Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1449 - Die Perle Moto

Titel: 1449 - Die Perle Moto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sich das zweite Bruchstück der Perle wirklich in der NARGA SANT befinden sollte, werde ich es mir holen. Ich werde die beiden Teile zusammenfügen und sehen, was dabei herauskommt." Dao-Lin-H'ay lächelte ein wenig. „Ich werde dir das Ergebnis zeigen. So wirst du schließlich doch noch alles erfahren, was du wissen wolltest."
    Warum sagte sie ihm das? Um ihm Mut zu machen?
    Ja, dachte sie. Genau das ist es.
    Sie hatte Mitleid mit ihm. Und wenn er hundertmal der Kaiser von Karapon und damit der derzeit ärgste Feind des Volkes der Kartanin war - er tat ihr trotzdem leid, denn er hatte sein Spiel verloren, und in die Rolle des Verlierers paßte er noch weniger hinein als in die des hilflosen Gefangenen.
    Sie war nicht dazu bereit, in ihm einen netten Burschen zu sehen, der sich nur den Sachzwängen seines Amtes gebeugt hatte, denn das hätte nicht den Kern des Problems getroffen.
    Thoy-P'ang hätte als Kaiser von Karapon jede Chance gehabt, die Verhältnisse in seinem Machtbereich zu ändern, aber er hatte niemals auch nur den leisesten Versuch unternommen, seinen ungeheuren Einfluß in dieser Weise geltend zu machen.
    Mit erschreckender Gedankenlosigkeit hatte er die Methoden seiner Vorgänger übernommen und weitergeführt, und schon das allein genügte, um ihn als einen miserablen Herrscher zu charakterisieren.
    Selbst seinen eigenen Soldaten gegenüber war er so grausam geblieben, wie es alle anderen Kaiser von Karapon vor ihm gewesen waren: Die Karaponiden hatten noch immer selbst in absolut aussichtslosen Situationen bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, weil es ihnen nicht erlaubt war, aufzugeben oder Kompromisse zu schließen.
    So gesehen hatte Thoy-P'ang kein Mitleid verdient. Aber Gefühle wie diese hatten nun einmal die Eigenart, sich nicht nach den Gesetzen der Logik zu richten.
    Thoy-P'ang wirkte kleiner als sonst - als sei er innerlich in sich zusammengesunken.
    Aber Dao-Lin-H'ay konnte spüren, daß er bereits dabei war, sich wieder zu erholen.
    Sie war selbst erstaunt darüber, wie beruhigend sie das empfand. „Ich bitte dich um die Erlaubnis, mich jetzt zurückziehen zu dürfen", sagte er mit bitterem Spott.
    Dao-Lin-H'ay rief zwei Kartanin herbei, die den Kaiser von Karapon in sein Gefängnis zurückführten.
    Sie rüttelte Ge-Liang-P'uo wach. „Wir haben es geschafft", sagte sie. „Gut", murmelte Ge-Liang-P'uo erschöpft. „Das bedeutet hoffentlich, daß ich mich jetzt erst mal gründlich ausschlafen kann."
    „So lange du willst", versicherte Dao-Lin-H'ay. Über Thoy-P'ang verlor sie kein Wort mehr. Sie war mit ihren Gedanken bereits in der NARGA SANT und bei dem Bericht, auf den sie so lange hatte warten müssen
     
    4.
     
    Thoy-P'ang hatte die von ihm selbst vorgenommenen Einstellungen am Sender verändert, aber Dao-Lin-H'ay hatte vorgesorgt: Es war alles aufgezeichnet worden - jedes Wort, jede Bewegung. So war es nicht sonderlich schwierig, die richtigen Werte herauszufinden.
    Als der kleine Hypersender zu arbeiten begann, wurde das leise, melodische Rauschen hörbar. Ein Bild entstand jedoch vorerst nicht, und Dao-Lin-H'ay fragte sich besorgt, ob Thoy-P'ang etwa nur einen Teil des Geheimnisses preisgegeben hatte. Das wäre fatal gewesen, denn der Bericht über die Dezentralisierung der BASIS hatte zum Beispiel fast ausschließlich aus Bildern bestanden.
    Aber wenigstens war jetzt erst einmal die Stimme zu hören, und diese Stimme sagte auf interkosmo: „Ich bin Ernst Ellert. Hiermit eröffne ich meine private Datei im Abstraktspeicher der Zeittafeln von Amringhar. Der Abstraktspeicher wird in einer Sprache, die ich nicht kenne, Amimotuo genannt. Ich will meine Erlebnisse schildern, wie sie sich von jetzt an ereignen werden. Ich befinde mich auf Amringhar, bin jedoch im Begriff, diesen Ort zu verlassen. Mein Ziel ist der Planet Terra, der meine Heimat ist..."
    „Ein Terraner!" stieß Dao-Lin-H'ay fassungslos hervor und schrak heftig zusammen, als im selben Augenblick ein melodisches Klingeln wie von kleinen silbernen Glöckchen erklang und der Bildschirm hell wurde.
    Dao-Lin-H'ay sah einen öden, in einem sternenlosen Nichts schwebenden Himmelskörper, der langsam, dann immer schneller in sich zusammenschrumpfte, als entferne sich derjenige, der diese Aufnahme - womit und auf welche Weise auch immer - gemacht hatte, mit schnell zunehmender Geschwindigkeit.
    Dabei wußte sie, daß dieses Bild nicht auf normale Weise entstanden sein konnte, denn Amringhar befand sich unterhalb des

Weitere Kostenlose Bücher