1446 - Robotersporen
Tekener. „Und das soll ich glauben? Wer war denn dieser geheimnisvolle Besucher?"
„Ich habe nicht gesagt, daß er geheimnisvoll war", entgegnete der kleine Roboter. „Es handelte sich bei dem Mann um den Montagemeister Jacky Anderson, der ebenfalls auf der EPSILON-Werft tätig ist."
Ronald Tekener und Jennifer Thyron warfen sich einen kurzen Blick zu. Jetzt war sicher nicht der geeignete Zeitpunkt, über neue Verdachtsmomente zu diskutieren.
Sie baten Emmo Wayfar zu gehen und versicherten ihm, daß sie alles Erforderliche für die Aufklärung des Falles tun würden. Sie ließen sich von ihm versprechen, daß er seinen Verdacht gegen Anderson für sich behalten würde, denn nur dann könnten sie den vermeintlichen Täter überführen. Zögernd verließ der Entomologe das Haus. „Ich war schon immer sehr findig", wandte sich der Smiler an seine Frau, als sie allein waren. „Und ob ich einen guten Detektiv abgebe, der ohne Syntrons eine Lösung findet, bezweifle ich. Jetzt ergibt sich ein ganz neuer Verdacht. Und die kleine Unregelmäßigkeit mit der Krankmeldung von diesem Jacky Anderson sehe ich nun auch in einem anderen Licht."
„Ein Eifersuchtsdrama?" Die Gäanerin schüttelte den Kopf. „Ein Mordanschlag aus Eifersucht, bei dem vier Unschuldige neben dem Opfer sterben? Das kann ich nicht glauben. Da tippe ich eher auf einen Sabotageakt. Der alte Wayfar ist vielleicht nicht mehr ganz richtig im Kopf. Er hat das Gehörte vielleicht aus Wut oder aus Rachegelüsten seinem Kappo eingetrichtert."
„Das kann ich nicht beweisen. Und viel Zeit hat Wayfar nicht gehabt, um seinen Roboter entsprechend zu programmieren.
Aber das ist nicht entscheidend. Aus welchem Grund sollte er es getan haben?
Vielleicht kann er diesen Jacky Anderson nicht leiden. Jedenfalls werde ich mit dem Mann reden. Sicher treffe ich ihn auf der EPSILON-Werft. Du kannst von hier ausforschen, was es über Anderson Wissenswertes gibt. Halte mich auf dem laufenden!"
Der angeforderte Gleiter war inzwischen eingetroffen, und Ronald Tekener machte sich auf den Weg.
*
Der Wayfar-Bungalow besaß die Form eines Hufeisens von etwa zwanzig Meter Länge. Das Haus am Nordrand von Mandalay war ursprünglich für vier Personen gebaut worden, hatte dann aber nur zwei Freihändler aufgenommen, Emmo Wayfar und seinen Sohn Chris.
Jeder der beiden Männer hatte einen Flügel für sich allein bewohnt.
Vater und Sohn hatten sich wenig zu sagen gehabt und waren stets ihre eigenen Wege gegangen. Dennoch war es nie zu Zwistigkeiten zwischen ihnen gekommen.
Ihre Interessen waren einfach zu verschieden gewesen. Bei der Nutzung der gemeinsamen Räume oder des Hausroboters hatte es auch nie irgendwelche Schwierigkeiten gegeben.
Chris Wayfar hatte sich ganz der Aufgabe der Freihändler verschrieben, von der sein Vater nichts hatte wissen wollen.
Für ihn besaß nur die Insektenwelt von Phönix Bedeutung. Ihr galt sein ganzes Interesse. Daß er sich damit gesellschaftlich aus dem Kreis der rund 5000 Seelen abgesondert hatte, störte Emmo Wayfar nicht.
In der Mitte des Gebäudes befanden sich von außen her der Zugang und im Innern die Gemeinschaftsräume. Diese würden nun nurmehr von einer Person genutzt werden, und es war fraglich, ob der schrullige Insektenforscher noch einmal einen Mitbewohner finden würde.
Der Innenhof des Bungalows besaß keine Fenster, aber je einen Zugang aus den Seitenflügeln. Chris hatte seinen nie benutzt, denn den Innenraum hatte sein Vater früh für seine Untersuchungen und Experimente in Beschlag genommen. Die offene Seite des Hofes hatte der Entomologe mit einem niedrigen Zaun versehen, so daß keine wilden Tiere eindringen konnte.
Die tierischen Bewohner von Phönix mieden zwar die Siedlung der Freihändler, aber Emmo Wayfar befürchtete immer wieder Angriffe auf seine Insekten, die er im Innenhof in verschiedenen Vitrinen, Behältern und abgesteckten und teilweise eingezäunten Landstücken unterschiedlicher Bodenarten züchtete, beobachtete und untersuchte. Wenn er nicht in den Wäldern unterwegs war oder ruhte, dann hielt er sich hier auf.
Ab und zu hielt er ein Schwätzchen über den niedrigen Zaun. Seine Nachbarn waren freundlich und akzeptierten seine Schrullen. - An diesem Tag betrat Emmo Wayfar erstmals wieder seit langer Zeit den linken Wohnflügel, den sein Sohn bewohnt hatte.
Er durchstreifte langsam die drei Räume und betrachtete alles ausführlich, als ob er etwas Bestimmtes suchen würde. Er
Weitere Kostenlose Bücher