1451 - Das Erbe des Grauens
Freundschaft zugestimmt, Bill Conolly zu begleiten. Er hätte für mich sofort das Gleiche getan.
London hatten wir bereits verlassen. Ich meine damit das kompakte London. Wir befanden uns jetzt südlich von Wandsworth. Hier wurde die Gegend ländlicher. Die letzten Hochhäuser sah ich noch im Rückspiegel, wenn ich hineinblickte.
Wir waren ein Stück der Strecke die A23 gefahren und bewegten uns auf Croydon zu. Dort wollten wir nicht hin und bogen kurz davor nach Westen hin ab.
Das Land war flach und trotzdem leicht wellig, wobei man nicht von Hügeln sprechen konnte. Die letzten Wintertage hatten in der Landschaft ihre Spuren hinterlassen. Schneereste waren noch vereinzelt zu sehen, ansonsten fuhren wir durch braungrüne Felder, die hin und wieder mit kahlen Bäumen dekoriert waren. Die Natur wartete auf den Frühling, und da machten die Menschen auch keine Ausnahme.
Wer war Kilgo?
Wir kannten ihn nicht. Wir wussten nur wenig über ihn, aber in dem kleinen Ort, den wir als Ziel hatten, konnte man uns bestimmt mehr über ihn sagen.
Mir wäre es natürlich lieber gewesen, wenn Johnny seinem Vater mehr über seinen Trip erzählt hätte. Aber das hatte ich in Johnnys Alter auch nicht getan. In dem Alter will der Mensch selbstständig sein, seinen eigenen Weg gehen und auch die eigenen Fehler machen.
Alles korrekt so weit. Nur herrschten bei den Conollys andere Voraussetzungen. Sie waren oft genug in einen dämonischen Kreislauf geraten, was nicht nur für Sheila und Bill galt. Auch Johnny zog gewisse Dinge an wie Salz das Wasser.
Das Kaff hatte nicht mal einen besonderen Namen. Vielleicht gehörte es zu Sutton, und tatsächlich sahen wir das Schild Sutton East.
»Ah ja«, sagte ich.
»Kennst du dich hier aus?«
»Nein, aber durch Sutton bin ich mal gefahren.«
»Und?«
Ich winkte ab. »Wenn du den Begriff ›tot‹ steigerst, kannst du Sutton beschreiben.«
»Sehr schön.«
»Und perfekt für ein Versteck. Für jemanden, der der Welt entfleuchen will und es nicht weit bis London hat. Wer hier lebt, der arbeitet zumeist in London.«
»Dann lassen wir uns überraschen.«
Die Überraschung bestand zunächst aus einer Mischung von alten und neuen Häusern. Der Kern allerdings bestand aus alten Bauten.
Hier wuchsen noch Bäume, es gab auch zwei Geschäfte, einen Bäcker, der nebenbei Lebensmittel verkaufte und einen Metzger.
Vor der Bäckerei sahen wir einen kleinen Lieferwagen mit offener Heckklappe stehen. Zwei junge Männer waren damit beschäftigt, Brote einzuladen. Sie wurden von einem älteren Mann durch Händeklatschen angetrieben.
»Den fragen wir«, sagte Bill.
Ich hatte nichts dagegen. Wir stiegen aus und hörten die Stimme des Mannes, der über seine weiße Kleidung einen Mantel gestreift hatte und uns einen fast kahlen Kopf präsentierte.
»Schlaft nicht ein, legt einen Zahn zu. Umso schneller kommt ihr wieder zurück ins Warme.«
Der Bäcker sah uns erst, als wir dicht neben ihm standen. Er riss überrascht die Augen auf und schaute in zwei lächelnde Männergesichter. Trotzdem wich er zurück.
»Was wollen Sie denn?«
»Vielleicht eine Auskunft«, sagte Bill.
Ein Augenpaar musterte uns von oben bin unten. »Sie gehören nicht hierher, und ich gebe grundsätzlich keine Auskünfte.«
So etwas kannte ich, damit hatte ich oft genug meine Erfahrungen sammeln können. Der Ausweis wirkte oft Wunder. Aber hier konnte ich ihn stecken lassen, denn Bill war schneller.
»Kennen Sie einen Mann namens Kilgo?«
Der Bäcker sagte nichts. Dafür sprach sein Blick Bände. Er schien nicht viel von diesem Menschen zu halten, und das gab er uns auch zu verstehen. »Er gehört nicht zu uns.«
»Das wissen wir«, sagte Bill. »Wir möchten trotzdem mit ihm sprechen.«
Der Bäcker blieb stur und schüttelte den Kopf. »Ich sage nichts. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
Dass Kilgo hier nicht gelitten war, machte die Sache noch spannender. Bevor sich der Mann zur Seite drehen konnte, hielt ich ihn zurück und bat ihn, einen Blick auf das zu werfen, was ich in der Hand hielt.
Gern tat er es nicht, aber dann tat er mir den Gefallen. Seine Lippen fingen an zu zucken.
»Scotland Yard«, fügte ich noch hinzu, was den guten Bäcker wohl beruhigte.
»Ach, und Sie wollen zu diesem Kilgo?«
»Ja.«
»Das wurde auch Zeit.« Plötzlich wurde er gesprächig.
»Warum?«, fragte Bill.
»Das ist doch ein Verbrecher, der sich hier eingenistet hat.«
»Ein hartes Urteil.«
»Zu dem ich auch stehe. Was dieser
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