145 - Die Suche nach Aiko
auf.
»Braten? Wudan bewahre! Nein, ich will nachsehen, was der Vultuur in letzter Zeit gefressen hat. Vielleicht gibt uns das einen Hinweis…«
Sie verstummte plötzlich und beugte sich hinab. Matt sah, wie sie etwas aus den blutigen Eingeweiden zog, es an den Federn des Geiers notdürftig abwischte und dann näher in Augenschein nahm.
»Was hast du gefunden?« Matt trat näher, und Aruula hielt ihm das Ding wortlos hin.
Matthew Drax erstarrte. Der Fund war kugelrund und glitzerte silbern. Er griff vorsichtig zu, nahm das seltsame Ding in die Hand.
»Ich glaube, wir können die Suche abbrechen«, sagte er leise zu Aruula. »Das hier ist eines von Aikos bionischen Augen.«
***
Das Konzept Liebe war stark und mächtig, und es erschütterte Thul’hal’neiro im Innersten seiner neu entdeckten Gefühlswelt.
Schmerz schien ihm dagegen nicht mehr bedeutend.
Vernachlässigenswert. Denn diese Vielfalt, all die Facetten, die er zu spüren bekam, sie füllten ihn aus und machten ein gänzlich neues Wesen aus ihm.
»Mehr!«, sagte er. »Viel mehr!«
Veda’hal’lodu schreckte aus seiner emotioneilen Trance hoch. »Was ist passiert?«, fragte er.
»Die mentale Übermittlung ist nicht genug«, antwortete Thul’hal’neiro. »Ich muss diese Liebe richtig erfahren, muss sie tiefer in mir fühlen…«
»Vorsicht!«, mahnte der andere. »Menschliche Emotionen kann man nicht wie Atemluft inhalieren. Du darfst nicht zu viel auf einmal davon in dir aufnehmen.«
»Lass mich in Ruhe mit deinen undienlichen Worten!«, rief Thul’hal’neiro wütend. »Ich habe Unglaubliches gesehen. Mein ganzer Körper kribbelt und ich zittere.«
»Beruhige dich. Es ist wohl das Vernünftigste, wenn ich in Gedankenkontakt mit meiner symbiotischen Einheit trete und Ratschläge erbitte.«
»Und damit zugibst, dass du mit den Emotionen der Primärrassenvertreter experimentierst? Man wird uns strafen.«
»Das Schicksal eines Individuums ist nicht bedeutend. Es zählt nur das Wohl der Gemeinschaft«, sagte Veda’hal’lodu.
Seltsam, wie hohl diese Worte klangen, wenn man den Wert einer Gefühlswelt erst einmal entdeckt hatte. Aber diese Erkenntnis half ihm momentan nicht weiter. Er musste etwas tun, um zu verhindern, von seiner symbiotischen Einheit abgestraft zu werden. Dieses neu entdeckte Land war ihm viel zu wertvoll, um es gleich wieder aufzugeben.
Vielleicht konnte ihm Lin’croos Gedankenwelt helfen, weiter in die Materie vorzudringen. Aber sicher – sie als Primärrassenvertreterin konnte ihm die Emotionen doch aus erster Hand liefern; er musste nur mit seinem Geist in sie dringen und sie entsprechend animieren!
Thul’hal’neiro tastete heimlich nach ihrem Verstand. Lange musste er nicht suchen. Das, was er benötigte, lag abholbereit ganz oben auf jener gedanklichen Suppe, in der sich der weibliche Primärrassenvertreter derzeit befand.
»Es ist alles wieder in Ordnung«, sagte er rasch zu Veda’hal’lodu. »Der Schock dieser neuen Erkenntnisse war im ersten Moment einfach zu groß für mich. Ich ersuche dich, von einer gedanklichen Kontaktaufnahme mit deiner symbiotischen Einheit abzusehen.«
Er sprach betont langsam und ruhig. So, wie er es bislang immer getan hatte.
»Du hast dein Fehlverhalten erkannt?«
»So ist es. Die emotionelle Belastung des anderen Denkens hat mich für einen Moment überfordert. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
»Das ist gut«, sagte Veda’hal’lodu. »Es ist zwar interessant, mit dem Gedankengut der Primärrassenvertreter zu experimentieren, aber es darf uns nicht in Besitz nehmen.«
Damit drehte er sich zur Seite und kümmerte sich nicht weiter um ihn.
Der arme Narr! Er kostete zwar gut und gerne von dieser Götterspeise, den menschlichen Gefühlen, aber er wusste sie nicht richtig zu spezifizieren. Sonst hätte er doch bemerkt, dass er, Thul’hal’neiro, ihn schlichtweg angelogen hatte.
Dabei kannten die Daa’muren durchaus das Konzept der Unwahrheit; sie hatten es gegenüber Jeecob’smeis schon mehrmals angewandt. Aber stets war es ein planmäßiges, wohl konstruiertes Rechenspiel mit mehreren Variablen gewesen.
Thul’hal’neiro hingegen hatte die Lüge instinktiv richtig eingesetzt.
Und jetzt wurde es Zeit, sich weiter um das Konzept Liebe zu kümmern. Ein Teilaspekt dessen war ein überaus interessanter sexueller Säfteaustausch.
Die Daa’muren hatten die Fortpflanzung stets als einen Akt gesehen, dem keine besondere Bedeutung beizumessen war.
Die
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