einen anderen Weg zu zeigen. Er führte ihn über die Felder, die sich an dieser Seite ausbreiteten und einem Farmer gehörten, der sein Haus abseits des Ortes gebaut hatte.
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