1449 - Die Perle Moto
Anweisungen dieser geheimnisvollen Kytoma oder anderer Wesen zurückzuführen war, ließ sich nicht feststellen.
Der Bildschirm wurde wieder hell, und die Kartanin blickte unversehens in technischnüchterne Anlagen hinein.
Die Art der Aufzeichnung war seltsam - die Bilder mischten sich, als wären sie zu mehreren übereinandergelegt. Das ergab einen gewissermaßen plastischen Effekt, der aber nicht durch optische Mittel hervorgerufen wurde, sondern durch die Überlagerung von Eindrücken.
Das Ganze erinnerte Dao-Lin-H'ay an jene Art von optischen Impulsen, die man auch bei einer telepathischen Verständigung empfangen konnte. Auch dabei entstand ein solches Miteinander von sich ergänzenden Eindrücken.
Dao-Lin-H'ay fragte sich unwillkürlich, ob Ernst Ellert diesen Bericht vielleicht in die Perle Moto hineingedacht hatte.
Sie erkannte als gewissermaßen >oberste Bildschicht< einen atmosphärelosen, von Kratern zernarbten Himmelskörper, dessen Oberfläche - zweite Bildschicht - von allerlei technischen Einrichtungen überzogen war. Die dritte und vierte Bildschicht zeigten, daß diese technischen Einrichtungen auch unter die Oberfläche hinab und dort bis in beträchtliche Tiefen reichten. Ein letzter Eindruck: Das Ganze war ein gigantisches Rechengehirn. „NATHAN", murmelte Dao-Lin-H'ay in plötzlichem Verstehen. „Luna - der Erdmond. Aber wie ist er dorthin gekommen? Und wann hat sich das alles ereignet?"
Auf die erste Frage gab der Bericht keine Antwort. Auf die zweite dagegen schon, wenn auch erst im Verlauf der weiteren Ereignisse.
Die sich überlagernden Eindrücke wichen allmählich zurück und ließen schließlich nur eine einzelne, nun eindeutige Bildebene übrig: Ein nüchterner Gang, eine Tür, ein ebenso nüchterner Raum, in dem zwei männliche Terraner an einem Tisch saßen.
Zwischen ihnen lag ein Gegenstand von der Form eines großen Eies, betörend funkelnd und strahlend: die Perle Moto.
Dao-Lin-H'ay sah die Perle zum erstenmal im kompletten Zustand. Sie betrachtete sie fasziniert - ebenso fasziniert wie die beiden Terraner. „Was ist das?" fragte der eine. „Ein Datenspeicher", erwiderte der andere - war das Ernst Ellert?
Ja, es mußte Ernst Ellert sein, denn er legte seine Hände um die Perle Moto, als wolle er sein Eigentum auf diese Weise schützen. „Ich habe ihn hergebracht, um ihn NATHAN vorzulegen."
„Warum? Glaubst du, daß dieses... dieses Ding Daten enthält, die NATHAN nicht kennt? Woher hast du es überhaupt?"
„Darüber möchte ich mich jetzt nicht äußern. Ich möchte außerdem, daß du mit niemandem über mich und meine Anwesenheit sprichst."
„Warum willst du es geheimhalten? Und wenn dir das schon so wichtig ist - warum hast du dann mich angesprochen? Wie ich dich kenne, hättest du auch ohne meine Hilfe zu NATHAN vordringen können."
„Das ist anzunehmen", erwiderte Ernst Ellert gelassen. „Aber so ist es leichter.
Können wir jetzt anfangen?"
„Wenn du es wünschst - gut, gehen wir."
Gänge, Korridore, ein Antigravschacht, dann ein Transmitter - Bilder und Eindrücke, die sich teilweise überlagerten und Dao-Lin-H'ay zu der Überzeugung brachten, daß die beiden Terraner einen weiten Weg zurückzulegen hatten.
Dennoch dauerte diese Sequenz nur eine oder zwei Sekunden. Eine weitere Überlegung - die Perle Moto wurde in einen Behälter gelegt und verschwand.
Wieder vergingen nur wenige Sekunden, aber Dao-Lin-H'ay wußte, daß in Wirklichkeit viele Stunden verstrichen, bis die Perle wieder zum Vorschein kam.
Ernst Ellert nahm den kostbaren Datenspeicher behutsam an sich. „Welche Informationen hast du erhalten, NATHAN?" fragte der andere Terraner. „Und was hat die Auswertung der Daten ergeben?"
„Terra und die Menschheit sind in Gefahr", erklärte eine Stimme. „Es muß alles getan werden, um sie zu schützen und Hilfe zu beschaffen."
„Ist das alles?" fragte der Terraner scharf, und Dao-Lin-H'ay wußte plötzlich, daß er sehr mächtig sein mußte - es drückte sich irgendwie in seiner Haltung und in seiner Stimme aus.
NATHANS Antwort war außerordentlich kurz. „Ja."
Dao-Lin-H'ay fand es nicht sonderlich überraschend, daß dieser Terraner sich mit einer solchen Antwort nicht zufriedengeben wollte - sie hätte es an seiner Stelle auch nicht getan. „Willst du mich zum besten halten?" fragte er. „Ich verlange eine detaillierte Auskunft, und zwar sofort!"
Keine Antwort. „Was, zum Teufel, ist in dich gefahren?" rief der Terraner
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