145 - In den Fängen der Dämonenspinne
klebrigen, fast armdicken Stränge unter ihm gaben wippend nach.
Was war das nur?
Stanton rechnete schon damit, durch die
Gegenbewegung wieder nach oben geschleudert zu werden.
Doch diese trat nicht ein. Als Wäre er in
Leim gefallen - so klebte er fest, unfähig Arme, Beine und Kopf in die von ihm
gewünschte Richtung zu bewegen.
Die kunstvoll gewebten Maschen erinnerten an
ein überdimensionales Spinnennetz.
Stantons Herz schlug wie rasend. Das Blut
hämmerte in seinen Schläfen.
Er nahm alle Kraft zusammen, um sich von dem
klebrigen Untergrund zu lösen.
Doch er konnte sich nicht befreien, so sehr
er sich auch anstrengte.
Er riß und zerrte bis zur Erschöpfung. Dann
lag er schweratmend da, und in seinem Schädel dröhnte es, als ob ihm jemand
einen Schlag versetzt hätte.
Sekundenlang schloß er die Augen und
versuchte tief und ruhig durchzuatmen. Er mußte wieder zur Ruhe und damit zu sich
selbst kommen.
Die Tür, die er passiert hatte, stand noch
immer weit offen. Sie lag dem Eingang nach draußen gegenüber. Und von da aus
konnte das bleiche Licht des Vollmonds auch hier hereinscheinen.
In der schummrigen Atmosphäre erkannte Tony
Stanton seine verzweifelte Situation.
Das Spinnennetz war so groß, daß sich alles
in ihm sträubte, es als gegeben hinzunehmen. Er glaubte eher, einen furchtbaren
Alptraum zu haben, aus dem er hoffentlich jeden Augenblick erwachte . . . doch
dies war nicht der Fall. . .
Er lag nahe dem Zentrum. Die gewaltigen Fäden
mit ihrer großen Klebekraft hielten ihn fest.
Er konnte keinen Finger, keinen Zeh mehr
bewegen. Das einzige, was noch genügend Bewegungsfreiheit besaß, waren seine
Augen. Er verdrehte sie so stark, daß sie schmerzten.
Unter ihm lag der Boden eines muffigen,
feuchten Kellers, in dem sich schattenhaft mehrere große Ratten bewegten. Ihnen
war seine Ankunft nicht entgangen. Sie witterten ihn und waren erregt. . .
Er nahm die dunklen Körper und die kalt
glitzernden Augen der Tiere wahr, die unter ihm aufgeregt einen wilden Tanz
aufführten, als wüßten sie, daß er...
Alles in ihm wehrte sich gegen den Gedanken,
der sich ihm da aufdrängte.
Es ging ihm nicht aus dem Kopf, daß er im
wahrsten Sinn des Wortes ins Netz einer Spinne gegangen war und daß die Ratten
dort unter ihm sich bereits auf die Hinterbeine stellten und versuchten, zu ihm
emporzuklimmen, und genau wußten, daß etwas von ihm übrig
bleiben würde . ..
Aus den Augenwinkeln nahm er etwas Helles
wahr. Es hing - wie er - in den klebrigen Maschen des Netzes.
Eine eisige Hand schien sich in sein Herz zu
krallen.
Sandra! Ihr helles Haar leuchtete in der
Dunkelheit. Sie war nicht weit von ihm entfernt. Sie war - wie er - in diese
Falle gegangen.
Er wollte etwas sagen und dann rufen. Doch
Worte lösten sich nicht aus seinem Mund, als er die Erschütterung spürte, die
durch das gesamte Netz lief.
Der Signalfaden! Weil Sandra und er hier
herabfielen, hatten sie ihn in Bewegung gesetzt.
Er verstand nicht viel vom Leben und den
biologischen Eigenarten der Spinnen, doch zumindest wußte er so viel, daß die
Spinne in einer Ecke ihres Netzes hockte und sofort darüber unterrichtet war,
wenn sich ein Insekt darin verfing.
Dann machte sie sich sofort auf den Weg .. .
Und hier - in der Überdimensionalität - war es nicht anders als im Kleinen.
Das ganze Netz schien anfangen zu schwingen.
Wie wellenförmige Zuckungen, als ob die einzelnen, gesponnenen >Fäden<
eigenständiges Leben besäßen, lief es durch den Untergrund.
Tony Stanton riß die Augen auf. Was er in dem
oben durchsickemden Licht des Mondes zu sehen bekam, raubte ihm den Atem.
Aus dem schattigen Hintergrund des Kellers
löste sich ein großer, plumper Körper. Lange, behaarte Beine staksten über das
klebrige Netz, und Tony Stanton schrie wie noch nie in seinem Leben.
Er sah die großen, schillernden
Facettenaugen, kalt und starr, und die sich bewegenden Greifer eines Wesens,
das in einen Alptraum oder in einen Horrorfilm gehörte, aber nicht in die
Wirklichkeit . . .
*
Noch vier Meilen bis Peloe .. .
Larry Brent hatte infolge der schlechten
Straßenverhältnisse die Geschwindigkeit beträchtlich drosseln müssen.
Auf der ganzen Strecke waren ihm zwei
Fahrzeuge begegnet.
Er kam an die Straßenkreuzung. Die
Scheinwerfer seines Lotus’ rissen die Aufschrift der Holztafel aus dem Dunkeln.
Links ging es nach Peloe weiter - rechts nach Stanville.
Er zog den Wagen nach links. Es würde
bestimmt nicht schaden,
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