1449 - Die Perle Moto
ärgerlich, aber NATHAN reagierte nicht. „Man sollte dieser eigensinnigen Hyperinpotronik Respekt beibringen", sagte der Terraner zu Ernst Ellert, wobei er sich vergeblich bemühte, seinen Ärger durch einen ironischen Tonfall zu kaschieren. „Wenn ich nur wüßte, wie man das macht!"
„Ich nehme an, daß es dir schwerfallen wird, NATHANS Gefühle zu manipulieren", bemerkte Ellert spöttisch. „Wie soll man etwas manipulieren, das gar nicht existiert? Aber mir wird schon noch etwas einfallen."
„Darauf möchte ich wetten. Aber vielleicht solltest du darauf achten, daß NATHAN nicht etwa auf die Idee kommt, den Spieß umzudrehen."
„Ich werde herausbekommen, was der verdammte Kasten aus diesem seltsamen Datenträger herausgelesen hat, so wahr ich Galbraith Deighton heiße", sagte der andere Terraner zornig, ohne auf Ellerts Einwurf einzugehen. Er schien es jetzt nicht mehr für nötig zu halten, seine Gefühle zu verbergen.
Galbraith Deighton sah sich herausfordernd um. „Hast du mich gehört, NATHAN?" fragte er in einem Tonfall, als gälte es, eine Kampfansage bekanntzugeben.
Keine Reaktion. „Laß uns gehen!" schlug Ellert vor.
Sie wandten sich dem Ausgang zu.
In diesem Augenblick erklang das Geräusch schwerer Schritte, die sich schnell und zielstrebig näherten. Die beiden Terraner wichen zurück, um dem Neuankömmling den Weg freizugeben.
Es war Anson Argyris, besser gesagt: Der Roboter Vario-500 in seiner Lieblingsmaske.
Er nickte den beiden Terranern zu. Sein sorgsam geflochtener, feuerroter Bart glänzte im Licht der Lampen. „Was willst du hier?" fragte Galbraith Deighton mißtrauisch.
Anson Argyris antwortete nicht. Dafür meldete sich NATHAN zu Wort. „Ich habe ihn gerufen", erklärte er. „Anson Argyris, du wirst auf dem schnellsten Weg zur BASIS fliegen und Hamiller einen Befehl überbringen. Der Befehl lautet: Dezentralisiere die BASIS.
Sofort!"
Eisige Stille breitete sich aus. „Nein!" flüsterte Galbraith Deighton entsetzt. „Warum? Was soll dieser Befehl?"
NATHAN antwortete nicht. Anson Argyris stand reglos wie ein Denkmal. „Ich verlange eine Erklärung!" schrie Deighton wütend.
Anson Argyris drehte sich um, räusperte sich und rückte seinen Gürtel zurecht. „NATHAN hat mir alle erforderlichen Daten übermittelt", sagte er mit tönender Stimme. „Ich mache mich sofort auf den Weg."
„Das wirst du bleibenlassen!" befahl Deighton und stellte sich dem Roboter in den Weg. „Zuerst möchte ich von dir hören, mit welcher Begründung ein solcher Befehl gegeben werden sollte - wenn es überhaupt je getan wird."
Anson Argyris packte Galbraith Deighton an den Oberarmen, hob ihn an, als sei er so leicht wie eine Feder, und stellte ihn zur Seite. Dann ging er wortlos davon. „Haltet den Vario auf!" schrie Deighton - zweifellos trug er ein verborgenes Funkgerät bei sich. „Er darf Luna nicht verlassen!"
„Das ist sinnlos", bemerkte NATHAN gleichmütig. „Der Roboter ist bereits unterwegs. Niemand kann ihn jetzt noch aufhalten."
Deighton war für einen Augenblick wie erstarrt. „Das glaube ich nicht!" flüsterte er dann. „Das kann einfach nicht wahr sein. Du kannst keinen Befehl dieser Art geben - nicht auf diese Weise."
„Ich habe es getan. Das sollte genügen."
„Gib es auf", empfahl Ernst Ellert. „Du erreichst damit gar nichts. Es müßte dir doch mittlerweile klargeworden sein, daß NATHAN diesem Befehl ganz besondere Bedeutung beimißt. Er wird ihn nicht rückgängig machen, und wenn du dich auf den Kopf stellst."
Deighton fuhr herum. Er hob die Hand und deutete anklagend auf die Perle Moto. „Dieses Ding ist schuld", sagte er zornig. „Es hat NATHAN um den Verstand gebracht. Du wirst es mir geben. Ich muß es untersuchen lassen."
„Nein."
„Du mußt!"
„Ich muß gar nichts", sagte Ellert streng. „Du wirst Amimotuo nicht bekommen.
Und NATHAN hat auch nicht den Verstand verloren. Er hat lediglich neue, wichtige Daten erhalten. Wenn die Zeit dafür reif ist, wird er alles erklären. Bis dahin müssen wir uns gedulden. Finde dich damit ab."
Galbraith Deighton wollte aufbegehren, aber dann senkte er plötzlich den Kopf und winkte ab. „Ich gebe mich geschlagen", murmelte er.
Er straffte sich und blickte Ernst Ellert in die Augen. „Niemand darf erfahren, was heute hier geschehen ist", sagte er ernst und eindringlich. „Niemand - verstehst du?"
„Ich hatte nicht die Absicht, es öffentlich zu verbreiten", erwiderte Ellert gelassen. „Ich
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