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145 - Die Suche nach Aiko

145 - Die Suche nach Aiko

Titel: 145 - Die Suche nach Aiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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schreckte hoch. Tatsächlich! Die Daa’muren entfernten sich mit staksenden Schritten, marschierten in jene Richtung, in der der Todesrochen niedergegangen sein musste.
    »Seltsam«, sagte er. »Entweder sind sie vollends auf eine Aufgabe fixiert, oder der Tod der Rochen hat sie aus der Bahn geworfen.«
    »Egal«, murmelte Aruula mit dem ihr eigenen Pragmatismus. »Weiter!«
    »Wie weit noch?«, fragte Matt.
    »Wir sind unmittelbar dran. Die Absturzstelle von Aikos Rochen muss hinter dem nächsten Hügel liegen.«
    Und so war es auch.
    ***
    Die Felswüste, immer wieder von Schlammlöchern und wenigen Inseln aus kümmerlichen Grasbüscheln unterbrochen, breitete sich bis zum Horizont aus. Es war ein monochromes, eintöniges Stück Land, in dem Nebel das beherrschende Element war.
    Der Körper des riesigen Flugrochens hing, in Stücke gerissen, über den Astgabeln zweier Bäume. Ob es sich um jenes künstliche Exemplar handelte, das in Amarillo erbaut worden war, oder um ein verendetes echtes Tier, konnte man auf den ersten Blick nicht sagen.
    Aruula forderte Matt mit Zeichen neuerlich auf, ruhig zu bleiben. Sah oder spürte sie erneut die Nähe von Daa’muren?
    In gewissem Sinne war es ein gutes Zeichen, dass die Echsenwesen nach wie vor in der Gegend umherstreunten.
    Vielleicht suchten sie immer noch – und bislang vergeblich – nach Aiko.
    »Wir bekommen Besuch!«, sagte Aruula leise und deutete zum düsteren Himmel.
    Ein raschelndes Geräusch ertönte, gefolgt vom warnenden Schrei eines Jägers, der sich seine Beute sichern wollte.
    Ein Eluu? Ein Kawiezer?
    In einer Welt, in der es fressen oder gefressen werden hieß, war es ratsam, auf alle Eventualitäten gefasst zu sein. Matt entsicherte den Driller und krümmte den Finger um den Abzug…
    »Ein Vultuur«, sagte Aruula. »Er kümmert sich nicht weiter um uns.« Auch sie hielt die Schwerthand um ihr wichtigstes Arbeitsgerät gekrampft und beobachtete mit Argusaugen, wie sich der geierähnliche Vogel auf dem schlaffen Leib des Todesrochen niederließ. Aufmerksam und misstrauisch bog er seinen langen, von Geschwüren gezeichneten Hals hin und her.
    Lange vor dem Aasfresser waren bereits die Fleggen eingetroffen, die ihre Beute summend umkreisten. Manche von ihnen waren kinderfaustgroß. Ihre mit Blut voll gesogenen Insektenleiber glänzten selbst im dämmrigen Licht irisierend.
    Aber sie ließen sich nicht auf dem Rochen nieder, um ihre Eier in dessen Fleisch zu legen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Körperwärme bereits aus dem Aas entwichen war – oder dass es sich gar nicht um Fleisch handelte, sondern um synthetische Masse.
    »Kein Daa’mure weit und breit«, konstatierte Aruula mit dem ihr eigenen Selbstbewusstsein. »Wir sollten uns den Rest des Rochen genauer ansehen, bevor der Vultuur ihn auseinander nimmt.«
    Der Aasvogel begutachtete sie misstrauisch, als sie sich hinter ihrer Deckung aufrichteten und langsam näherten. Er war nicht bereit, sich freiwillig von seiner Beute zu trennen.
    Mit raschen Handbewegungen verscheuchte Matt den Vogel. Schimpfend und krächzend erhob der sich in die Luft, behielt dabei ein Stückchen seiner Beute im scharfkantigen Schnabel und begann sich in konzentrischen Kreisen höher zu schrauben.
    »Bist du verrückt geworden?«, herrschte ihn Aruula an.
    »Die Daa’muren werden das Tier über den Baumwipfeln sehen und sich denken können, dass ihn etwas aufgescheucht hat.«
    »Werden sie nicht«, entgegnete Matt. »Bei einem Menschen hätte ich dir Recht gegeben. Aber ich glaube nicht, dass die Daa’muren die Zeichen der Natur richtig deuten können.«
    Sie nickte zögernd. Es widerstrebte ihr sichtlich, seine Argumente anzuerkennen. Die Kunst des Jagens und Gejagtwerdens bestand schließlich darin, sich stets in den Gegner hineinversetzen zu können. Doch bei den Daa’muren musste ihr Instinkt schlichtweg versagen.
    Matt näherte sich dem Todesrochen. An etlichen Stellen war die künstliche Haut aufgefressen. Plysterox-Schienen, Drähte und Verschraubungselemente blitzten da und dort durch das schlaffe biologische Kunstgewebe.
    Matt schüttelte sich angewidert.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Aiko hier gestorben ist«, sagte er leise zu Aruula. »Es müssten sonst doch Spuren zu finden sein. Suchen wir den Boden ab.«
    »Die Daa’muren werden ihn verschleppt haben. Auch wenn er schon tot war.«
    Matt war nicht gewillt, seine Hoffnung sinken zu lassen.
    »Ich vermute, dass er sich irgendwo verkrochen

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