1445 - Holt mich aus der Hölle!
Verfolger fürchtete.
Ich erwartete die beiden vor dem kleinen Tor. »Fürchten Sie sich, Cathy?«
Sie zog den dicken Wollmantel enger um ihren Körper. »Ja, ich fürchte mich, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Vor wem?«
»Ich weiß es nicht. Aber nicht vor meiner Tochter, sondern vor dem Kontakt, sollte er wieder eintreten.«
»Da sind wir ja bei Ihnen.«
»Darüber bin ich auch froh. Und Sie tragen das Kreuz bei sich, John. Das gibt mir Hoffnung, auch wenn man als Mensch gegen den Tod nicht ankommt.«
»Können wir gehen?«
»Ja.« Die Antwort klang leicht gepresst. Kein Wunder bei dem starken Druck, dem Cathy ausgesetzt war.
Als wir den Friedhof betreten hatten, ging Cathy zwischen Glenda und mir. So fühlte sie sich sicherer, denn es ist nicht jedermanns Sache, bei Nacht und Nebel über einen Friedhof zu gehen.
Es war ein Friedhof der vielen Kulturen, das stellte ich selbst in der Dunkelheit fest.
Auf den Gräbern waren nicht nur Kreuze zu sehen oder Grabsteine mit christlichen Symbolen. Hier gab es auch Gräber, die einen besonderen Schmuck zeigten.
Zwischen Blumen und Grabsteinen leuchteten auf manchen Gräbern kleine Lichter. Wir lasen die Inschriften auf den Grabsteinen in fremden Sprachen. Wir hatten auch den Eindruck, nicht allein zu sein. In unserer Nähe raschelte es manchmal. Hin und wieder war auch ein Knistern zu hören und weiter entfernt wurde ein Flackerlicht angezündet.
Hohe Bäume wuchsen hier wenige. Dennoch lag genügend Laub am Boden, das der Wind vor sich hertreiben konnte.
Je näher wir dem Grab kamen, umso schlechter ging es unserem Schützling. Wir hörten Cathys heftiges Atmen. Hin und wieder murmelte sie auch ein paar Worte.
An einer Wegkreuzung blieben wir für einen Moment stehen. Neben uns lag ein größeres Grab, auf dem so etwas wie ein Haus als Grabstein stand. Es hatte einige Fenster, in denen brennende Kerzen standen. Sie befanden sich in farblich unterschiedlichen Gläsern, sodass sie bunte Lichter über das Grab warfen.
Ich drehte Cathy den Kopf zu. Sie hatte sich schon abgewandt und wies auf das Grab.
»Möchten Sie wissen, wer hier liegt?«
»Wenn Sie wollen.«
»Ein Zigeuner. Er war mal Anführer einer mächtigen Sippe. Jetzt hat man ihm ein Haus gebaut.«
»Interessant.«
Cathy hob die Schultern. »Das scheint bei ihnen so Sitte zu sein. Schräg gegenüber liegen zwei Rocker in einem Doppelgrab. Sie kamen bei einer Schießerei mit Ihren Kollegen ums Leben. Als Grabstein steht dort ein altes Motorrad.«
Das war schon ungewöhnlich. Wir mussten an dem Grab vorbei.
Tatsächlich sahen wir die Umrisse einer alten Maschine, die langsam vor sich hinrostete.
Ich ging weiter, denn die beiden Frauen waren bereits vorgegangen. Die Spannung in mir stieg an. Meine Lockerheit war verschwunden. Mehr als einmal strich ich über mein Kreuz in der Tasche. Es hatte sich noch nicht erwärmt.
Der Wind brachte einen kalten und feuchten Geruch mit. Ich entdeckte letzte Schneereste an schattigen Stellen, und manche Blätter glänzten so feucht, als wären sie mit Öl eingerieben worden.
Die beiden Frauen sah ich nicht mehr, blieb stehen und wunderte mich. Bis ich Glenda winken sah. Sie war aus einem Seitenweg gekommen, der wegen einer Buschgruppe nicht einsehbar war.
»Wir sind da«, sagte sie nur.
»Gut, wo?«
Sie deutete auf Cathy Fox. Sie stand etwa drei Meter von uns entfernt vor einem Grab und hielt den Kopf gesenkt. Ob sie ein leises Gebet sprach, war nicht zu hören.
»Wie geht es ihr?«
»Sie hat Angst, John.«
»Verständlich.«
»Hast du eine Lösung?«
»Leider nicht. Bisher haben wir nur ein Problem.«
»Aber was ist mit Kims Seele?«, flüsterte Glenda. »Kann sie wirklich in der Hölle sein?«
»Wenn ich das müsste.« Meine Stimme klang nicht eben optimistisch. »Ich habe gehört, dass sie aus der Hölle befreit werden will. Aber was ist für sie die Hölle?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Eben, Glenda. Und deshalb habe ich meine Probleme. Ich hoffe nur, dass wir sie, sollte sie sich wieder melden, länger bei uns behalten können, um mehr zu erfahren. Aber nichts Genaues weiß man.«
»Komm, wir gehen zu ihr.«
Cathy Fox stand wie angewachsen vor dem Kindergrab. Sie hielt den Kopf gesenkt und war völlig in sich versunken, sodass sie unser Kommen gar nicht bemerkte.
Ich hatte Zeit genug, mir das Grab anzuschauen. Es sah normal aus. Trotz der Dunkelheit erkannte ich, dass es sehr gepflegt war.
Nicht mal alte Blätter lagen darauf. Am
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