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145 - Die Suche nach Aiko

145 - Die Suche nach Aiko

Titel: 145 - Die Suche nach Aiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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gewachsene Nosfera. »Wir wissen sehr wohl, worauf es ankommt.«
    Matt juckte es gehörig, dem Blutsauger einzubläuen, wie er sich Aruula gegenüber zu verhalten hatte. Doch die konnte sich sehr wohl selbst durchsetzen.
    »Wenn du noch ein einziges Mal meine Konzentration und die meiner Schwestern störst«, sagte Aruula, ohne den Bluttempler anzusehen, »wirst du diesen Kreis verlassen.«
    Es klang harmlos und unverfänglich – doch Matt wusste nur zu genau, welche Kraft hinter ihren Worten steckte. Aruula wurde stets ganz ruhig, wenn es in ihr kochte und brodelte.
    Wie ein Vulkan war sie dann, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    »Also: volle Konzentration. Lasst euren Geist fließen und suchen, bis ihr eure Partner spürt. Öffnet euch…« Sie schloss die Augen, seufzte leise und schwieg.
    Es war ein unheimliches Bild. Wie sollte Matt beurteilen, was hier vor sich ging? Er hörte nichts, sah nichts. Minuten verstrichen. Ab und zu ächzte einer der Teilnehmer des Telepathenkreises oder schüttelte den Kopf, um Schweißtropfen loszuwerden.
    Die Sonne näherte sich dem Horizont. Südlich und östlich vom Himmelsrot konnte man den riesigen Kratersee erahnen.
    Der Hügel, auf dem sie sich zusammengefunden hatten, war der letzte Ausläufer einer kleineren Bergkette.
    Die Ebene vor ihnen, von sattem Grün und nur ab und zu von steinernen Flecken durchbrochen, war von Nebelschleiern behangen. Dahinter wurde es schwarz und dunkel und unheimlich. Dort, wo Matt die Daa’muren und ihre Helfershelfer wusste.
    Faathme stöhnte.
    Er drehte sich zu ihr. Sie saß nach wie vor in der Astgabel, mit verdrehten Augen. Speichel lief ihr übers Kinn, und ihre Mimik war wie im Schmerz verzogen.
    Was konnte er tun? Hier ging etwas vor sich, das er mit seinem Verstand einfach nicht erfassen konnte. Er nahm es hin, so wie er Vieles hatte lernen müssen zu akzeptieren in dieser fremden, neuen Welt. Das änderte allerdings nichts daran, dass er sich unwohl und hilflos fühlte.
    Der Nebel, der langsam den Hügel hoch gekrochen kam, umwaberte die Mitglieder des Telepathenkreises. Wie eine weißliche Firnis umgab er sie. Machte aus der schwarzhaarigen Aruula eine ältliche Matrone, aus der kleinen Faathme ein Hutzelweib, aus den Nosfera zitternde Greise.
    Was war Einbildung, was war Realität? Spielten ihm seine Sinne einen Streich? Oder war er schlicht und einfach überfordert?
    »Ah!« Ein Nosfera schrie plötzlich auf. Wie von elektrischen Schlägen durchzuckt, stießen die Bluttempler und Barbarenfrauen die Hände der jeweilig anderen von sich.
    Ein leises Wimmern drang vom abgestorbenen Eichenwipfel herab.
    »Faathme!«, rief Matt, sprang in den nunmehr unterbrochenen Telepathenkreis, kletterte hinauf ins Geäst und umklammerte behutsam die kleine Frau, bevor sie sich etwas antun konnte.
    Denn ihr Blick war der einer Irren.
    Behutsam löste er ihre verkrampften Hände und ließ sie vorsichtig auf den festen Erdboden hinab.
    »Aruula?«, fragte er die Barbarin, der seine größte Sorge galt. »Was war los? Ist alles in Ordnung?«
    Der seltsame Nebel hatte sich verzogen. Im letzten Abendrot erhob sich Aruula.
    Schwankend und schweißüberströmt, aber offensichtlich Herrin über ihre Sinne.
    »Aiko!«, sagte sie tonlos und deutete mit ausgestreckter, zitternder Hand hinab in die Ebene. »Es ist etwas Schreckliches mit ihm passiert.«
    ***
    Thul’hal’neiro beachtete die Primärrassenvertreterin nicht weiter, als sie ihre seltsam anmutende Konversation mit dem hochgereckten Pflanzentriebling aufnahm.
    Veda’hal’lodu, sein Begleiter, schwieg ebenso. Es war nicht das erste Mal, dass das seltsame Geschöpf hierher kam und die Kommunikation zu einem irdischen Pflanzenwesen suchte, dessen existenzielle Prozesse auf einer gänzlich anderen Daseinsebene abliefen.
    »Ich spüre das Bedürfnis, über etwas nachzudenken«, sagte er, die Sprache der Menschen benutzend anstatt der mentalen Kommunikation.
    Thul’hal’neiro nickte. Denn sein Partner, so viel hatte er mittlerweile akzeptieren müssen, würde sich keinesfalls davon abbringen lassen, sich während der nächsten paar Zeiteinheiten in einen merkwürdigen Zustand der Emotionalisierung zu versetzen. Er war dann nicht ansprechbar, strukturierte in unregelmäßigen Abständen seine Glieder und Geschlechtsmerkmale um und ließ keinen Gedanken eines anderen Daa’muren an sich heran.
    »Was ist es, das du fühlst?«, fragte Thul’hal’neiro den Gleichrangigen.
    »Das Konzept der Emotionen

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