145 - Die Suche nach Aiko
haben.«
»Lügner!«, sagte sie so leise, dass es niemand außer Matt hören konnte, und verzog das Gesicht. »Du willst bloß nicht ruhig sitzen bleiben und uns bei der Arbeit zusehen. Dich jucken die Fleggen im Hintern.«
»Aiko ist ein Freund.«
»Ja, das war er«, erwiderte Aruula. »Er wusste, worauf er sich bei seinem Auftrag einließ. Und er hätte keinesfalls gewollt, dass wir uns seinetwegen auf eine mörderische Befreiungsaktion begeben.«
»Wir?«
»Natürlich! Glaubst du, ich lasse dich alleine losziehen?«
»Aber… was ist mit dem Telepathenkreis?«
Sie packte Matt am Arm und führte ihn einige Schritte ins Abseits. Mittlerweile war das Abendrot in ein glühendes Violett übergegangen. Nicht mehr lange, und schwarze Nacht würde sich über das üppig sprießende Land senken. »Ich sollte hier nie das Kommando übernehmen, sondern nur meine Begleiterinnen und die Nosfera zusammen führen. Mittlerweile haben sie sich ausreichend beschnüffelt, würde ich sagen. Matoona, die Erste Kriegerin meines Volkes, weiß sicherlich die richtigen Antworten auf weitere Fragen der Blutsauger. Wenn du als Sohn der Finsternis ein paar ernsthafte Worte an sie richtest, sehe ich keine Probleme.« Aruula atmete tief ein und fuhr fort: »Die kleine Faathme wird wegen ihrer Fähigkeiten mehr geachtet, als du denkst. Sie vereint unsere Kräfte. Sie nimmt alle… Energie in sich auf und bündelt sie in die richtige Richtung. Ich bin mir sicher, dass sie ihre Aufgabe genauso gut wie ich erledigen kann.«
»Wer hat denn nun Fleggen im Hintern?« Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte Matt gelacht. Die Barbarin war unruhig. Das stundenlange Herumsitzen und Nichtstun behagte ihr nicht.
»Ein wenig Abwechslung könnte nicht schaden«, sagte sie und blickte gedankenvoll zu ihrem Langschwert, das sie für die telepathische Sitzung abgelegt hatte. »Außerdem… war Aiko auch mein Freund.«
Matt bemerkte ihr Zögern.
War Aiko noch immer ihrer beider Freund?
Aruula war nicht dabei gewesen, als der Unsterbliche vor wenigen Wochen Dave McKenzie erschossen hatte. Einen jener langjährigen Begleiter, die wie Jenny Jensen, Jacob Smythe und er in diese Zeit versetzt worden waren. Der Schuss war gerechtfertigt gewesen, hatte er damit doch Matts Leben und das hunderter Japaner gerettet. Aber die Skrupellosigkeit, diese maschinelle Emotionslosigkeit, mit der der Unsterbliche zu Werke gegangen war – sie hatte Matt zu Tode erschreckt.
Und er hatte mit Aruula lange darüber gesprochen.
Aiko war einmal ihr Freund gewesen. Aber war der Cyborg mit dem künstlichen Gehirn noch immer Aiko?
»Wir sollten unsere Siebensachen packen und uns auf den Weg machen«, sagte Matt und drehte sich abrupt weg.
»Moment!« Aruula hielt ihn fest, hinderte ihn daran, den Weg durch die Dunkelheit hinab zu ihrem Versteck anzutreten.
»Du hast mir noch keine Antwort gegeben: Wie kommen wir so rasch wie möglich zum Kratersee? Alleine würde ich es in vielleicht eineinhalb Tagen schaffen, mit dir in bestenfalls zwei.«
»Danke für die freundliche Einschätzung – aber ein Fußmarsch wird nicht notwendig sein. Du erinnerst dich an die X-Quads…?«
***
Früh am nächsten Morgen
Die Nosfera blickten böse unter ihren Kapuzen hervor, als sich Matt auf das X-förmige Fahrzeug schwang. Er konnte nur hoffen, dass Aruula Recht behielt und sich die so unterschiedlichen Gruppen, die hier in dem kleinen Versteck versammelt waren, zusammenraufen würden.
»Sie sind mir für alles verantwortlich, was den Ablauf der Aktionen betrifft«, mahnte er Lieutenant McManus. »Gehen Sie kein allzu großes Risiko. Überfordern Sie die Leute nicht – und sprechen Sie sich mit Faathme ab. Hören Sie auf die Frau! Sie kann die Kräfte der Telepathen am besten einschätzen und wird von allen akzeptiert.« Er klopfte auf sein Funkgerät, das er mit einem Clip an der Halterung hinter dem schmalen Windschild befestigt hatte. »Wir bleiben in Kontakt. Mr. Black in Moskau habe ich ebenso über unseren Einsatz informiert wie Miki Takeo in Berlin. Die beiden sind am nächsten dran, falls etwas schief laufen sollte.«
Die junge Frau zwinkerte nervös. Sie war sichtlich überfordert, und sie würde ein paar schwere Tage durchmachen. Aber er konnte ihr nicht helfen; da musste sie durch. Aikos Leben war für ihn vorrangig.
»Bereit?«, fragte er Aruula, die sich bislang mit Matoona, der Ersten Kriegerin, unterhalten hatte.
»Wenn du es bist?« Sie grinste ihn
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