1441 - Schwarze Sternenstraßen
Prozesse wurden eingeleitet, und aus den Beibooten kam Alarm. „Droben im Orbit bauen sich dieselben Energiefelder auf, die zur Entmaterialisierung der Mutterschiffe geführt haben", berichtete der Siganese.
Tifflor ordnete den Alarmstart an. „Sucht den Orbit auf, wir teleportieren dann an Bord!" Er wandte sich an Fellmer. „Was tut Huiscap?"
„Er zieht die Notbremse, Tiff. Er wird innerlich nicht mit dem Problem fertig, das wir darstellen. Ich glaube, er will uns ebenso loswerden wie die Schiffe!"
„Es ist das beste, wir tun ihm den Gefallen!" fügte Ras Tschubai hinzu. „Gut, einverstanden." Tifflor setzte ein unergründliches Lächeln auf. „Aber nicht ohne ihn!"
Schweigend griff Ras nach seinen Gefährten und teleportierte mit ihnen zu dem Aiscrou.
Diesmal nahm Huiscap ihr Erscheinen nicht sofort wahr, oder er wollte es einfach nicht. Er stand halb hinter einer Konsole verdeckt. Der orangene Sack stellte seinen Raumanzug dar, und der Kugelhelm besaß eine verspiegelte Sichtfläche, die das Innere nicht erkennen ließ. Der Aiscrou war ungefähr eineinhalb Meter groß, und er wirkte wie ein prallgefüllter Kartoffelsack auf äußerst seltsamen Beinen.
Jetzt drehte sich der Körper des Wesens.
Die drei Terraner bewegten sich auf ihn zu und setzten dabei langsam einen Fuß vor den anderen. „Hab keine Angst", sagte Tifflor über den Helmfunk. Der Pikosyn variierte die Frequenzen und hoffte, daß der Anzug des Wesens die Worte empfing. „Wir kommen in Frieden. Wir wollen dir nichts tun!"
Es nützte nichts. Huiscap dachte nur an Scronnen, und er versuchte, an den drei Gestalten vorbeizukommen. Tifflor rief die Beiboote. Sie gaben die Höhe über dem Planetoiden durch. „Es ist höchste Zeit!" mahnte der Kommandant der PERSEUS. „Ras, bring ihn hinauf. Dann holst du Fellmer und mich!"
Ras Tschubai reagierte, ehe Huiscap auch nur mit einem einzigen Gedanken an Flucht denken konnte. Er packte dessen Anzug und verschwand mit ihm. Keine zehn Sekunden später tauchte er bereits wieder auf und holte die beiden Gefährten ab. Sie materialisierten in der kleinen Kanzel des Beibootes, und Tifflor scheuchte Amarim weg, der neugierig die orangene Boje umflog, die da stand und sich nicht rührte.
Die Anlagen des Beiboots meldeten das Erreichen des Orbits, und Tifflor machte eine einladende Bewegung mit der Hand in Richtung der Sessel. Der Aiscrou rührte sich nicht, und Ras meinte: „Der Schlag hat ihn getroffen. Es war ein Fehler, ihn einfach zu kidnappen!"
„Er scheint zu begreifen, daß er uns nicht los wird", meinte Fellmer. „Seine Gedanken verwirren sich."
„Und sein Anzug testet die Umgebung", sagte Tiff. „Wir sollten ihm einen Gefallen tun!"
Er gab dem SERUN die Anweisung, den Helm zu öffnen. Die Sichtscheibe wurde weich und faltete sich zusammen mit dem Kopfteil nach hinten in den Nacken.
Anschließend öffnete der SERUN die Verschlüsse, und der Terraner stieg aus seinem Anzug.
Wieder machte er mit der Hand eine einladende Geste in Richtung des Aiscrous.
Irgendwie schien Huiscap zu kapieren.
Er dachte nicht mehr an Scronnen, nur an Yuerheli. Und während die Anlagen auf dem Planetoiden ihre Höchstkapazität erreichten, begann sich das Wesen aus der Galaxis Neyscuur zu bewegen. Es bewegte sich auf seltsamen Fußlappen vorwärts, und es hielt erst in der Mitte des Raumes an. „Yuerheli-Aiscrou", verkündete der Raumanzug pfeifend. Dann gab es ein sirrendes Geräusch, und Huiscap öffnete die Montur. Sie fiel von ihm ab wie ein nasser Sack, und sie sahen das Wesen endlich in seiner Gestalt.
Der Aiscrou besaß einen birnenförmigen Körper, der am oberen Ende eine kaum sichtbare Einschnürung besaß, über der der Kopf thronte. Der Kopf wurde von einem tellerförmigen Haarkranz geziert, und in der Kopfmitte leuchtete ein rotes Facettenauge von zehn Zentimetern Durchmesser. Unterhalb des Kopfes, direkt am Beginn des Körpers, ragte ein trompetenförmiges Organ waagrecht in die Luft. An der dicksten Stelle über dem Boden besaß der Birnenkörper etwa einen Meter Durchmesser, und die Beine, auf denen er sich bewegte, bestanden aus sechs muskulösen Hautlappen. Die Haut des gesamten Körpers war wulstig und borstig, erdfarben und von ringförmigen Muskeln durchzogen, die sich ständig in raupenartiger Bewegung befanden. Diese nahm deutlich zu, wenn der Aiscrou sich in Bewegung setzte und ging oder sich einfach drehte. „Er hat wahnsinnige Angst", sagte Fellmer. „Sie bringt ihn fast
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