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1449 - Der Knochentempel

1449 - Der Knochentempel

Titel: 1449 - Der Knochentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lagen.«
    »Was sahen Sie noch?«
    »Ein Gesicht«, flüsterte sie, und jetzt rann ein Schauer über ihre Haut. »Es war übergroß und schwebte vor mir. Ein totes und trotzdem ein lebendiges Gesicht. Ich habe eine wahnsinnige Angst bekommen und bin so schnell wie möglich wieder verschwunden. Aber vergessen kann ich es nicht.«
    »Schon gut«, sagte Suko und lächelte. Gleichzeitig dachte er darüber nach, ob die Kathedrale hier in der Nähe lag. Er wusste, dass es alte U-Bahntunnel gab, in denen in der Regel Ratten und anderes Getier lebten und sich dort auch wohl fühlten. Er konnte nur nicht begreifen, was es mit dem Gesicht auf sich hatte, und wollte wissen, ob sie denn keine Erklärung erhalten hatte.
    »Nein, das habe ich nicht. Ich war nur die Botin.«
    Suko deutete auf den Bewusstlosen. »Weiß er mehr?«
    »Bestimmt. Er und sein Bruder haben alles in die Wege geleitet. Sie sind wohl dem Gesicht auf der Spur, von dem ich nicht weiß, was es ist.«
    »Aber es ist ein männliches Gesicht?«
    »Ja«, gab sie zu. »Ein Kopf, auf dem keine Haare wachsen. Er ist scheußlich.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Sie wissen aber nicht, ob er einen Namen hat?«
    »Nein.«
    »Gut.«
    Ellen schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Suko, nein. Nichts ist gut, gar nichts.«
    »Erst mal abwarten«, sagte er leise. »Wir müssen der Reihe nach vorgehen. Wichtig für mich ist, ob Sie den Weg in die Kathedrale kennen.«
    »Er ist mir bekannt.«
    »Wie kann ich dorthin gelangen?«
    Ellen schaute auf ihre leicht zittrigen Hände. »Man braucht nicht weit zu laufen. An der Praed Street. Nahe der Station Paddington.«
    »Na, das ist doch immerhin ein Hinweis.«
    »Es gibt da einen geheimen Einstieg, der in die Kathedrale führt. Eigentlich ganz leicht.«
    »Sie werden mir schon die richtigen Auskünfte geben, Ellen. Ist das alles, oder haben Sie dort wieder hingehen sollen?«
    »Ich muss noch einige Schädel bringen.«
    »Und warum gerade Sie?«
    »Man will es so.«
    »Ihr Vater auch?«
    Erst schluckte sie, dann hörte Suko ihre sehr leise Antwort. »Leider, Suko.«
    Das hörte sich alles nicht gut an. Der Küster, seine Tochter, die Schädel – wo gab es da die genaue Verbindung? Und dann war da noch dieses Gesicht.
    »Mich würde mal interessieren, wie ein frommer Mensch wie Ihr Vater auf diesen Weg gekommen ist. Das passt einfach nicht zu seinem Beruf. Oder sehe ich das falsch?«
    »Ja, das sehen Sie. Mein Vater ist nie so fromm gewesen«, erklärte sie mit spröder Stimme. »Er ist immer seinen eigenen Weg gegangen und hat sich auch für vieles interessiert, das andere Menschen sicherlich abgelehnt hätten.« Sie hob die Schultern. »Manchmal hatte es mit dem Teufel zu tun.«
    »He, was ist das? Er ist Küster…«
    »Na und? Daran hat er sich nie gestört. Er hat mir mal erklärt, dass er als Küster seine Ruhe hat. Da kann er forschen, was und wie er will. Wenn er auffällt, kann er noch immer sagen, dass er im christlichen Auftrag gehandelt hat. Eine sehr gute Tarnung ist das gewesen. Er wollte etwas herausfinden, und dabei spielte auch sein Beinhaus eine Rolle.«
    »Sie meinen die Schädel darin?«
    »Ja, so ist es.«
    Suko nickte und sagte dann mit leiser Stimme: »Man müsste wissen, um welche Schädel es sich handelte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es die Köpfe von einfachen Menschen sind.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hat Ihr Vater nie mit Ihnen darüber gesprochen, obwohl er Sie doch als Botin benutzte?«
    »Nein, das hat er nicht. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, dass ich ein uneheliches Kind bin. Ich wuchs auch nicht bei meinem Vater auf oder bei meiner Mutter. Ich bin in ein Heim gebracht worden. Das war dann lange Zeit mein Zuhause.«
    »Verstehe.« Suko blieb beim Thema. »Und Ihr Vater hat sich Ihnen gegenüber nie geäußert? Auch nicht einen kleinen Hinweis gegeben, an dem wir ansetzen könnten?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Oder…?«
    »Bitte?«
    »Vielleicht mal indirekt.«
    »Gut«, sagte Suko. »Sagen Sie es mir.«
    Ellen fuhr über ihre Wange und murmelte: »Er hat sich Gedanken über den Himmel, die Hölle und auch das Jenseits gemacht. Er wollte herausfinden, wie alles zusammenhängt. Was ich jetzt sage, klingt schon komisch. Er glaubt zwar an den Tod, aber nicht so richtig. Er ist davon überzeugt, dass es gelingen kann und schon einigen gelungen ist, den Tod zu überwinden.«
    »Jetzt kommen wir schon weiter.«
    »Wieso?«
    »Warten Sie ab. Hatte Ihr Vater dabei eine bestimmte

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