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145 - Die Suche nach Aiko

145 - Die Suche nach Aiko

Titel: 145 - Die Suche nach Aiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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ist… interessant«, entgegnete sein Partner kurz angebunden.
    »Du projizierst deinen Verstand tatsächlich in die Geistesverfassung einer primitiven, von Instinkten geleiteten Lebensform?« Die Frage war rein rhetorisch, denn selbstverständlich wusste Thul’hal’neiro, worum es ging. Es war ein offenes Geheimnis, dass sich einige ihrer Rasse, die sich aus den Transportkristallen gelöst und in die speziell gezüchteten Wirtskörper versetzt hatten, mit den niederen Geistesebenen der Primärrassenvertreter experimentierten.
    Manche sahen darin eine Gefahr. Manche wunderten sich, dass der Sol nicht energisch dagegen vorging. Und manche mutmaßten gar unter vorgehaltener Hand, dass Ora’sol’gudoo selbst von den fremdartigen Emotionen befallen war.
    »Probier es selbst einmal aus«, empfahl ihm Veda’hal’lodu.
    »Ich wüsste nicht wie, und ich wüsste nicht warum.«
    »Damit du dir dein eigenes Urteil bilden kannst«, entgegnete sein Partner. »Ich spüre deinen Widerwillen gegen mich und dem, was ich tue.«
    Spüren… was für ein minderwertiger Ausdruck! Mit diesem Wort konnte man keinesfalls klassifizieren. Es deutete lediglich die Möglichkeit an, zu interpretieren.
    Es gab nichts, das einem seines Volkes mehr Unbehagen bereitete, als Vermutungen anzustellen. Jegliche Form des inneren strukturellen Zusammenhalts ging dabei verloren.
    Muster wurden zu Chaos, Gliederungen zu sinnesverwirrenden Nicht-Ordnungen.
    Andererseits… warum sollte er sich nicht einmal in die Situation eines Primärrassenvertreters versetzen? Würde es denn nicht die Suche nach ihrem Feind Mefju’drex und seiner Komplizen erleichtern, wenn man abschätzen konnte, wie sie funktionierten?
    »Was sind die Folgen eines Versuchs?«, fragte Thul’hal’neiro nüchtern.
    »Dein Weltbild wird sich verändern«, antwortete Veda’hal’lodu. »Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war.«
    Lächerlich! Wie hatte sein Partner jemals in die Klasse eines Hal, eines Bewährten, aufsteigen können, wenn er sich bereits von kleinsten Fremdeinflüssen derart beeindrucken ließ? Durch nichts zu beeinflussende Objektivität war alles, worauf es in der Existenz eines Daa’muren ankam.
    Immer wieder blickte er zu Lin’croo. Der weibliche Primärrassenvertreter kümmerte sich auf sinnentleerte Art und Weise um mehrere Pflanzen und beachtete sie, ihre Aufpasser, nicht weiter.
    »Ich bin bereit«, sagte Thul’hal’neiro also, in dem Bewusstsein, stärker als alles zu sein, das seinen Verstand zu irritieren versuchte. »Was soll ich tun?«
    »Nichts«, antwortete Veda’hal’lodu.
    Er zog die Mundwinkel nach oben, sodass sich ein Gesichtsausdruck ergab, den die Primärrassenvertreter als Lächeln bezeichneten.
    »Lass es einfach geschehen.«
    Was für eine unlogische, widersinnige Anweisung! »Und wie soll ich dieses Nichts tun?«, hakte er nach.
    »Ich gebe dir die erste Lektion. Ich vermittle dir die einfachste Emotion.«
    Veda’hal’lodu kam näher zu ihm heran und trat ihn unvermittelt, mit voller Wucht, gegen ein Gelenk seiner unteren Extremitäten.
    »Was hatte diese Aktion für eine Bedeutung?«, fragte Thul’hal’neiro. »Sie entbehrt jeglicher Logik.«
    »Einem Primärrassenvertreter hätte ich damit die so genannte Kniescheibe zertrümmert und er wäre brüllend vor Schmerz zu Boden gegangen«, erzählte sein Gefährte, ohne weiter auf die Frage einzugehen.
    Diese Unpräzision in Bezug auf die Sprache war auch so eine Eigenart, die sich jene Daa’muren angeeignet hatten, die mit Emotionen experimentierten.
    »Sein Knochengerüst wäre weiter ins Ungleichgewicht geraten«, fuhr Veda’hal’lodu fort. »Der Mensch hätte die Kontrolle über seinen Körper verloren und deswegen gestürzt.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Die Schmerzrezeptoren an den Nervenenden senden Signale an das menschliche Gehirn, an den so genannten Thalamus, wie Jeecob’smeis mir erklärte. Versuche diesen Gedanken nachzuvollziehen.«
    Thul’hal’neiro schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Wie sollte er seinen streng logisch laufenden Verstand, die ontologisch-mentale Ebene, mit dem verbinden, das die Primärrassenvertreter »Empfinden« nannten?
    (Probier es einfach), dachte Veda’hal’lodu. (Auch du bist bereit dafür! Es ist auch nichts Verwerfliches; wir passen uns lediglich den Lebensumständen auf der Erde an.) (Wie kommst du darauf, dass ich dafür bereit wäre?) (Bis jetzt lief unsere ganze Kommunikation auf verbaler Basis ab. Dir ist es

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