1446 - Robotersporen
rührte aber nichts an. Schließlich gab er dem Hausroboter den Auftrag, alles Verwertbare aus den Räumen zu schaffen und in die Verwertung zu geben. Dann sollten diese Räume versiegelt werden, bis sich ein neuer Bewohner gefunden haben würde.
Danach begab er sich zurück in seinen Flügel. „Da stehst du nun allein." Er redete oft mit sich selbst, wenn Kappo-148 nicht da war. „Manchmal meine ich, mir fehlt etwas, dann glaube ich es wieder nicht. Du wirst alt, Emmo! Beschäftige dich, sonst droht dir die frühzeitige Verkalkung."
Er schritt durch den Wohnraum, von dem aus die Tür in den Innenhof führte.
Hier traf er Kappo-148, der gerade die verschiedenen Züchtungen mit Futter versorgte. Dafür besaß er ein Dauerprogramm, so daß er diese Tätigkeiten ständig und ohne Aufforderung durchführte. „Sollen die neuen Zwergameisen auch schon etwas bekommen?" fragte der Roboter seinen Herrn. „Nein, Kappo. Dieses neu entdeckte Ameisenvölkchen möchte ich erst in Ruhe studieren. Wir wissen noch gar nicht, welche Art von Nahrung diese Winzlinge bevorzugen."
„Ameise ist Ameise", meinte Kappo-148. „Ganz sicher nicht", widersprach der Insektenforscher. „Davon verstehst du nichts, auch wenn du eine beachtliche Syntronik enthältst. Stimmt das wirklich, was du über den Besuch dieses Jacky Anderson gesagt hast?"
„Natürlich, Herr. Du weißt, daß eine Syntronik nicht lügen kann."
Emmo Wayfar entgegnete nichts. Seine Gedanken hatten schon wieder einen Sprung gemacht.
Er begab sich zu einem abgesteckten Stück Land von weniger als einem Quadratmeter Größe. In der Mitte der Fläche befand sich eine Anhäufung aus Erdreich, dem man aufgrund der Farbe sofort ansah, daß es nicht von hier stammte. Der Entomologe hatte es vor wenigen Tagen durch Kappo-148 aus einem fernen Wald hierherschaffen lassen, als er dort dieses Volk von Zwergameisen entdeckt hatte.
Er stand eine Weile stumm vor der Krume, die ohne jedes Leben wirkte. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu seinem Sohn Chris ab und verhinderten, daß er sich richtig auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Auch an die Worte von Kappo-148 mußte er wieder denken.
Er zweifelte nicht an deren Richtigkeit, obwohl er das Gehörte nicht recht beurteilen konnte.
Er hatte zuvor von Eileen Demandon noch nie etwas gehört. Wohl hatte Chris einmal bei einem der seltenen gemeinsamen Essen etwas davon erwähnt, daß er eine Freundin habe, die er bald einmal mitbringen würde. Emmo Wayfar hatte das bald wieder vergessen, zumal diese Freundin nie aufgetaucht war. Auch konnte er sich an ihren Namen nicht mehr erinnern. Es konnte sein, daß Chris ihn nie erwähnt hatte.
Der Entomologe schaltete eine Infrarotlampe ein und richtete sie auf das im Erdreich befindliche Nest der Zwergameisen aus. Die Zeit, die er nun abwarten mußte, nutzte er, um seine Brille zu reinigen. Das Tuch, das er dazu benutzte, war aber nicht viel weniger schmutzig als die Gläser selbst. Schließlich sah er die Nutzlosigkeit seines Tuns ein und rief Kappo-148. Der Roboter reinigte die Brille in wenigen Sekunden.
Wayfar mußte sich nach unten bücken, um die ersten winzigen Geschöpfe zu entdecken, die von der Wärme angelockt worden waren und aus dem Erdreich krabbelten. Die einzelnen Tiere waren nur etwa einen Millimeter lang und erst unter dem Mikroskop eindeutig als Ameisenart zu identifizieren. Die kleinen Körper waren wie winzige violette Striche. Die sechs Beinchen waren mit dem bloßen Auge für einen normal Sehenden schon schwer und für den schrulligen Forscher gar nicht auszumachen. „Sie reagieren also ganz normal auf Wärme." Der Insektenforscher ließ ein Aufzeichnungsgerät mitlaufen, das jedes Wort von ihm festhielt. Später würde er den Speicher auf seine Heimsyntronik überspielen, die dann die gesammelten Daten vergleichen und auswerten würde.
Dazu kamen die Bilder, die Kappo-148 noch von den winzigen Tierchen machen würde.
Emmo Wayfars Hauptaufgabe bestand in dem, was er Verhaltensforschung nannte.
Alle anderen biologischen Daten ließen sich mehr oder weniger gut durch Kappo-148 ermitteln - beziehungsweise durch den Haussyntron aus den optischen Daten und den anderen Werten. Das Beobachten bestimmter Reaktionen machte den Menschen bei aller High-Tech noch unentbehrlich.
In der Praxis sah das so aus, daß der Entomologe die Ameisen zunächst verschiedenen Strahlungen unterschiedlicher Frequenzen und Energieformen aussetzte und beobachtete, wie sie darauf
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