1449 - Die Perle Moto
unumschränkten Herrschers, sondern auch den eines Gottes. Um ihn zu retten und zu befreien, würden die Karaponiden alles tun. Zweitens befand man sich noch immer in einem Sektor der Galaxis Hangay, der von der karaponischen Flotte kontrolliert wurde.
Es wurde allerdings sehr schnell offensichtlich, daß die nahezu unbegrenzte Verehrung, die das Volk von Karapon seinem Kaiser entgegenbrachte, auch ihre Schattenseiten hatte.
Die Karaponiden waren wie gelähmt. Sie wußten nicht, was sie tun sollten, denn zum einen war ihnen mit Thoy-P'ang auch ihr oberster Befehlshaber abhanden gekommen, ohne den so gut wir gar nichts lief, und zum anderen wurden sie ständig zwischen ihrer Wut auf die Kartanin und ihrer Angst um das Leben ihres Kaisers hin und her gerissen.
Es erwies sich daher als nicht besonders schwierig, die feindlichen Raumschiffe auf Distanz zu halten. Ehe die Karaponiden es sich versahen, war die MARA-DHAO bereits wieder verschwunden.
Diesmal legten sie fast fünftausend Lichtjahre zurück. Als sie in einem sternenarmen Randsektor von Hangay wieder in den Normalraum zurückfielen, war weit und breit kein einziges Raumschiff mehr zu entdecken.
Allmählich legte sich die Aufregung an Bord. Die Besatzung der MARA-DHAO beseitigte energisch die letzten Spuren der karaponischen Aktivitäten und ging dann wieder zur Tagesordnung über
2.
Da lag sie - die Perle Moto.
Sie befand sieh noch immer in dem hölzernen Kasten, in dem Kaiser Thoy-P'ang sie aufbewahrt hatte. Im Licht der Lampen leuchtete und strahlte sie in herrlichem Blau - und das war auch schon alles, was sie zu tun beliebte.
Dao-Lin-H'ay hatte zum erstenmal Gelegenheit, sich ihre Beute in aller Ruhe anzuschauen.
Die Perle war rund dreizehn Zentimeter lang und an der dicksten Stelle etwas über fünf Zentimeter hoch. Ihr Umriß war oval.
Die Kante der Perle und ihre Unterseite wiesen deutliche Unregelmäßigkeiten auf - es war offensichtlich, daß es sich bei diesem Objekt um ein Bruchstück handelte.
Alles sprach dafür, daß die Perle in ihrer Gesamtheit die Form eines vierzehn Zentimeter langen und acht Zentimeter dicken Eies besessen hatte.
Das allerdings, fand Dao-Lin-H'ay, war eine ziemlich prosaische Umschreibung für dieses strahlende Juwel.
Die gewölbte Oberfläche der Perle war zu einer schier unübersehbaren Zahl von Facetten geschliffen, geformt oder zusammengesetzt - über das genaue Verfahren, das man bei der Anfertigung der Perle verwendet hatte, konnte man vorerst keine Angaben machen. Ebensowenig ließ es sich ermitteln, aus welchem Material die Perle Moto bestand.
Wenn man davon ausging, daß die Perle - bevor sie zerbrochen war - tatsächlich die Form eines Eies besessen hatte, dann ließ sich die Gesamtzahl der Facetten errechnen.
Dabei kam man auf die beeindruckende Zahl von fünfundsechzigtausendfünfhundertundsechs unddreißig Facetten. Diese errechnete, hypothetische Zahl fand eine gewisse Bestätigung durch die Tatsache, daß jede einzelne Facette in genau dieselbe Anzahl von Mikrofacetten unterteilt war.
Das Aussehen der Perle Moto stimmte nicht mit der Beschreibung überein, die Feng-Lu damals an Bord der NARGA SANT geliefert hatte. Die Perle Moto war ohne jeden Zweifel nichts anderes als ein Datenträger. Wenn jede dieser Mikrofacetten eine eigene Trägereinheit war, dann mußte dieses Kleinod aus dem Thronschatz von Karapon eine wahrhaft überwältigende Fülle von Daten bergen.
Nur war die Perle Moto vorerst nicht dazu aufgelegt, auch nur das winzigste Quentchen des auf ihren strahlenden Facetten gespeicherten Wissens preiszugeben.
Und doch mußte es einen Weg geben, die zahllosen Speicher zu öffnen, denn Dao-Lin-H'ay hatte im Studierzimmer des Kaisers von Karapon mit eigenen Augen einen höchst erstaunlichen Bericht über die Dezentralisierung der BASIS gesehen, der aus eben diesen Speichern stammte.
Oder doch zumindest von dorther stammen sollte.
Thoy-P'ang hatte gesagt, daß man die Perle Moto >ansprechen< könne - über die Art und Weise, in der das zu geschehen hatte, Hatte er sich zu Dao-Lin-H'ays großem Leidwesen nicht näher ausgelassen.
Auch der Kasten, in dem die Perle lag, gab darüber bedauerlicherweise keine Auskunft. Er war bar aller technischen Tricks gefertigt. Dao-Lin-H'ay hatte den Behälter sorgsam untersucht, natürlich unter Wahrung aller erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, ohne auch nur den geringsten Hinweis zu entdecken.
Die Karaponiden hatten es offenbar nicht gewagt, die
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