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1447 - Sturmwelt am Scheideweg

Titel: 1447 - Sturmwelt am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war und sich mit der Geschwindigkeit eines Vogels beinahe lautlos näherte.
    Er sah auch nicht, wie die Gestalt auf der Brücke einen Bogen hob und auf ihn anlegte. Er sah auch nicht den Pfeil, der auf ihn zuraste - und er hörte sein Pfeifen erst, als seine Spitze sich schon durch das linke obere Rückenteil seines SERUNS bohrte. Ächzend brach er dicht hinter dem Eingang der Großen Mutter zusammen.
     
    *
     
    Eirene Rhodan hatte von alledem nichts gemerkt.
    Ihre Bewegungen hätten für Außenstehende roboterhaft gewirkt. Sie lief über den dicken, blutroten Teppichboden der Halle und im Schein der Tausende von Öllampen, die an den Wänden befestigt waren, eine Treppe bis zur dritten von fünf Galerien hinauf. Dort öffnete sie ein Schott im Mittelteil des Schiffswracks, das von ihr und Böcklin schon vor Wochen instand gesetzt und an die Notstromversorgung angeschlossen worden war.
    Sie ließ es offen, während sie durch den halbwegs passierbar gemachten Zentralkorridor zum Bugteil hinab stürmte, gerade als Kun-Ri an der Spitze eines Trupps seiner Krieger in die Halle eindrang. Da sie wie von Sinnen war, hörte sie auch nicht, wie die Putranai innerhalb der Halle kurze Zeit verharrten und mit lauten Stimmen die Große Mutter um Vergebung dafür baten, daß sie mit unziemlicher Hast und gezückten Waffen in das Heiligtum eingedrungen waren.
    Da der Toklunte und sie die schlimmsten Hindernisse beiseite geräumt hatten, kam Eirene mühelos bis zum Schott der Hauptzentrale, das noch immer zirka einen Viertelmeter offenstand, weil Böcklin eine Stahlstrebe zwischen seine Hälften geklemmt hatte.
    Die Notbeleuchtung brannte allerdings nicht mehr, denn die war von Eirene selbst desaktiviert worden, als sie und Böcklin die Zentrale nach ihrem letzten Besuch verlassen hatten.
    Die Terranerin merkte es nicht einmal.
    Sie schaltete auch ihre Helmlampe nicht ein, sondern tastete sich den Rest der Strecke fast blind vorwärts. Fast, aber nicht ganz blind, denn das quadratische Feld mit der eingedrückten Taste verbreitete noch immer ein mattes weißes Leuchten, das dem angepaßten menschlichen Auge durchaus genügte, um die Umrisse der Trümmer und Schaltkonsolen halbwegs erkennen zu lassen.
    Auf allen vieren kroch Eirene zwischen Trümmern bis zu dem freigelegten Teil der Kontrollen hindurch. Dort ging sie in die Hocke. „Ich bin hier, Große Mutter", flüsterte sie. „Sage mir, wie ich dir helfen kann, und gib mir als Belohnung dein Geheimnis preis!"
    Sie fröstelte, als keine Antwort erfolgte.
    Unsicher blickte sie sich um. „Du hast mich gerufen, Große Mutter", stellte sie fest. „Aber wenn du mir nicht verrätst, was ich tun soll, kann ich dir nicht helfen."
    Lauschend hob sie den Kopf, als sie geisterhafte Stimmen zu hören glaubte.
    Die Stimmen sprachen Hangoll, da war sie sicher, aber sie verstand nicht, was sie sagten, obwohl sie Hangoll fast so gut beherrschte wie Interkosmo.
    Nach einer Weile glaubte sie einzelne Wortfetzen verstehen zu können. Dennoch kam sie nicht hinter den Sinn des Gehörten.
    Es schien, als sprächen ein Dutzend Stimmen gleichzeitig etwas anderes, so daß ein unverständlicher Wirrwarr daraus wurde.
    Eirene ahnte dumpf, daß es ein Fehler von ihr gewesen war, an diesen Ort zu kommen, der anscheinend nicht von der Großen Mutter bewohnt wurde, sondern von bösen Geistern, die über irgend etwas in Streit miteinander geraten waren.
    Mühsam erhob sie sich.
    Mehr brachte sie jedoch nicht zuwege, denn ihr Bewußtsein war verdunkelt.
    Reglos sah sie wenig später den barbarisch gekleideten Gestalten entgegen, die sich einen Weg zu ihr bahnten und dabei unablässig Beschwörungen murmelten.
    Sie wehrte sich nicht, als die Gestalten sie packten, fesselten und aus dem Schiff trugen...
     
    *
     
    Nuria Gaih Zahidi wurde ganz starr vor Entsetzen, als sie bei der nächsten Kontrolle der Bilder, die die Orbitalsonden der CRAZY HORSE überspielten, die Ansammlung von Wüstenschiffen sah, die sich bei der Großen Mutter gebildet hatte.
    Es war kurz nach Tagesanbruch, und kein Sand oder Staub verwehrte die ungetrübte Sicht auf das Heiligtum der Tronahae.
    Glitzernder Reif auf dem gewellten Sand verriet, daß dort klirrende Kälte herrschte.
    Doch das war es nicht, was die Sana plötzlich frieren ließ.
    Es war der Anblick der Gestalt, die von einigen Tronahae aus der Großen Mutter geschleppt und zu einem Wüstenschiff eskortiert wurde, das schlanker war als die Wüstenschiffe, die die Besatzung

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