145 - Mädchen, Monster, Sensationen
ihm blöd kamen, würden sie ihn kennenlernen. Er war ein gutherziger Mensch und hatte für vieles Verständnis, aber für so etwas nicht.
Auf Zehenspitzen näherte er sich der Schlafzimmertür, die nicht ganz geschlossen war. Schritte dahinter. Dann fiel eine Lade auf den Boden.
Vandalen! dachte Randall grimmig.
Er erreichte die mattweiße Schleiflacktür. Sein Puls tickte etwas schneller, aber nicht übermäßig. Er hatte sich nach wie vor gut unter Kontrolle.
Für welchen Auftritt sollte er sich entscheiden?
Hineinstürzen - überraschen, überrumpeln?
Oder zuerst die Lage sondieren?
Randall entschied sich für letzteres. Er drückte die Tür behutsam Stück für Stück auf. Immer mehr war vom Schlafzimmer zu sehen. Auf dem Boden lag ein blutbesudelter Ärztekittel.
Der Anblick von Blut rief bei Randall stets ein mulmiges Gefühl hervor. Er kämpfte dagegen an und drückte die Tür noch weiter auf. Im Raum herrschte ein heilloses Durcheinander.
Wäsche und Bettzeug waren überall verstreut, und Randall erkannte, daß er es mit nur einem Einbrecher zu tun hatte. Das gab ihm Auftrieb.
Aber Moment…
Einbrecher?
War das nicht… Das war doch…
»Adam?«
Was war da für ein Blödsinn gemeldet worden? Adam Seagrove war doch nicht tot! Randall sah den Nachbarn zwar nur von hinten, aber es bestand für ihn nicht der geringste Zweifel, daß er es mit Adam Seagrove zu tun hatte.
Da sieht man wieder mal, wie diese Journalisten recherchieren, dachte er ärgerlich. Der Mann ist quicklebendig und wird glatt als tot gemeldet. Adam sollte sie dafür zur Verantwortung ziehen, jawohl, verklagen sollte er sie.
Adam Seagrove drehte sich um. Auch im Schlafzimmer war das Rollo heruntergezogen, deshalb war es ein wenig schummrig im Raum, aber Leif Randall konnte seinen Nachbarn dennoch unschwer und zweifelsfrei erkennen.
Doch wie sah Adam aus?
Er war schrecklich blaß.
»Habe ich Sie erschreckt, Adam?« fragte Leif Randall. »Das täte mir leid, aber… Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, daß in den Nachrichten gemeldet wurde… Naja, als ich sah, daß sich jemand in Ihrem Haus befindet, dachte ich… Ich bin froh, daß Sie okay sind, Adam.«
Seagrove griff nach einem Gegenstand, der auf einer Eichenkommode lag. Randall erkannte, daß es sich um ein Skalpell handelte.
»Woher haben Sie denn dieses Chirurgenmesser?« fragte er verwundert. »Und der Ärztekittel da… Wieso ist der voll Blut?«
Seagrove antwortete nicht. Er setzte sich mit schleifenden Füßen in Bewegung.
Dutzende Filme fielen Leif Randall plötzlich ein. Graue, maskenhafte Gesichter, blicklose Augen, leere Mienen… Die Zombiefilme regten Randall immer am meisten auf.
Diese lebenden Leichen waren seelenlose Killer, die jeden ermordeten, dessen sie habhaft wurden. Sie bewegten sich so wie Seagrove, sahen aus wie er, redeten auch nicht…
Die Erkenntnis, daß er einen Zombie vor sich hatte, war für Leif Randall, deshalb naheliegend.
***
Reenas hatte mich schwer getroffen. Mein Geist war wie paralysiert. Ich bekam nur noch in Bruchstücken mit, was passierte. An Verteidigung war nicht mehr zu denken.
Ich fühlte mich ausgelaugt und total verbraucht. Ich glaubte, nicht einmal mehr die Kraft zu haben, den kleinen Finger zu bewegen.
Ich trug das unsichtbare Höllenschwert auf dem Rücken, war jedoch nicht fähig, es zu ziehen und gegen den schwarzen Druiden einzusetzen.
Reenas hatte gewonnen. Ein verdammter Zufallstreffer hatte den erbitterten Kampf entschieden. Mit meinem Restfünkchen von Geist begriff ich, daß mir mein Todfeind nun das Leben nehmen würde, und ich sah mich außerstande, ihn daran zu hin - denn.
Es wäre nicht nötig gewesen, aber der schwarze Druide spielte auch noch falsch. Er bewies damit, was für einen miserablen Charakter er hatte.
Bevor er sich mir näherte, holte er sich seinen Stockdegen. Mit einem jähen Ruck riß er die schlanke Klinge aus dem Holz. Er richtete die Spitze gegen mich und kam auf mich zu.
Du bist tot - tot - TOT! hämmerte es zwischen meinen heißen Schläfen.
Reenas hätte niemals bis zuletzt ohne Waffe gekämpft. Das sagte er mir sogar, und er lobte mich. »Du warst gut, Tony Ballard!«
Wenn Politiker von ihren Gegnern gelobt werden, weiß man, daß sie erledigt sind.
Hier war es ähnlich. Reenas vergab sich nichts mehr, wenn er mich lobte, denn ich lag vor der Spitze seines Stockdegens.
»Du warst gut«, wiederholte der schwarze Druide, »aber nicht gut genug für mich!«
Er setzte
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