1445 - Holt mich aus der Hölle!
jemand.«
Es stimmte. Woher der Mann gekommen war, sahen wir nicht. Jedenfalls kam er auf die rechte Fahrerseite zu, und ich ließ die Scheibe nach unten fahren.
Im Licht der Laterne sah ich, dass der Portier einen Bart trug.
»Sie wünschen?«
»Wir müssen zum Sender.«
»Ja, das wollen alle. Sind Sie denn angemeldet?«
»Nein!«
Er wollte etwas sagen, da aber sah er meinen Ausweis. Ob er den Text im schwachen Licht lesen konnte, wusste ich nicht, und deshalb half ich ihm.
»Scotland Yard.«
Er schaute noch zweimal hin, nickte dann und erklärte, dass er die Schranke öffnen würde.
»Danke.«
Es dauerte nicht lange, da konnten wir weiter fahren. Im Scheinwerferlicht sahen wie den gelblichen Glanz auf dem Kopfsteinpflaster, der von einigen Laternen stammte, die den Weg säumten. Am Ende dieses Weges, wo er in einen freien Platz mündete, befand sich ein dreistöckiges, kastenförmiges Haus, in dem der Sender seinen Sitz hatte.
Freie Parkfläche gab es genug. Wir stiegen aus und gingen auf den hell erleuchteten Eingang mit dem Vordach zu, das vor Regen oder Schnee schützte.
Eine Glastür öffnete sich uns. Wir wurden bereits erwartet. Ein junger Mann mit strohblond gefärbten Haaren und einem strichdünnen Bärtchen auf der Oberlippe rieb nervös die feuchten Hände am Stoff seiner Hose ab, die zu einem Anzug gehörte.
»Guten Abend.« Er versuchte seine Nervosität durch Lockerheit zu überspielen. »Was kann ich für Sie tun?«
Ich zeigte noch mal meinen Ausweis, den er sich kaum anschaute.
Er wollte sofort wissen, um was es ging.
»Um Ihre Moderatorin Cathy Fox«, sagte Glenda.
»Oh…«
»Ja, ich habe die Sendung gesehen und auch den Zusammenbruch der Frau erlebt…«
»Aber was hat die Polizei damit zu tun?«
»Ganz einfach. Wir möchten mehr über die Hintergründe erfahren«, sagte ich. »Und glauben Sie mir, wir haben unsere Gründe.«
Der Knabe wusste nicht, wohin er schauen sollte. Dann sagte er:
»Cathy befindet sich in der Garderobe und…«
»Genau dort werden Sie uns hinbringen«, erklärte Glenda. Dabei lächelte sie den Mann so breit an, dass er unsicher zur Seite schaute und nickte. Er bat nur mit leiser Stimme darum, vorgehen zu dürfen.
»Aber gern«, sagte Glenda.
Es war ein kurzer Weg. Schon bald befanden wir uns hinter den Kulissen. Wir sahen auch die Menschen, die hier arbeiteten und hatten den Eindruck, dass sie alle bedrückt wirkten.
Die Garderobe befand sich in einem langen Gang, in dem das Neonlicht einen kalten Schein verbreitete.
Der Typ klopfte an, ging dann vor, während wir noch warteten.
Wir hörten nicht ihn sprechen, sondern eine Frau, deren Stimme schrill klang.
»Hört sich nicht eben gut an«, murmelte Glenda.
Ich hob die Schultern. »Wie hättest du denn nach derartigen Vorfällen reagiert?«
»Wahrscheinlich genauso.«
»Eben.«
Der Knabe kehrte zurück. Sein Lächeln sah mehr als kläglich aus.
»Sie können es ja mal versuchen.«
»Wie fühlt sich Cathy?«, fragte Glenda.
»Nicht gut.«
Das konnten wir uns vorstellen. Trotzdem gingen wir hinein und fanden eine Frau vor, die nicht in den Spiegel an der gegenüberliegenden Wand schaute. Sie saß auf einem stuhlähnlichen Sessel, der mitten im Raum stand, und starrte vor sich hin. Dass wir eingetreten waren, nahm sie offenbar nicht zur Kenntnis.
Ich schloss leise die Tür und wollte Glenda den Vortritt lassen.
Vielleicht war es besser, wenn Glenda erst mal von Frau zu Frau mit ihr sprach. Außerdem hatte ich die Sendung nicht gesehen.
»Cathy Fox?«, fragte Glenda leise.
Die Moderatorin schaute erst gar nicht auf. Sie sagte nur: »Wer immer Sie sein mögen, lassen Sie mich in Ruhe.«
»Das würden wir gern tun, aber es gibt da ein kleines Problem. Sie können sich bestimmt denken, um was es sich dabei handelt?«
»Gehen Sie! Ich brauche keine Psychologin oder…«
»Da irren sie sich, Cathy. Wir sind von der Polizei. Scotland Yard, um es genau zu sagen.«
Sie hatte jedes Wort verstanden, und ihre Haltung veränderte sich, denn jetzt hob sie den Kopf an. Es war zu sehen, was sie hinter sich hatte. Ihr Gesicht war gezeichnet. Die Tränen hatten das starke Make-up zerstört, nasse Spuren zogen sich über ihre Wangen. Ringe lagen unter den Augen, und der Mund zuckte.
»Polizei?«, flüsterte sie und schaute mich an, als sollte ich es noch mal bestätigen, was ich auch tat.
»Aber warum? Was habe ich getan?«
»Nichts, Cathy«, sagte ich. Dann stellte ich Glenda vor und nannte auch
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