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1446 - Robotersporen

Titel: 1446 - Robotersporen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wayfar traute dem Mikrowellensender nicht. Der Roboter bestätigte, daß alles in bester Ordnung war und daß die angezeigten Werte den Tatsachen entsprachen.
    Der Entomologe erhöhte die Frequenz und die Strahlungsdosis Schritt für Schritt.
    Bei zwölf Gigahertz zeigten sich die Zwergameisen noch völlig unbekümmert.
    Mikrowellenstrahlung schien ihnen nichts auszumachen. Selbst die geringe Wärme, die sie erzeugte, bewirkte nichts.
    Kappo-148 meldete sich: „Ich habe zwar vorhin deine Brille geputzt, Herr, aber du siehst immer noch bedeutend weniger als ich."
    „Was willst du?" fauchte der schrullige Biologe seinen Arbeitsroboter an. „Auf dämliches Gequatsche kann ich verzichten."
    „Ich habe nur eine unwichtige Beobachtung gemacht." Der schwarze Zylinder mit dem blinkenden und rotierenden Kugelkopf verhielt sich bewußt freundlich. Auch hatte er sich in vielen Verhaltensregeln dem seltsamen Gehabe seines Herrn angepaßt. „Es hätte ja sein können, daß dir etwas entgangen ist.
    Darauf wollte ich dich aufmerksam machen. Aber wenn dir das nicht gefällt, hülle ich mich in eisiges Schweigen."
    „Es ist nicht fein von dir, mich auf meine Sehschwäche anzusprechen."
    „Das habe ich nicht getan. Was geschieht, kann auch ein Terraner mit voller Sehfähigkeit kaum erfassen. Das wollte ich sagen. Es liegt mir fern, dich zu beleidigen, oHerr."
    „O Herr!" echote Emmo Wayfar. „Wer hat dir das beigebracht?"
    „Du, oHerr! Es handelt sich um eine Basisprogrammierung, die auch im Austauschmodul gespeichert ist. Du hast sie mir am 11. Februar des Jahres 1144 eingeimpft."
    „Willst du damit sagen, daß ich unter Gedächtnisschwäche leide?"
    „Natürlich nicht, Herr. Ich wollte deine Aufmerksamkeit auf das lenken, was im Zwergameisenhaufen geschieht."
    „Wenig. Sie sind immun gegen HF-Strahlung. Das entspricht nicht der Norm, aber es ist bei diesen antus phönix wayfarus - so habe ich sie getauft - nun mal der Fall. Damit kann ich leben. Die Natur bietet immer wieder Überraschungen."
    „Dein Latein ist mies!" belehrte Kappo-148 seinen Herrn. „Du wärst früher beim Abitur durchgefallen. Aber lassen wir das.
    Hast du erkannt, daß deine antus phönix wayfarus herrschaftlich sind? Du kannst nicht sehen, daß sie Diener haben, noch kleinere Wesen, die für sie wohl die wichtigsten Arbeiten erledigen. Warte! Du siehst mit deiner Sehschwäche und deiner komischen Sehverstärkung, die du Brille nennst, wohl noch, daß sich die Zwergameisen in ihren Bau zurückziehen.
    Ihre Helfer bleiben aber draußen."
    „Ich weiß nur, daß du mich beleidigst, Kappo. Was soll das? Was willst du sagen?
    Soll ich dich abschalten?"
    Der schwarze Kleinroboter entgegnete nichts. Er fuhr aus dem Oberteil seines Zylinderkörpers ein positronisch verstärktes und syntronisch gesteuertes Vergrößerungsfeld aus - eine Aeroplasmalinse. Er führte das Energiegebilde dicht über die Krume mit den Zwergameisen. „Was siehst du?"
    „Die Ameisen verkriechen sich - trotz der Mikrowellenstrahlung. Aber es bewegt sich weiter alles."
    „Was bewegt sich?" drängte Kappo-148. „Noch kleinere Tierchen, als es die Ameisen sind. Ich kann sie kaum erkennen. Die antus phönix wayfarus scheinen ein Hilfsvolk zu haben, das noch widerstandsfähiger ist."
    „Irrtum, oHerr!"
    „Laß dieses oHerr sein!"
    „In Ordnung, oHerr! Du bist verwirrt.
    Das ist verständlich. Dein Sohn Chris kam um, und du willst dir deine Trauer nicht eingestehen. Du bist nicht ehrlich zu dir.
    Das überträgt sich auf alles, was du tust und siehst. Du willst nicht sehen, daß diese Zwergameisen wahre Lenker sind, denn sie haben Knechte, Diener, Unterjochte und..."
    „Schweig! Der Tod von Chris hat mich getroffen. Das stimmt. Aber das hält mich nicht von meiner Arbeit ab."
    „Vielleicht sollte es das? Wie menschlich bist du noch? Nimmst du noch auf, daß in der Krume der antus phönix wayfarus ein anderes Volk lebt ein noch kleineres, wahrscheinlich ein Dienervolk der Zwergameisen, das du mit deiner Mikrowellenstrahlung ans Tageslicht gelockt hast?"
    Emmo Wayfar antwortete nichts. Er streifte seinen gescheckten Mantel ab und rückte die Brille zurecht, die seitlich verrutscht war. „Was sehe ich?" murmelte er.
    Kappo-148 steuerte die Vergrößerung. „Die Zwergameisen sind alle verschwunden. Aber da krabbelt etwas noch kleineres herum, wayfarus minor. Die Diener der Ameisen. Die Melkkühe, die Roboter der Zwergameisen."
    „Du bist nicht recht bei Trost, oHerr",

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