145 - Mädchen, Monster, Sensationen
Dämonenweihe an.« Kull nickte. »Mit dir als Geschenk verschaffe ich mir beim Höllenfürsten ein offenes Ohr. Du wirst nicht in der Hölle bleiben. Asmodis wird dich auf die Erde schicken, und da werden wir uns zusammenschließen.«
Rufus hatte nichts dagegen. Ein Bündnis mit Mortimer Kull konnte und wollte er keinesfalls ablehnen.
»Weiter!« sagte der dämonische Wissenschaftler. »Wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
Dumpfe Schläge trafen den Boden.
Rufus hob den skelettierten Kopf. »Da kommt jemand. Reiter!«
In der nebligen Ferne wuchsen sie hoch, sieben dunkle Gestalten auf langen, sechsbeinigen schwarzen Tieren.
»Wollen wir uns verbergen?« fragte Rufus.
Mortimer Kull schüttelte trotzig den Kopf. »Das haben wir nicht nötig. Außerdem hätte es keinen Sinn. Sie würden nicht direkt auf uns zukommen, wenn sie uns noch nicht bemerkt hätten.«
Kull hob den Kopf und straffte seinen Körper. Er gab sich den Anschein, als wäre er der künftige Herrscher der Hölle. Als die Reiter sie erreichten, zügelten sie ihre borstigen Tiere, die durch stumpfe Rüssel Grunzlaute ausstießen.
Die Reiter trugen schwarze Ledermasken, die die obere Gesichtshälfte bedeckten. Bernsteinfarbene Augen leuchteten durch die Sehschlitze.
»Wer seid ihr?« fragte der Anführer der kleinen Horde.
»Professor Mortimer Kull«, sagte der dämonische Wissenschaftler, auf sich weisend. Dann zeigte er auf Rufus. »Mit einem Geschenk für die Hölle, das ich Asmodis persönlich übergeben möchte.«
***
Leif Randall ließ den Hammer auf und ab wippen. Als er seine Kniescheibe traf, hörte er auf damit. Zwischen den beiden Häusern gab es keinen Zaun. Eine dichte, derzeit blattlose Fliederhecke trennte die Grundstücke.
Randall drückte sich durch die Sträucher. Ein Zweig brach, fädelte sich in die Knopfleiste seines Hemds ein und zerriß den Stoff. Kann passieren, dachte Randall. Diese Hongkong-Hemden sind zum Glück nicht teuer.
Er befreite sich von dem Zweig, der ihn nicht durchlassen wollte, und näherte sich kurz darauf der Terrasse des Nachbarhauses. Drei Holzbänke standen um einen quadratischen Tisch.
Seagrove hatte sie winterfest in Plastik verpackt. Randall stolperte die Stufen hinauf. Er stürzte beinahe auf die Fliesen, fing sich gerade noch und näherte sich einer der beiden Türen. Das Glas spiegelte so sehr, daß er nicht hindurchsehen konnte.
Als er die Augen mit der linken Hand etwas abschirmte, gab die Tür nach. Randall zögerte nicht einzutreten. Er hatte das Recht, ja geradezu die moralische Verpflichtung als Nachbar, hier nach dem Rechten zu sehen.
Im Wohnzimmer lag ein Teppich auf dem anderen. Der Geschäftsmann Seagrove verstand es, Geld zu machen, und er wußte es in bleibenden Werten anzulegen.
Jeder dieser Teppiche war teuer, und ringsherum standen Antiquitäten auf Anrichten, Tischen und in Vitrinen. Aus aller Herren Ländern hatte Adam Seagrove diese kleinen Kostbarkeiten nach Hause gebracht.
Es lohnte sich, in dieses Haus einzubrechen. Dumpfes Gepolter drang an Leif Randalls Ohr. Er hob den Kopf und blickte zur Decke.
»Aha«, murmelte er. »Dort oben seid ihr. Ihr geht wohl besonders gründlich vor, wie?«
Randall blieb mit der Schuhspitze an einer Teppichecke hängen und wäre fast mit dem Hammer auf eine große, sehr alte Bodenvase gefallen.
Nun rügte er sich doch ein wenig. Er sagte sich, er müsse sich etwas mehr zusammennehmen, sich besser konzentrieren. Von diesem Augenblick an passierte ihm auch tatsächlich kein Mißgeschick mehr.
Unversehrt gelangte er aus dem Wohnzimmer, und er hatte auch die Einrichtung nicht beschädigt. Er trat an die Treppe, die zum Obergeschoß hinaufführte, und kniff die Augen zusammen.
Was würde wohl passieren, wenn er jetzt rief: »Hier ist die Polizei! Kommen Sie auf der Stelle herunter!«
Die Kerle würden wahrscheinlich aus dem Fenster springen und die Flucht ergreifen.
Er stieg langsam die Stufen hinauf -ganz der einsame Held, der allein für Recht und Ordnung sorgte.
Im Obergeschoß angekommen, verharrte er einen Moment und lauschte mit angehaltenem Atem.
Aus Seagroves Schlafzimmer kamen eine Menge Geräusche.
Sie bemühen sich nicht, leise zu sein, ging es Randall durch den Kopf. Warum auch? Sie wähnen sich allein -im Haus eines Toten. Wer sollte sie überraschen?
Seine Hand schloß sich fester um den Hammerstiel. Das war eine ungewöhnliche Waffe, aber sie würde gegebenenfalls ihren Zweck erfüllen.
Wenn diese Verbrecher
Weitere Kostenlose Bücher