1445 - Holt mich aus der Hölle!
nicht genau sagen. Es ist – es ist so ein warmes Gefühl, das mir sehr gut tut. Ja, es tut mir gut, und ich sehe es einfach als wunderbar an.«
»Geht die Wärme vom Kreuz aus?«, fragte ich leise.
Cathy musste erst nachdenken. »Nein, das wohl nicht«, gab sie zu, »aber mir geht es schon viel besser.«
»Das soll auch so sein.«
Sie sagte nichts mehr zu mir. Für sie war einzig und allein das Kreuz wichtig, und sie hielt ihren Blick genau auf die Stelle gerichtet, wo sich die beiden Balken trafen. Dort hatte sich das Gesicht ihrer Tochter gezeigt, und das hatte sie nicht vergessen.
Ich an ihrer Stelle hätte mich auch darauf konzentriert.
Zwischen uns hatte sich eine gewisse Spannung gelegt, die auch weiterhin bestehen blieb. Jeder schien darauf zu warten, dass etwas passierte.
Sprechen konnte Cathy nicht. Wir hörten nur ihre schweren Atemzüge, und wenig später schüttelte sie den Kopf, als hätte sie etwas völlig Unerwartetes erlebt.
»Was ist passiert, Cathy?«, fragte ich.
»Da – da kommt etwas auf mich zu.«
»Und was?«
»Es ist so warm. Aber nicht unangenehm. Ich sehe es als wunderbar an. Ich – ich fühle mich wie berauscht in meinem Kopf, und jetzt – jetzt…«
Ihre Worte erstickten, was für Glenda und mich bedeutete, dass sie etwas erlebte, das völlig neu für sie war.
Für uns war es nicht so überraschend, denn obwohl wir auf die Rückseite des Kreuzes schauten, sahen wir, was sich dort getan hatte.
Beim Schnittpunkt der Balken war ein Gesicht zu sehen, und das musste einfach Kimberly Fox gehören…
***
Mit dieser Überraschung hatte die Moderatorin nicht gerechnet. Ihre Lippen zuckten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Kreuz.
Glenda und ich hatten viele überraschte Menschen in unserem Leben gesehen, doch so wie Cathy Fox hatte kaum jemand reagiert.
Die meisten hatten geschrien oder sich irgendwie anders verhalten.
Diese Frau saß nur da und starrte auf das Gesicht, das ihrer kleinen Tochter gehören musste.
Auch Glenda und ich sahen das Gesicht. Es schaute nicht nur nach vorn, sondern auch nach hinten. Es war auch möglich, dass die Vorderseite durchschimmerte. Jedenfalls sah ich dieses Bild als ein kleines Phänomen an.
Es drehte sich nicht. Es zitterte nicht. Es gab nicht die geringste Bewegung. Es war einfach nur da und wurde von der Trägerin des Kreuzes angestarrt.
Glenda Perkins nickte mir zu. Ich verstand die Aufforderung. Sie wollte, dass ich die Frage stellte, um hundertprozentige Gewissheit zu haben.
»Ist es Ihre Tochter?«
Cathy reagierte zunächst nicht. Sie runzelte die Stirn. Es war ein Zeichen, dass sie nachdachte.
Glenda und ich rechneten mit einer Antwort. Die erhielten wir auch, aber anders, als ich es mir gedacht hatte. Sie bewegte zunächst den Kopf, blickte mich etwas unverständlich an, wobei ein Seufzen aus ihrem Mund drang, und einen Moment später fing sie an zu schwanken. Noch hielt sie sich auf der Sitzfläche, im nächsten Augenblick aber kippte sie nach rechts weg. Sie wäre hart auf den Boden geprallt, aber Glenda und ich waren schneller. Wir sprangen auf und fingen sie ab, bevor sie aufschlagen konnte. Ob sie ohnmächtig geworden war, fiel uns nicht sofort auf, jedenfalls hatte sie schwer zu kämpfen, denn wir hörten ihr Stöhnen und sahen, dass ihr Gesicht sehr blass geworden war.
»Ich kümmere mich um sie«, sagte Glenda leise.
Das war gut. So konnte ich das Kreuz wieder an mich nehmen. Es war leicht, es aus der Hand der Moderatorin zu lösen. Als ich es festhielt, spürte ich sofort die Veränderung, denn das edle Metall hatte sich erwärmt. Es waren sogar kleine Wärmestöße zu spüren, was sehr selten vorkam.
Mit dem Kreuz zog ich mich zurück. Cathy überließ ich Glenda, die ein Kissen geholt hatte, das sie unter den Hinterkopf der Moderatorin schob.
Ich beschäftigte mich mit dem Kreuz. Den beiden Frauen drehte ich den Rücken zu. So konnte ich mich in aller Ruhe mit dem Phänomen des Gesichts befassen.
Ja, es war da. Es gehörte einem jungen Mädchen, einem Kind.
Ich wollte fühlen, ob sich in der Mitte des Kreuzes etwas verändert hatte, aber da war nichts. Abgesehen von der Wärme, war dieses Gesicht nicht zu ertasten. Mein Finger fuhr hindurch, wo er das Gesicht hätte berühren müssen.
Erst jetzt stand für mich fest, dass es feinstofflich war. Es wirkte zwar dreidimensional, war aber nur eine Art Hologramm.
Und es verschwand nicht.
Genau darüber dachte ich ebenfalls nach. Das Kreuz
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