1451 - Das Erbe des Grauens
Mensch, der erst über etwas nachdenken musste und erst dann etwas tat. So war es auch, denn nach einer kurzen Zeitspanne setzte sich die Gestalt wieder in Bewegung.
Dünne Arme hingen an den Seiten hinab, die wie leblos nach vorn und wieder zurück schwangen. Der Hals war kaum zu sehen. Der unförmige Kopf schien direkt auf den Schultern zu sitzen. Das dünnlippige Maul stand offen.
Johnny erwartete ihn!
Natürlich machte er sich seine Gedanken. Sie wirbelten durch seinen Kopf. Immer wieder blieb er bei einem Gedanken hängen.
Egal wohin sie auch liefen, die andere Seite würde sie immer zu fassen bekommen. Die beiden Fenster waren ebenso wenig ein Ausweg wie die Tür. Sie mussten sich dem Problem hier stellen und den Kampf annehmen, da gab es nichts.
Noch hatte Johnny Zeit. Wo gab es eine Waffe? Womit konnte er sich verteidigen? Etwas von dem Porzellan nehmen und es auf dem Kopf der Horrorgestalt zerschmettern?
Lächerlich. So etwas würde der Zombie eiskalt hinnehmen. Und an Kräften war er ihnen auch überlegen.
Eisenstangen oder andere schwere Gegenstände standen ihnen nicht zur Verfügung. Johnny dachte sogar daran, ein Feuer anzuzünden. Die Bücher würden sicherlich brennen wie Zunder, aber das hätte auch ihr Ende bedeuten können.
Fenster und Tür waren verschlossen.
Noch schlimmer als die Flammen war der Rauch. Er würde ihnen den Atem rauben und sie elendig ersticken lassen.
Johnny hatte das Gefühl, dass die Zeit raste, denn das Horrorwesen war ihm inzwischen verdammt nahe gekommen.
Er hörte in seinem Rücken bereits Petes Warnung und nickte. »Ja, ja, ich weiß.«
Er drehte sich nach links und umging den Tisch. Damit hatte er genau das Richtige getan, denn dieses mit dünner Haut bespannte Skelett hielt dort an, wo Johnny eben noch gestanden hatte.
Was tat es?
Im Moment dachte es nicht an einen Angriff. Aber es demonstrierte den beiden Freunden seine Kraft, und die bekamen vor Staunen den Mund nicht mehr zu.
Der Zombie legte seine beiden Klauen um ein Tischbein. Hart packten sie zu. Dann folgte die Drehung.
Johnny und Pete hörten das knirschende Geräusch, mit dem das Holz brach. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Sie konnten nicht mehr reden, nur starren, und sie wunderten sich, mit welcher Leichtigkeit die Gestalt ein Tischbein aus der Platte riss.
Es war genau die Waffe, die sie selbst gewählt hätten, und Pete sprach die Wahrheit zitternd aus.
»Er will uns erschlagen!«
Das befürchtete Johnny auch. Dennoch klang seine Antwort optimistisch. »Wir werden es ihm nicht leicht machen.«
Petes Blick zuckte zu ihm hin. »Wie willst du denn das schaffen?«
»Wir trennen uns!«
»Was?« Pete schüttelte heftig den Kopf. Er war in diesem Moment überfordert und kam erst wieder zu sich, als Johnny seinen Arm kräftig drückte.
»Du gehst nach links. Ich werde nach rechts ausweichen. Gleichzeitig kann er nicht uns beide angreifen. Einer kann ihn immer ablenken. Dann hat der andere auch eine Chance. Verstehst du?«
Pete gab keine Antwort. Er hatte nur Augen für das widerliche Monstrum, das mit seiner Waffe spielte. Es schaute sich das Tischbein an, klatschte damit wie prüfend gegen seine linke Klaue und richtete seine Augenhöhlen mal auf Pete und dann wieder auf Johnny, der genau aufgepasst hatte.
Er sah jetzt etwas.
Aus der Nähe gelang es ihm, in die Augenhöhlen zu schauen, und da fiel ihm auf, dass sie nicht leer waren. Tief in ihnen, möglicherweise am Ende, bewegte sich etwas. Es sah aus wie Schleim oder Gummi, das ständig zitterte.
Der Zombie konnte also sehen.
Er wusste, wo seine Feinde standen. Wenn er sah, dann bekam er auch mit, dass Johnny seinem Freund einen Stoß gab, sodass Pete zur Seite taumelte.
»Bleib da!«
»Und du?«
Jonny winkte nur ab. Er hatte andere Dinge im Kopf, als sich um Petes Befindlichkeiten zu kümmern. Hier ging es zur Sache, und da brauchte er seine volle Konzentration.
Die Gestalt hatte sich ein Opfer ausgesucht. Johnny war froh, dass die Wahl auf ihn gefallen war. Er hoffte nur, dass Pete über seinen Schatten sprang und gegebenenfalls eingriff. Zudem vertraute Johnny auf seine Schnelligkeit und auf seine Kampfkraft. Nicht umsonst hatte ihm Suko, sein Freund, mit so mancher Kampftechnik vertraut gemacht.
Da das Monstrum sich mit einem Tischbein bewaffnet hatte, musste man davon ausgehen, dass es auch damit schlagen wollte.
Es ging um den Tisch herum. Schwerfällig, etwas schaukelnd, als müsste es mit dem Gleichgewicht
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